St. Petersburg will Hinterhöfe dem Tourismus opfern

Die letzten heimeligen Ecken der ehemaligen Zarenstadt St. Petersburg sollen nach dem Willen der Stadtregierung auch noch für den Tourismus erschlossen werden. Einige der charakteristischen Hinterhöfe St. Petersburgs könnten künftig Besuchern offen stehen.

In den Hinterhöfen der Stadt durfte St. Petersburg bisher noch seiner selbst sein. Fernab des Trubels um den Newski Prospekt und all der Sehenswürdigkeiten, die in der Saison von Touristen regelrecht überflutet werden, bewahrte sich die Stadt hinter den Fassaden entlang der Kanäle ihr privates Gesicht. Mal schöner, meist auch trister, lebt hier das wahre St. Petersburg. Ganz ohne den aufgesetzten Prunk und Pomp seiner Fassaden. Damit soll nun Schluss sein.

Der Gouverneur der Fünfmillionen-Metropole, Georgi Poltawtschenko, erklärte jüngst, dass die Möglichkeit bestünde, die Höfe zwischen dem Ufer des Admiralitätskanals und der Uliza Galernaja zu öffnen. Dies soll im Rahmen des Konzepts für die „Entwicklung der Fußgängerzone der Stadt 20118 bis 2022“ geschehen.

Das Programm umfasst die Planung von durchgehenden Fußgängerzonen rund um die sogenannten „Dominanten“ der Stadt an der Newa, womit die touristischen Hauptanziehungspunkte St. Petersburgs gemeint sind. Weitere Pilotprojekte zu diesem Konzept sind auf der Wassili-Insel, der Petrograder Seite sowie in Kronstadt geplant. Man hofft dadurch die Stadt noch attraktiver zu gestalten und den Tourismus im „Venedig des Nordens“ zu fördern.

Mit diesem Konzept zur Förderung der Räume für Fußgänger wolle man ein gepflegtes städtisches Ambiente schaffen, erklärte der Vize-Gouverneur von St. Petersburg, Igor Albin. Der öffentliche Raum solle effizient unter Berücksichtigung der Anliegen der Bewohner in einem integrierten Systemansatz genutzt werden, sagte er.

So ähnlich wurde die Idee auch während einer öffentlichen Vorstellung des Programms formuliert. Im Rahmen einer einer Begehung des Admiralitäts.Bezirks, bei der auch die Hinterhöfe in Augenschein genommen wurden, machte Albin auf die Problemzonen aufmerksam. So schlug er vor, Heizrinnen zu installieren, damit bei Eisbildung ein Reißen der verlegten Rohre verhindert werden kann. Zudem regte er an, Verkabelungen an den Fassaden zu entfernen.

Die Stadt an der Newa will soll so um eine Attraktion reicher werden. Was die Bewohnern des Viertels von diesen Maßnahmen haben sollen, wurde offengelassen. Es sei dahingestellt, ob Horden an Touristen unbedingt zu einer besseren Lebensqualität für sie beitragen können.

[mb/russland.REISEN]