Russische Airlines legen „schwarze Liste“ an

Russische Airlines legen „schwarze Liste“ anFoto: © Michael Barth

Wer im Flugzeug stänkert, fliegt nicht mehr mit – so einfach ist das. Zumindest wenn es nach einigen russischen Fluggesellschaften geht, die jetzt eine schwarze Liste über Personen anlegen wollen, die auf Flügen bereits negativ aufgefallen sind. Experten zweifeln noch an der Wirksamkeit.

Sollten Sie zum wiederholten Mal vorhaben, den Anweisungen des Flugzeugführers nicht nachzukommen, an Bord zu randalieren oder irgend etwas im Schilde führen, was den sicheren Betrieb des Flugzeugs gefährden könnte, werden Sie künftig auf eine „schwarze Liste“ gesetzt. Die Rechnung wird Ihnen dann beim Kauf Ihres nächsten Flugtickets präsentiert. Denn: Wenn Ihr Name dort registriert ist, wird man Sie einfach nicht mehr mitfliegen lassen.

Online-Flugreservierungsdienste sollen die Daten von Personen überprüfen, ob sie mit den Passagierdaten auf der „schwarzen Liste“ übereinstimmen. Ist dies der Fall, so werden die automatische Registrierung und das Flugticket verweigert. Seit Anfang Juni läuft bereits ein Modellversuch, um zu sehen, wie sich die Idee in der Praxis umsetzen lässt. Allerdings versichern die Fluggesellschaften, dass ein einmaliger Verstoß vorerst nicht rückwirkend geahndet werde.

Geteilte Meinungen bei Airlines und Experten

Maßgeblicher Vorreiter der Idee ist Aeroflot. Und wie es scheint, aus gutem Grund: Im Laufe des vergangenen Jahres verzeichnete die Fluggesellschaft zwölf Vorfälle von „inakzeptablem Verhalten“ einzelner Fluggäste. Zehn von ihnen wurden gegen Mitarbeitern der Fluggesellschaft handgreiflich, zwei weitere zeigten sich anderen Passagieren gegenüber aggressiv. Dies jedoch sei, laut Berichten anderer russischer Fluglinien, offenbar nur die Spitze des Eisbergs.

Bei der russischen Billig-Airline Pobeda hatte man seit Anfang des Jahres bisher schon dreißig Fälle von Rowdytum zu verzeichnen, heißt es von der dortigen Pressestelle. Kein Wunder, dass das Unternehmen mit der Innovation einer „schwarzen Liste“ absolut konform geht. „Das Recht, diese Liste anzuwenden, wird dazu beitragen, einen verantwortungsvolleren Ansatz potentiell aggressiver Passagiere auf ihr Verhalten zu lenken“, glaubt ein Vertreter von Pobeda.

Bei UTair hat man zwar auch schlechte Erfahrungen mit einigen Fluggästen gemacht, werde jedoch von einer doppelten Bestrafung absehen. Stattdessen setze man bei dem Unternehmen lieber auf die Effektivität von gezielten Kommunikationstrainings für seine Flugbegleiter. Auch unter den Experten der Branche ist man geteilter Meinung über die Wirksamkeit einer solchen Liste.

Während sich der stellvertretende Moskauer regionale Verkehrsanwalt Oleg Openyschew sicher ist, dass man potentielle Störer dadurch abschrecke, vertritt der Experte des interministeriellen Luftfahrtexpertenrats, Viktor Galenko, die Meinung, dass die „schwarzen Listen“ die tatsächliche Zahl der Randalierer an Bord nicht verringern würden. Für ihn stelle ein konsequentes Verbot des Alkoholkonsums in einem Flugzeug eine wesentlich effektivere Maßnahme dar.

[mb/russland.REISEN]