St. Petersburg will Touristengebühr einführen

St. Petersburg will Touristengebühr einführenFoto: © Michael Barth

Kurtaxe, Touristensteuer – der russische Reisemarkt hat neue Schlagworte gefunden, durch die man mehr Geld mit seinen Gästen einnehmen will. Was in anerkannten Kurorten bereits Gang und Gebe ist, soll jetzt landesweit auch in Russland eingeführt werden. Die Kulturhauptstadt St. Petersburg drängt auf die Umsetzung der Pläne.

Die St. Petersburger Behörden halten es durchaus für möglich, ab Januar 2020 eine Form der Kurtaxe einführen, sagte kürzlich der Vorsitzenden des Stadtkomitees für Finanzen, Alexej Korabelnikow, gegenüber Medienvertretern. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Vorschläge der Stadtregierung unter Berücksichtigung gleichlautender Gedanken des Finanzministerium und des Ministeriums für Kultur der Russischen Föderation entstanden sind.

Die Einführung der touristischen Maßnahme auf Bundesebene hänge laut Korabelnikow von der Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung ab. Ein realistischster Zeitrahmen wäre der 1. Januar 2020. Dieser Spielraum gebe den Behörden die Möglichkeit, das Maß der Besteuerung im Detail auszuarbeiten und die notwendige Rechtsgrundlage vorzubereiten“, so der städtische Beauftragte.

Besuch wird teurer

Der Leiter des Ausschusses stellte fest, dass eine endgültige Entscheidung über den Zeitpunkt der Einführung der Steuer und deren Höhe im Moment noch nicht gefallen sei. „Wir sehen es so, dass eine Touristensteuer den Gäste als Gebühr für die Nutzung der städtischen Infrastruktur angerechnet wird. Gleichzeitig können wir dafür eine Reihe von privilegierten Objekten zur Verfügung stellen, die von Entgelten vollständig befreit werde“, erklärte Korabelnikow.

Außerdem könne die Höhe der Gebühren je nach Jahreszeit, Kategorie und Art des Objekts sowie vieler anderen Faktoren ja unterschiedlich ausfallen, relativierte er nach den ersten ersten kritischen Stimmen. Einem Vorschlag der St. Petersburger Behörden zufolge solle der Steuersatz bei der ersten Einführung zwei Prozent der Lebenshaltungskosten ohnehin nicht übersteigen., da die Touristensteuer keine Unterschiede zwischen in- oder ausländischen Touristen kenne.

Gleichzeitig wird auch vorgeschlagen, den Regionen das Recht einzuräumen, den Steuersatz des Einkommens, das aus der Touristengebühr resultiert, auf Null zu senken, so dass sie keine wesentlichen Auswirkungen auf die Tourismusindustrie habe, sondern eine zusätzliche Finanzierungsquelle für Aktivitäten zur Förderung von Kultur und Tourismus geschaffen werde.

Weltweite Praxis

Korabelnikow verwies auf frühere Pläne, die ein bis zwei Prozent der Lebenshaltungskosten, vor dem Hintergrund der europäischen Maßstäbe sogar bis zu fünf Prozent, als durchaus angemessene Höhe der Touristengebühren vertretbar sehen.

Der Vorsitzende des Komitees für die Entwicklung des Tourismus in St. Petersburg, Eugen Pankewitsch, bezeichnete die Einführung der Touristengebühr als eine weltweite Praxis, die seit langem erfolgreich in verschiedenen Städten angewendet wird. „Wir haben diese Idee immer unterstützt und im Moment arbeiten wir an diesem Thema gemeinsam mit der Tourismusindustrie“, rechtfertigte der Experte die Umsetzung dieser Pläne.

Wie er betonte, wolle man in seiner Behörde sichergehen, „dass die Mittel zur Entwicklung des Tourismus und der touristischen Infrastruktur der Stadt verwendet werden“. Die sei schließlich obligatorisch, bekräftigte Pankewitsch auf Nachfrage. Als Beispiel nannte er andere Touristenstädte weltweit: „In Rom zahlen Touristen zwischen drei und sieben Euro pro Tag, abhängig von der Wohnsituation. In Wien rund drei Prozent des Übernachtungspreises und in Los Angeles vierzehn Prozent der Kosten für die Unterkunft.“

Geteilte Meinungen

Vertreter der Tourismusbranche äußern sich indes noch verhalten über die Initiative und mahnen mit der Einführung der Gebür vor übertriebener Eile. Die Leitung der regionalen Nordwest-Abteilung des Russischen Verbandes der Reiseindustrie und die regionalen Abteilung des Russischen Hotelverbandes haben einen Aufruf an den Gouverneur von St. Petersburg, Georgi Poltawtschenko, geschickt, um eine breite Diskussion mit den Vertretern der Tourismusindustrie anzuregen.

Ginge es nach ihnen, solle eine Kurtaxe nicht vor Januar 2022 eingeführt und ein Ziel für die Ausgaben durch die Einnahmen für die touristische Infrastruktur benannt werden. Ein weterer Vorschlag sei auch die Einführung der Touristengebühr nur für ausländische Gäste und die Möglichkeit, sie in der Nebensaison auszusetzen.

Die Tourismusindustrie ist eine der Prioritäten zur Entwicklung der Wirtschaft von St. Petersburg. Nach den Ergebnissen des letzten Jahres wurde die Fünfmillionen-Stadt von 7,5 Millionen Touristen besucht, die Prognose für das laufende Jahr tendiert zu über 8 Millionen Gästen. Vor kurzem vertrat Gouverneur Georgi Poltawtschenko gegenüber Nachrichtenagenturen den Wunsch St. Petersburgs, dass die Anzahl der Pilotregionen zur Einführung von Touristengebühren sowie deren Höhe für die Gäste nicht belastend sein sollte.

[mb/russland.REISEN]