Stewardess bei Aeroflot ein Traumjob?

Stewardess bei Aeroflot ein Traumjob?Foto: © Michael Barth

Sie sind während eines Passagierfluges so unerlässlich wie die Tragflächen und die Turbinen der Maschine: Die Stewardessen, die sich um das Wohl der Fluggäste kümmern und stets ein freundliches Lächeln im Gesicht haben. Doch wie viel ist der größten russischen Fluggesellschaft dieser Service wert?

In der Zeit, in der tollkühne Abenteurer die zerbrechlich wirkenden Kisten in der Luft und im Griff hatten und man beschloss, Flugzeuge auch als Transportmittel zur Personenbeförderung zu nutzen, war das Fliegen eine reine Männerdomäne. Ähnlich den Stewards auf den Ozeandampfern standen Flugbegleiter parat, um den Passagieren die Reise so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Das alles liegt mittlerweile rund hundert Jahre zurück.

Heutzutage kümmern sich fast ausschließlich junge Damen um die kleinen und großen Belange der Fluggäste. Kaum ein Wehwehchen, das nicht an Ort und Stelle behoben werden könnte, kein noch so ausgefallener Servicewunsch, der nicht umgehend versucht würde, erfüllt zu werden, scheint den treuen Seelen in der Kabine das eingemeißelt scheinende, omnipräsente Lächeln aus dem Gesicht vertreiben zu können.

Eingemeißeltes Lächeln

Sie begrüßen die Passagiere an Bord mit freundlicher Miene und einem unerschütterlichen Blick, dem kein Wunsch der Passagiere entgeht. Die Arbeit einer Stewardess kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Meist gelten Flugbegleiterinnen, so die landläufige Meinung, lediglich als „Kellnerinnen am Himmel“, angezogen von der Möglichkeit kostenlos um die Welt zu reisen und dafür auch noch Geld zu bekommen.

Doch es ist ein harter Job, der sich da über den Wolken abgewickelt wird. Es beginnt schon bei den Auswahlkriterien: Gesellig, stressresistent und einfallsreich müssen Stewardessen zunächst sein. Hinzukommt, dass Flugbegleiterinnen keinen Sprachfehler und auch eine makellose Haut haben sollten. Unvorhergesehene Situationen vor, während und nach eines Fluges müssen leicht und elegant gemeistert werden.

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Zudem genügt es nicht, nur weiblich, schlank und attraktiv zu sein, sondern es braucht auch eine ordentliche Portion Kraft für den Beruf. Schwere Taschen wollen in die oberen Gepäckfächer gehoben werden und die wuchtigen Türen der Flugzeuge, die es zu schließen und öffnen gilt, sind ebenfalls nicht aus Pappe. Häufige Zeitzonenwechsel, Nachtflüge, konstanter Druckunterschied, launische Passagiere und schwere Karren mit Lebensmitteln sind bei allem Make-up harte Arbeit.

Natürlich ist es unerlässlich, dass Flugbegleiterinnen Grundlagen der Ersten Hilfe beherrschen. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Anforderungen der verschiedenen Fluggesellschaften nicht sonderlich voneinander. Zwar schreibt man den angehenden Stewardessen bei Aeroflot nicht vor, wie lang sie ihre Haare zu tragen haben, dafür erwartet man jedoch Grundkenntnisse der Selbstverteidigung in brenzligen Situationen während eines Fluges.

Grundgehalt plus Zulagen

Die Fluggesellschaft habe keine feste Angebotsanfrage, teilt man bereitwillig mit. Mitarbeiter könnten daher jeden Monat unterschiedliche Beträge erhalten, je nachdem wie viel und wohin geflogen wird. Aeroflot zahle ein Grundgehalt plus diverser Zulagen, beispielsweise für Nachtflüge. Außerdem differiere man bei den Flugbegleiterinnen, ob sie ins Ausland fliegen oder nur Inlandsflüge absolvieren.

Ebenfalls richtet sich das Gehalt nach Ausbildungsniveau, Fremdsprachenkenntnissen und Arbeitserfahrung. Aeroflot würde niemals einen völlig ungelernten Praktikanten für einen internationalen Flug in der erste Klasse einsetzen, heißt es bei der Airline. Dort würden zwar Flugstunden deutlich höher bezahlt, die nötige Qualifizierung und Professionalität müsse jedoch zunächst bei Inlandsflügen unter Beweis gestellt werden.

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Das Mindestgehalt könne bei Aeroflot durchaus bei 40.000 Rubel pro Monat, das entspricht etwas über 500 Euro, ausmachen, so das Unternehmen. Das durchschnittliche Gehalt betrage laut der Fluggesellschaft tatsächlich aber gut das Doppelte. Normalerweise zahle man, abhängig von der Zahl der Angebote, rund 100.000 Rubel, etwa 1.300 Euro, auf jedem Flug an jedes Besatzungsmitglied, erläutert die offizielle Vertretung der Luftverkehrsgesellschaft.

Bordpersonal am Limit

Auch bei den Piloten gilt Aeroflot als Arbeitgeber mit der besten Bezahlung unter den Airlines. Für eine Flugstunde werden rund 7.000 Rubel ausgezahlt, nicht ganz hundert Euro. Da sich ein Flugkapitän bei Passagierflügen maximal neunzig Minuten in der Luft aufhalten darf, kommt das zu erwartende Gehalt auf ziemlich genau 630.000 Rubel, rund 8.500 Euro, inklusive sämtlicher Zuschläge. Der Co-Pilot hingegen muss sich mit der Hälfte zufrieden geben.

Was sich auf den ersten Blick recht ordentlich liest, dem widersprechen die Kapitäne. Ihnen zufolge sei es unmöglich, auf diese Flugzeiten zu kommen. Es brauche einige Tage, um sich zwischen den Flügen zu erholen, so dass vom Arbeitgeber nur noch vier bis fünf Tage effektive Arbeitszeit im Monat verrechnet werden. Somit reduziere sich das durchschnittliche Gehalt der Piloten auf etwa 300.000 bis 350.000 Rubel und das sei niedriger als bei ausländischen Fluggesellschaften.

Ein bisschen Kellnern über den Wolken, ein Flugzeug schnell einmal in drei Stunden von München nach Moskau zu bringen, die Welt bereisen und dafür auch noch bezahlt zu werden? Oder doch eher der Jetlag beim überspringen mehrerer Zeitzonen, der unregelmäßige Tag-Nacht-Rhythmus und die Aufgabe, trotz aller Ärgernisse stets strahlende Miene zum bösen Spiel machen zu müssen? Vom heiß begehrten Traumjob bleibt da nur noch wenig übrig.

[mb/russland.REISEN]