WM-Stadt Sotschi: Kurort an der Russischen Riviera

Sein Debüt für sportliche Großveranstaltungen gab Sotschi am Schwarzen Meer bereits vor vier Jahren bei den Olympischen Winterspielen 2014. Seitdem werden die damals komplett neu gebauten Sportanlagen weiterhin genutzt. Das Skigebiet in den Ausläufern des Kaukasus-Gebirges sowie die Badestrände an der Küste locken jährlich bis zu vier Millionen Touristen in den südrussischen Kurort mit rund 340.000 Einwohnern.

Fischt-Stadion

Nach vierjähriger Bauzeit konnte im April 2013 das Stadion für die Eröffnungsfeier und die Schlusszeremonie der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi fristgerecht eröffnet werden. Entworfen wurde der, nach offiziellen Angaben knapp 780 Millionen US-Dollar teure, futuristische Bau von der Architekturfirma Populous aus den Vereinigten Staaten, als Bauträger fungierte das britische Buro Happold, das bereits mit Preisen für das Olympiastadion in London ausgezeichnet wurde.

Da das Fischt-Stadion während der Olympischen Spiele nur für 40.000 Zuschauer konzipiert worden war, musste es bis zum ConFed-Cup 2017 noch einmal für rund 65 Millionen US-Dollar umgebaut werden, um die von der FIFA für die Fußball-Weltmeisterschaft geforderten 47.500 Plätze bereitzustellen. Außerdem wurde das vorhandene Stadiondach wieder entfernt, da das FIFA-Reglement eine Austragung unter freiem Himmel vorschreibt. Dass das Stadion nach der WM künftig vom örtlichen Fußballklub Schemtschuschina Sotschi für seine Spiele in der zweithöchsten russischen Spielklasse genutzt wird, ist aufgrund seiner Größe ziemlich unwahrscheinlich.

Bei der Weltmeisterschaft werden Belgien, Panama, Deutschland, Schweden, Australien und Peru jeweils eines ihrer Gruppenspiele im Fischt-Stadion austragen. Außerdem kommt es hier zu der interessanten Vorrunden-Paarung Portugal gegen Spanien. Des Weiteren ist das Stadion Spielstätte für je eine Achtel- sowie Viertelfinal-Begegnung.

Sehenswert in Sotschi

Durch seine Lage am Schwarzen Meer hat Sotschi bereits seit dem 19. Jahrhundert gelernt, mit dem Fremdenverkehr umzugehen. Zu Rekordzeiten während der Sowjetunion zählte das Gästeaufkommen, auch wegen des Status als anerkannter Kurort, bis zu sechs Millionen Urlauber jährlich. Da zur Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland bereits die großen Sommerferien begonnen haben, ist mit einem Touristenandrang zu rechnen. Um sich einen ersten Überblick über Sotschi und seine nähere Umgebung zu verschaffen, empfiehlt sich ein Besuch des Botanischen Gartens [Dendraium]. Hier kann man sich von einer Gondel auf einen Hügel bringen lassen, von dem aus man ein herrliches Panorama genießen kann.

Zunächst fällt dabei auf, dass sich Sotschi schier endlos an der Küste entlangzieht. Über hundert Kilometer Luftlinie erstreckt sich die Stadt mit all ihren Vororten. Was also liegt näher, als ein Handtuch und die Badehose. Eine weiche Unterlage ist angeraten, da der Strand überwiegend mit Kieselsteinen bedeckt ist. Dennoch ist Sotschi ein Paradies für Aktivitäten auf und im Wasser. Belebte Uferpromenaden, die von Cafés und Restaurants gesäumt werden, laden zum Flanieren ein. Vom ehemaligen Reichtum der Schwarzmeerküste zeugt der Hafen von Sotschi. Dominiert wird dieser – es ist der größte Hafen am Schwarzen Meer – von dem palastähnlichen Hafengebäude mit seiner majestätischen Kolonnade und Galerien. Der 70 Meter hohe Turm mit seinem Helmdach erinnert nicht von ungefähr an die Admiralität in St. Petersburg.

Weitere Zeugnisse aus der Blütezeit der Region finden sich an diversen historischen Orten. Im Nationalpark von Sotschi kann man anhand der Ruinen des ehemaligen byzantinischen Tempels Loo aus dem 10. bis 12. Jahrhundert Spuren des Christentums im Nordkaukasus erkennen, bevor die Region islamisiert wurde. Anhand der Mauerreste fanden Archäologen heraus, dass der Tempelkomplex im 15./16. Jahrhundert zu einer Festung umgebaut wurde. Ein weiteres befestigtes Bollwerk, das Fort Alexandrija, wurde erst im Jahr 1838 während des Kaukasuskrieges errichtet. Die Festungsanlagen gelten als Keimzelle Sotschis. Den Glanz des Kurorts in der stalinistischen UdSSR trifft man am Sanatorium Ordschonikidse. Hier traf sich einst die Sowjetelite unter Kolonnaden und Bogenfassaden zum Lustwandeln und Kuren.

Wem das nun alles zu langweilig ist, dem stehen mit dem Kaukasus, der unmittelbar hinter Sotschi bis zu 3.000 Meter über dem Meer aufragt, alle Türen offen. Örtliche Veranstalter organisieren beispielsweise regelmäßige Rafting-Touren durch die Schluchten der reißenden Gebirgsflüsse. Die Ausrüstung zum Felsklettern kann ebenfalls vor Ort geliehen werden. Insgesamt gibt es rund zwanzig Klettersteige aller Schwierigkeitsgrade, die nach europäischem Standard ausgebaut und gesichert sind. Etwas beschaulicher kann man den mächtigen Kaukasus auf endlosen Wandertouren erleben. Für die Nachtschwärmer haben unzählige Tanz- und Vergnügungstempel geöffnet.

Nicht erst seit den Olympischen Spielen ist Sotschi für seine vielfältige Küche bekannt. Als erstes fallen natürlich die Imbiss-Ketten auf, die Fast Food anbieten. Ein ansprechendes Sortiment, fernab von Ham- und Cheeseburgern, präsentiert die Kette W Seli Poeli, die gleich mehrere Restaurants in Sotschi und Umgebung betreibt. Neben der internationalen Gastronomie von Pizza bis Schnitzel gibt es selbstverständlich auch gute und bodenständige Hausmannskost zu erschwinglichen Preisen. Eine Besonderheit der Region jedoch ist die Kaukasische Küche, die ein wenig an die Türkische erinnert. Die Schaschliks, mit Käse gefüllte Teigfladen und deftige Suppen gelten auch im übrigen Russland als Spezialitäten. Lediglich beim schweren georgischen Wein, der nur allzu gern einen Kater beschert, ist Vorsicht geboten.

[mb/russland.REISEN]