Wo die Russen ihre Neujahrsferien verbringen

Wo die Russen ihre Neujahrsferien verbringen

Glaubt man den verschiedenen Instituten, die das Reiseverhalten der russischen Bevölkerung wahrend der Neujahrsferien hinterfragen, muss man davon ausgehen, dass es die wenigsten zuhause hält. Dabei scheint der Trend jedoch deutlich in Richtung Nahziel zu gehen, das Hotelgewerbe ist zufrieden.

Lediglich fünf von hundert Befragten gaben bei einer Umfrage der Agentur „Aviasales“ an, ihren Neujahrsurlaub zuhause verbringen zu wollen. Die Mehrzahl handelt allerdings getreu dem Motto: Warum in die Ferne schweifen? Laut den Verkaufsstatistiken für Flugreisen über Neujahr wurden von rund einem Drittel aller Passagiere Inlandsflüge gebucht. Auch die Hotels und Pensionen seien mancherorts fast ausgebucht, so heißt es.

Den Angaben „Aviasales“ zufolge würde zwar in diesem Jahr gerne die Hälfte aller Russen nach Europa reisen, bevorzugt nach Deutschland und Spanien, jedoch wird nur jeder Zehnte diesen Wunsch auch verwirklichen. Gewöhnlich gibt es Direktflüge aus Russland in fast alle größeren Städte Deutschlands, wobei sich München deutlich von den anderen Flugzielen abhebt. Allein von Moskau aus starten täglich bis zu 14 Flüge in die bayrische Metropole.

Dejenigen, die es sich leisten können, verbringen ihre Ferien in Ländern Asiens und Afrikas. Hierbei stehen die Türkei, Thailand und neuerdings auch wieder Ägypten hoch im Kurs der Urlauber. Ein weiterer Trend scheint sich nach der Abschaffung der Visa für russische Staatsbürger in die Dominikanische Republik abzuzeichnen. Für eine der jüngsten Destinationen auf dem russischen Reisemarkt, zeigen sich die Reiseveranstalter durchaus zufrieden.

Krim erstmals unter den beliebtesten Fünf

Der große Gewinner dieser Saison ist jedoch das inländische Gastgewerbe. Zum 1. Dezember lag die Auslastung bei den Reservierungen der verfügbaren Betten in einigen Regionen bei gut siebzig Prozent. In den Regionen Adygea, Pskow, Moskau und Karatschai-Tscherkessien, wohin es besonders die Wintersportler zieht, seien die Unterkünfte während der Ferien so gut wie ausgebucht, heißt es bei den Zimmervermietern.

Einen deutlichen Sprung nach vorn beobachtet man vor allem auf der Krim. Alleine im Januar wollen bis zu 150.000 Touristen die Ferienhalbinsel besuchen, wie der Minister für Resorts und Tourismus der Republik, Wadim Woltschenko, gegeüber der Presse mitteilte. Somit wäre die Nachfrage dort im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel gestiegen und entspricht im Großen Ganzen dem allgemeinen Landesdurchschnitt.

„Die Nachfrage für die Krim als Reiseziel ebbte dieses Jahr nach dem Sommer nicht ab, sondern erlebte sogar einen regelrechten Boom“, verkündete daher der Minister freudestrahlend und verwies auf das reichhaltige Programm, dessen Höhepunkt sicherlich das weithin sichtbare Silvesterfeuerwerk über dem offenen Meer sein wird. Damit rangiert die Krim erstmals in den „Top 5 Destinationen“ für die Winterferien.

Besonderheiten des Inlandstourismus

Analysten der Business-Plattform „Domofond“ förderten im Rahmen einer Studie Erstaunliches zutage: Demnach ziehen es die Russen, mit Ausnahme der Bewohner von Großstädten, vor, während der Neujahrsferien nicht weit von zu Hause entfernt zu sein und sich benachbarte Regionen als Reiseziele auszusuchen. So wählten, um beim Beispiel Krim zu bleiben, weit über ein Drittel der dortigen Bewohner eine Ferienunterkunft im benachbarten Gebiet Krasnodar.

Genauso viele Urlauber, die für ein paar Tage zum Entspannen kommen wollen, werden dort zusätzlich aus der angrenzenden Region Rostow am Don erwartet. Das selbe Ziel haben überdies noch über die Hälfte der Inlandstouristen aus der nordkaukasischen Region Adygeja, ebenfalls gleich um die Ecke. Dieses Reiseverhalten zu den Nachbarn ließe sich laut der Studie auch in den meisten anderen Regionen des Landes beobachten.

Vierzig Prozent der befragten Bewohner der Region Kemerowo planen demnach nach Nowosibirsk zu fahren, dafür werden fast zwanzig Prozent der Einwohner des Gebiets Krasnojarsk bei ihnen zu Hause erwartet. Und so bleibt es nicht aus, dass man auch an der östlichen Wolga und im südlichen Ural scheinbar nicht weiter als nötig verreisen will. Aus der Region Kirow und aus Baschkortostan fährt man nach Tatarstan, aus Orenburg zu den Baschkiren.

Die beiden Hauptstädte Russlands, Moskau und St. Petersburg, spielen in dieser Reisestudie dagegen keine allzu tragende Rolle, da sie sich zu jeder Saison kaum über mangelnden Zulauf aus sämtlichen Teilen des Landes beklagen können. Vielmehr flüchten sich dann deren Bewohner vor dem großen Ansturm in den Weihnachtsferien, sofern sie können, ohnehin in das umliegende Hinterland.

[mb/russland.REISEN]