USA warnen Bürger vor Russlandreisen

Russland ist mindestens so gefährlich wie der Sudan, Pakistan oder Niger. So weiß es Gott sei Dank das US-Außenministerium und warnt deshalb seine Bürger vor Reisen in dieses schreckliche Land. Die Viertelmillion US-Amerikaner, die jährlich in das Land einreist und Regierungssprecherin Maria Sacharowa sehen das anders.

„Angstmacherei“ sei diese Aussage des US-Außenministeriums, sagt die Regierungssprecherin Russlands, Maria Sacharowa. Sie diene einzig dem Zweck, „einen Keil zwischen beide Nationen zu treiben“, so ihre Meinung. Das Außenministerium hält dagegen, dass US-Bürger häufig „Opfer von Misshandlungen durch russische Behörden“ seien. „Die Grundlage der Steigerung des Antagonismus“ sei eine russophobe Kampagne von öffentlichen Figuren wie Barack Obama, Hillary Clinton und John McCain, kontert Sacharowa. Man drohe den US-Amerikanern in Russland unter anderem mit Erpressung, die USA haben die Antwort parat.

Was sich liest wie ein Schwank aus dem Kasperltheater, ist seit Mitte vergangener Woche vielsagende Realität. Von vier Sicherheitsstufen, die die US-Behörden als Information veröffentlicht, um US-Touristen über Gefahren in anderen Ländern zu warnen, wurde Russland in die Dritte eingestuft. „Reconsider Travel“ nennt sich diese Kategorie und besagt etwa soviel wie, „man solle seine Reise noch einmal überdenken“. Von der Halbinsel Krim sowie den nordkaukasischen Gebieten Tschetschenien und Elbrus wird ohnehin ganz abgeraten.

Russland die Hölle auf Erden für US-Bürger?

Aber auch anderswo stellt dem US-Außenministerium der Aufenthalt in Russland ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko für amerikanische Touristen dar, heißt es. In sieben Regionen des Landes herrsche zudem eine erhöhte Gefahr durch Terrorismus. Deshalb könne es jederzeit zu Angriffen auf touristische Ziele, Verkehrsknotenpunkte, Einkaufszentren und lokale Regierungseinrichtungen kommen. Um das alles hübsch zu illustrieren, wird behauptet, man habe „glaubwürdige Berichte“, die Folter und Tötungen von Homosexuellen in Tschetschenien belegen. Und auf der Krim sei es zu Missbräuchen durch die „Besatzer-Behörden“ gekommen.

Die US-Amerikaner, die sich dennoch über diese eindringlichen Warnungen hinwegsetzen, müssten in Russland besondere Sicherheitsvorkehrungen treffen, wird geraten. Meiden sollten US-Touristen deshalb unbedingt Demonstrationen und an den touristischen Hotspots ist es unerlässlich, besondere Aufmerksamkeit walten zu lassen. Dasselbe gilt natürlich auch für US-Bürger, die die doppelte Staatsbürgerschaft haben. Und wer bereits in einem russischen Gefängnis gelandet ist, für den kommt sowieso jede Hilfe zu spät.

Sicherlich, es ist die Pflicht einer Regierung, Reisewarnungen für ihre Bürger auszusprechen und auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Im aktuellen Fall der USA jedoch gleicht die Verunsicherung der Bevölkerung einer Hexenjagd. Wohlweislich sichert man sich von vornherein ab. Es könne ohnehin nur eingeschränkt Hilfe im Notfall gewährleisten werden, so das Außenministerium. Da „auf Druck der russischen Regierung“ das diplomatische Personal der USA in Russland dezimiert wurde, ist es nicht möglich die sonst üblichen Hilfsleistungen bereitzustellen, erklärt die US-Behörde, die Schuld weit von sich weisend.

Auch das deutsche Auswärtige Amt warnt vor „nicht zwingend erforderlichen“ Reisen nach Inguschetien, Tschetschenien, Dagestan und Kabardino-Balkarien und betont, dass bei einem Notfall dort nur mit eingeschränkten Hilfsmöglichkeiten der deutschen Botschaft in Moskau zu rechnen sei. Ansonsten warnen die Reisehinweise des Auswärtigen Amts lediglich vor dem, was alleine schon der gesunde Menschenverstand rät. Taschendieben ist es egal, ob sich ihre Brieftasche in einem Menschengemenge in Moskau oder Düsseldorf befindet und alleinreisende Frauen wurden auch schon in Neckarsulm Opfer von K.o.-Tropfen im Disko-Getränk.

[mb/russland.REISEN]