Touristen kommen wegen der Eiseskälte nach Jakutien

Ende Januar war es wieder soweit, das Thermometer fiel in der nordost-sibirischen Republik Jakutien auf unter 60 Grad Celsius. Dennoch sind die örtlichen Touristikbetriebe in Oimjakon, dem kältesten Ort der Erde, nicht unzufrieden mit der Zahl der, aus dem Ausland angereisten, Touristen. Scheinbar ist die Kälte ein Vermarktungsfaktor.

„Der Januar war in diesem Jahr besonders kalt, Temperaturen von minus 65 wurden am Sonntag gemessen“, sagte Tamara Wasiljewa, eine lokale Historikerin und Gästehausbesitzerin, vor ein paar Tagen gegenüber der Nachrichtenagentur Tass. „Touristen aus der ganzen Welt kommen hierher, um die Eiseskälte zu erleben“, schmunzelt sie. „In diesem Jahr durften wir schon Touristen aus Indien, China, Vietnam, der Schweiz und Australien begrüßen“, so die Ortsansässige.

Laut Wasiljewa sind Touristen in erster Linie an den extrem niedrigen Temperaturen sowie der lokalen Lebensweise interessiert. Sie wollen vermutlich wissen, wie die Einheimischen damit umgehen, folgert sie. „Wir nehmen sie deshalb mit zum Eisfischen, zu Traditionsveranstaltungen und zeigen ihnen unsere in dem extrem kaltem Klima gezüchteten Pferde“, erklärte sie und fügte stolz hinzu, dass sie gerade ein Kamerateam aus Japan hier habe, das an einem Dokumentarfilm über den „Pole of Cold“, dem Kältepol, arbeitet.

Leben geht trotz Kälte weiter

„Heute waren sie im Indigirka baden, während die Temperatur minus 58 Grad betrug“, ergänzt der Besitzer eines Gästehauses voller Anerkennung und erklärte „einige Teile des Flusses frieren nicht zu, weil es heiße Quellen gibt“. Auch Tatjana Alfjorowa, die Vorsitzende des stellvertretenden Bezirksrates des Bezirks Oimjakon bestätigt die extreme Kälte: „Die Temperaturen in der Stadt Ust-Nera fielen in dieser Woche auf minus 62 Grad Celsius.“

Alles liefe wie immer, sagt Alfjorowa. „Die Leute gehen zur Arbeit, sie kleiden sich nur wärmer.“ Lediglich die Hilfs- und Notdienste seien vorsorglich in Alarmbereitschaft versetzt worden, fügte sie hinzu. Und die Schulen seien kürzlich geschlossen worden, sagt die Beamtin noch, aber so sei alles ganz normal. „Deswegen hört doch das Leben hier nicht gleich auf. Die Kinder besuchen weiterhin eine Sportschule. Sie spielen Tennis und Fußball“, lacht sie.

Man geht im Allgemeinen davon aus, dass das Tomtor-Gebiet im Oimjakon-Distrikt in Jakutien der Kältepol der nördlichen Hemisphäre ist. Im Februar 1933 wurden hier Temperaturen von minus 67,7 Grad Celsius aufgezeichnet. Das Oimjakon-Tal ist einer der kältesten dauerhaft bewohnten Orte der Erde, immerhin leben in der Gemeinde rund 750 Menschen.

Der Name des Ortes bedeutet in der Sprache der Jakuten so viel wie „heiße Quelle“. Paradoxerweise können die Temperaturen im Sommer auf über 30 Grad ansteigen, so dass ein jährlicher Temperaturunterschied von fast hundert Grad Celsius möglich ist.

[mb/russland.REISEN]