St. Petersburg en miniature [mit Fotogalerie und Video]

St. Petersburg en miniature [mit Fotogalerie und Video]Foto: © Eugen von Arb/SPb Herold

Dass die russische Kulturhauptstadt St. Petersburg auch aus der Vogelperspektive seinen besonderen Reiz hat, veranschaulichen zwei fest integrierte Ausstellungen im Herzen der Stadt. Mancher Besucher wird über die unbekannten Details der berühmten Sehenswürdigkeiten erstaunt sein, die so von der Straße aus verborgen bleiben.

Im Juni des Jahres 2011 beschloss die Verwaltung des Alexandergartens das liebevoll „Mini-St. Petersburg“ genannte Projekt einer symbolischen Karte der Stadt mit ihren zehn bedeutendsten historischen Bauwerken im Maßstab 1:30 zu realisieren. Zwischen Zoo, Artilleriemuseum, einem Kino- und Freizeitkomplex sowie dem Planetarium schuf man so eine weitere Attraktion für die Stadt, unmittelbar hinter der Peter und Pauls-Festung.

Foto: © Michael Barth

Initiiert wurde die Modellstadt von dem russischen Bildhauer Alexander Taratinow und gefördert vom St. Petersburger Energieriesen Gazprom. Die örtlichen Behörden wählten den 1845 eröffneten Alexanderpark als Standort, da dieser den St. Petersburgern seit eh und je als beliebtes, leicht erreichbares Ausflugsziel mitten in der Stadt dient. Mittlerweile ist die Miniaturstadt eine feste Größe in der ausgedehnten Parklandschaft.

Die Newa-Stadt aus einem Guss

Der Auftrag zur Fertigung der Exponate wurde an die „Gallerie 3D“ des Moskauer Museums für Architektur vergeben. Die Vorarbeiten verliefen still und lautlos, so dass der Großteil der Bevölkerung erst am Tag der Eröffnung von der Ausstellung Kenntnis nahm. Leider wurde „Mini-St. Petersburg“ schon kurz darauf zum Ziel von Souvenirsammlern, die sich der filigranen Details annahmen und die Bronzeobjekte bald komplett restauriert werden mussten.

Momentan ist das Areal mit Schlossplatz, Kasaner- und Isaaks-Kathedrale, der Admiralität und der Börse mit den Rostra-Säulen von einem gutgemeinten hüfthohen Zaun umgeben und laut Aushang videoüberwacht. Da weder der bronzene Stadtheilige Petrus, der an der Südseite der Anlage wacht, noch die Skulpturen der großen Stadtarchitekten Rastrelli, Montferrand, Rossi, Trezzini, Thomas de Thomon, Baschenow, Sacharow und Woronichin die Objekte vor Vandalismus schützen können, existieren Pläne, jede Skulptur separat zu umzäunen.

„Mini-St. Petersburg“ im Alexandergarten ist täglich von 9 bis 22 Uhr frei zugänglich. In den Wintermonaten ist die Anlage für Besucher geschlossen, da zum einen jedes Exponat per Hand vom Schnee befreit werden müsste und zum anderen der, auch sonst schon spiegelglatte, blank geschliffene Granitboden zu unfallträchtig wäre. Zu erreichen ist der Miniaturenpark bequem von der Metrostation Gorkowskaja der blauen Linie M-2 aus, wenn man den Ausgang Richtung Gorki nimmt.

Die Wasserwelt St. Petersburgs

Einen visuellen Überblick über die komplizierte Entstehungsgeschichte St. Petersburgs bekommt man wiederum durch die historische Modellanlage „Petrowskaja Avatoria“, einem weiteren Miniaturprojekt im Herzen der Stadt. Das Shopping-Center an der noch jungen Metrostation „Admiraltejskaja“ birgt unter seinem Dach ein kleines Wunderwerk der Modellbaukunst. Wer mit der Rolltreppe sämtliche fünf Etagen durchfährt und dann noch ein Stockwerk hinter sich bringt, unternimmt eine Zeitreise ins 18. Jahrhundert.

Foto: © Eugen von Arb

Auf 500 Quadratmetern ist dort ein Modell des rekonstruierten, jungen St. Petersburg im Maßstab 1:87 zu besichtigen, dessen Herzstück mit rund 20 Tonnen Wasser geflutet ist. Auch hier sind die bekannten Gebäude, wie zum Beispiel die Festung Peter- und Paul, in aller Detailtreue nachgebildet. Aber auch die später gebaute Zarenresidenz Peterhof mit ihren Fontänen und Parks breitet sich vor den Besuchern aus, die die Modelle durch eine niedrige Glasfront getrennt betrachten können.

Mitunter gibt es hier sehr ungewöhnliche Ansichten zu sehen. Beispielsweise die Werft der Admiralität, deren damalige Größe und Bedeutung erst am Modell erkennbar wird. Die von hunderten Werftarbeitern gebauten Schiffe der russischen Flotte wurden an dieser Stelle direkt an der Newa auf Kiel gesetzt. Von diesem seinerzeit gigantischen und betriebsamen Werksgelände ist heute, ebenso wie von der Inselfestung Kronstadt, deren riesige historische Anlagen inzwischen völlig verrottet sind, kaum noch etwas zu sehen.

Es fährt, raucht und regnet

Per Knopfdruck werden darüber hinaus viele Spezialeffekte aktiviert. So setzen sich beispielsweise Jagdgesellschaften in Bewegung, Droschken kommen entlang gefahren, die Kanonen der Festung beginnen zu feuern und zu rauchen oder es beginnt zu regnen. Von Zeit zu Zeit wird das Raumlicht im ganzen Saal zurückgefahren und die Nachtbeleuchtung der Modellanlage eingeschaltet, so dass eine ganz besondere Atmosphäre entsteht.

Die Miniaturlandschaft „Petrowskaja Avatoria“ beschäftigt nicht nur das Personal für die Führungen, die in regelmäßigen Abständen von 10 bis 22 Uhr Gruppen durch die Ausstellung begleiten, sondern auch ein eigenes Atelier, in dem Spezialisten Figuren und Modelle herstellen, in Szene setzen sowie in Stand halten. Gegen eine Gebühr von jeweils 350 Rubel ist sowohl die Werkstatt für das „Make up“ der Objekte, als auch das technische Innenleben der Anlage zu besichtigen.

Zur fünf Gehminuten vom Schlossplatz entfernten Ausstellung „Petrowskaja Avatoria“ gelangt man von der Metrostation Admiralitejskaja der roten Linie M-1 oder der gleichnamige Bushaltestelle. In der sechsten Etage unter dem Dach des Einkaufs- und Unterhaltungskomplexes im Eckhaus der Uliza Malaja Morskaja 4 befindet sich das Museum „Wassergebiet Petrowskaja“. Der Eintritt beträgt 450 Rubel, beziehungsweise 250 Rubel für unter 18-jährige. Zudem werden Familientickets angeboten.

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[Michael Barth/russland.REISEN und Eugen von Arb/SPb Herold]