Russland feilt an der erleichterten Einreise

Russland feilt an der erleichterten EinreiseFoto: © Michael Barth

Dass bis zum Jahr 2021 zum erleichterten Grenzübertritt in die Russische Föderation E-Visa eingeführt werden sollen, ist schon längst beschlossene Sache. Nun tüftelt man im Außenministerium an den Feinheiten.

Es geht inzwischen nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie. Experten prognostizieren dem Land durch die Einführung sogenannter E-Visa zur erleichterten Einreise ein deutliches Plus bei den Touristenzahlen. Mittlerweile kann Russland sogar auf Erfahrungswerte in Kaliningrad sowie im Fernen Osten des Landes zurückgreifen, wo erste Pilotversuche zeigen sollten, wie sich der Plan in der Praxis bewährt.

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Noch lässt sich über die Zahlen aus St. Petersburg und dem Leningrader Gebiet nichts sagen, dafür ist der Zeitraum schlicht zu kurz. Pünktlich mit dem 1. Oktober wurde auch für die einstige Zarenstadt und deren näheres Umland die Einreise per E-Visa eingeführt. Somit entfällt für ausländische Touristen, die nicht länger als acht Tage bleiben, die umständliche, und zudem auch kostspielige, Einreiseprozedur wie bisher.

Zukunftsorientierte Lösung

„Ich glaube, dass dies eine revolutionäre Lösung für den Tourismus ist, die mit Spannung erwartet und gleichzeitig für die Branche unerwartet ist“, zeigte sich Sergej Kornejew, der stellvertretende Leiter des Bundesamtes für Tourismus, gegenüber St. Petersburger Medien zukunftsorientiert. „In der heutigen wettbewerbsintensiven Welt kämpfen alle Länder um Touristen und eine der effektivsten Möglichkeiten, um sich zu behaupten und zu gewinnen, ist die Visaliberalisierung.“

Zwar wisse er, „dass der Wachstumsprozess des Touristenstroms einige Zeit in Anspruch nehmen wird“, denkt aber auch, dass er, nach ersten sichtbaren Ergebnissen, weiter zunehmen werde. Nun sei es seiner Meinung nach wichtig, den Reisenden Informationen über den Mechanismus elektronischer Visa zu vermitteln. Hierbei sei, so Kornejew, das jeweilige Stadtmanagement in der Pflicht.

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Auch im Fernen Osten habe man bisher gute Erfahrungen sammeln können, heißt es, obwohl Staatsbürger aus der EU und anderen westlichen Staaten bei der Regelung sogar ausgeklammert wurden. Dort, am anderen Ende der Welt, konzentriert man sich schwerpunktmäßig auf die Touristen aus den asiatischen Ländern. Und das mit sichtlichem Erfolg. Reiseveranstalter haben es frühzeitig verstanden, auf die besonderen Vorlieben ihres Klientels einzugehen.

Vorerst verhaltene Erwartungen

Der Vorsitzende des Verbandes der kleinen Hotels in St. Petersburg, Wladimir Wasiliew, warnt indes vor allzu euphorischen Erwartungen an die europäischen Besucher. „Nach unseren Schätzungen wird die Einführung eines vereinfachten Systems vor allem zu einer Zunahme des Passagierverkehrs aus China führen, und das Wachstum aus den Ländern der Europäischen Union wird unbedeutend sein“, so seine verhaltene Prognose.

Insgesamt, so glaubt man branchenintern, werden elektronische Visa den Städten und Regionen, die für das Jahr 2021 bestimmt werden, eher dazu verhelfen, die erfahrungsgemäß eher schwache Nebensaison auszugleichen. Bis zum Jahr 2035 strebt man allerdings mit der Maßnahme der vereinfachten Einreise dennoch ein nahezu dreifaches Wachstum bei den Touristenzahlen an. Dies geht aus der offiziellen „Strategie für die Entwicklung des Tourismus in Russland bis 2035“ hervor.

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„Ab dem 1. Januar 2021 wird das elektronische Visum im ganzen Land funktionieren“, erklärt Sazina Dogusowa, die Leiterin von Rosturizm, der staatlichen Behörde für Tourismus, und lehnt sich gleich ziemlich weit aus dem Fenster. „Russland wird das Land mit dem liberalsten Visumregime unter den Industrieländern“, sagt sie und schiebt gleich noch ein energisches „Wir warten darauf“ hinterher.

Wie einem, auf dem Bundesportal veröffentlichten, Dokument zu entnehmen ist, hat das russische Außenministerium jetzt damit begonnen, das „Projekt für ein kurzfristiges elektronisches Visum für Touristen“ vorzubereiten, mit dem Ausländer bis zu 16 Tage in beliebten russischen Städten verweilen können. „Ausländische Staatsbürger erhalten eine flexiblere und bequemere Art der Einreise und des Aufenthalts im Land“, heißt es darin nun ganz offiziell.

[mb/russland.REISEN]