Russlands erstes Pilzrestaurant öffnet seine Pforten

Russlands erstes Pilzrestaurant öffnet seine Pforten

In Rjasan soll im Lauf dieses Jahres das erste Restaurant des Landes eröffnen, auf dessen Speisekarte ausschließlich Pilzgerichte zu finden sein werden. Russland und die Pilze – eine Symbiose, die von Natur aus gelungener nicht sein könnte.

Im Herbst, wenn Porling, Reizker und Co endlich ihre Hochsaison haben, gibt es für einen echten Russen ohnehin kein Halten mehr. In familiären Grüppchen oder alleine wird geschnitten was der Waldboden hergibt. Die Beute wird gekocht, gebraten und natürlich für den Winter eingelegt. Angeblich soll es im nordrussischen Gebiet Archangelsk bereits zu Mord und Totschlag um die besten Fundorte gekommen sein.

In Rjasan, um schnell den Ort zu wechseln, will man neuerdings den Tourismus ankurbeln und zu diesem Zweck alles nur Erdenkliche in die Wege leiten, damit sich die Gäste dort wie zu Hause fühlen. Rund siebenhundert Millionen Rubel, das entspricht etwa neun Millionen Euro, stehen dem regionalen Tourismus-Entwicklungsprogramm dafür zur Verfügung. In mehreren Gebieten der Region wurden bereits verschiedene Einrichtungen für den Inlandstourismus geschaffen.

Schwammerl-El Dorado vor Moskaus Toren

Obzwar Rjasan nicht mehr zum Einzugsgebiet des Goldenen Rings gehört, sehen die zuständigen Behörden aufgrund der geographischen Lage dennoch gute Chancen für eine Anbindung an den großen Touristenstrom aus den benachbarten Regionen. Zudem entwickele sich der ökologische und individuelle Tourismus in Rjasan mit der gleichen Rasanz wie andernorts auch.

„Der gastronomische Tourismus hat gute Aussichten in der Region. Wir haben eine Speisekarte aus der Rjasaner Küche zusammengestellt, die äußerst interessant ist. Wir nennen das Projekt ‚Rjasan hat Pilze mit Augen‘, verriet Nikolaj Ljubimow, der Gouverneur des Gebiets, bereits vorab bei einer Präsentation im Rahmen eines allrussischen Investitionsforums in Sotschi. „Dieses Jahr werden wir das erste und einzige Pilzrestaurant in Russland haben“, so der Gouverneur.

Ob sich allerdings nun die bereits gesammelten und fertig zubereiteten Pilze mit dem russischen Pilzsuch-Gen vereinbaren lassen oder ob es so endet wie in der Schweiz, wo Gäste aus Russland in einem Luxushotel massenweise frisch gesammelte Pilze in der Badewanne ihres Zimmers gesalzen haben, muss sich erst noch zeigen.

Rjasan hat jedoch noch weit mehr zu bieten, als nur pilzreiche Wälder. Bis zum Mongoleneinfall im dreizehnten Jahrhundert galt die, auch heute noch mit Sehenswürdigkeiten prall gefüllte, Stadt als Residenz des ausgedehnten Fürstentums Rjasan. Vom damaligen Glanz des Landes an der mittleren Oka schrieb bereits der Arabische Geograf Abu Hamid al-Gharnati, der die Region zwischen 1150 und 1153 besuchte.

Zeugnis von dieser einstigen Größe gibt der Kreml, der im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert zur größten Zitadelle im gesamten Südrussland heranwuchs, bis die Stadt schließlich mitsamt dem Fürstentum unter Moskauer Herrschaft fiel. Dennoch blieb der Ort einer der wichtigsten Handelsplätze des russischen Reiches. Gegenwärtig wurde Rjasan zur diesjährigen Neujahrshauptstadt Russlands auserkoren. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.

[mb/russland.REISEN]