Spaziergang auf St. Petersburgs gefrorenen Kanälen

Spaziergang auf St. Petersburgs gefrorenen KanälenFoto: © Eugen von Arb/SPb Herold

Die stabilen Frosttemparaturen ermöglichen dieses Jahr wieder den Volkssport des „Kanalwanderns“. An den letzten Wochenenden gingen die Petersburgerinnen und Petersburger gleich in Massen aufs Eis – auf der Newa, der Fontanka und all den andern Kanälen.

Das Betreten des Eises ist offiziell bis im Februar verboten – dabei wird immer auf Nummer sicher gegangen, weil es in der Übergangszeit immer wieder zu gefährlichen Einbrüchen kommt. Dank der diesjährigen Kälte wurde das Eis jedoch bereits im Januar freigegeben und mit der ersten Sonne ging das Volk gleich in Massen auf die gefrorenen Wasserflächen hinaus.

Ungewohnte Sicht auf die Stadtkulisse

Einer der schönsten und beliebtesten Punkte für einen Eis-Spaziergang ist der Abschnitt um die Anitschkow-Brücke beim Newski-Prospekt. Dort gingen die Menschen mit Kind und Kegel, auf Skiern, Schlitten und Fahrrädern auf das Eis und genossen die ungewohnte Sicht auf die schöne Stadtkulisse.

Auch an anderen Stellen wagten sich die Menschen auf die gefrorene Fläche, wie zum Beispiel auf der Newa. An der Strelka, am Flussufer vor dem Börsengebäude, ist der „Tanz auf dem Eis“ für Brautpaare ein Muss. An gewissen Stellen ermöglicht der Weg über das Eis eine willkommene saisonale Abkürzung. Aber Vorsicht, riskante Alleingänge besonders in den kalten Nächten sind gefährlich! Um die Brücken ist die Eisfläche oft unregelmässig gefroren und besonders glatt.

Politische Agitation auf dem Eis

Am 3. März brach in der Mitte der Newa, wo jede Nacht ein Eisbrecher die Eisfläche teilt, eine Frau ein und wurde vom Katastrophenschutz geborgen. Sie wurde mit einem Taxi nach Hause gebracht. Die wichtigsten Eisflächen werden überwacht, unter anderem sind die Helfer mit Luftkissenfahrzeugen unterwegs.

Auch für politische Agitationen wird das Eis genutzt. So versuchten am 4. März bei der Belinsky-Brücke Aktivisten eine Anti-Putin-Losung auf das Eis zu malen – Sie wurden jedoch noch vor der Vollendung ihres Werkes von der Polizei festgenommen. Auf ein Strafprotokoll wurde verzichtet, die angefangene Losung war bereits nach 15 Minuten wieder entfernt.

[Eugen von Arb/St. Petersburger Herold]