Reisenotizen aus Russland und der Krim

Reisenotizen aus Russland und der Krim

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen…“ Mit dieser Binsenweisheit hat schon so mancher nach großer Fahrt zumindest die Familie, Freunde und Bekannte unterhalten können, interessierte Fremde bleiben in der Regel außen vor. Katherina Füllenbach hat das Problem auf ihre Weise gelöst – sie veröffentlicht Reisepostillen.

Wenn sich Katharina Füllenbach auf große Fahrt begibt, hat die Langeweile keine Chance. Ihre Art des Reisens ist weit entfernt von den Ansprüchen eines Pauschalurlaubs oder organisierter Städtereisen, wie sie üblicherweise von der Reiseindustrie angeboten und sicherlich auch in Anspruch genommen werden. Die Autorin der Reisepostillen will mehr, selbst wenn es auf den ersten Blick weniger erscheinen mag.

Füllenbach hat das Gespür für die besonderen Kleinigkeiten, die das Leben jeden Tag aufs Neue bereithält, um in fremde Länder mit fremden Menschen einzutauchen, um herauszufinden, warum es dort so anders ist, wie zuhause. Begegnungen in Bahnen und Bussen vor Ort, zufällige Treffen auf der Straße sowie das Auseinandersetzen mit örtlichen Besonderheiten, die aufgesogen werden wollen, um das Fremde zu begreifen.

Wenn der Weg das Ziel ist

Die Reisepostillen lassen den Leser an zwei Russlandreisen der Autorin teilhaben, die sie auf die Krim und in die Transsibirische Eisenbahn von Wladiwostok nach Moskau geführt hat. Auf diese Weise entstanden zwei kompetente Wegweiser durch Russland, jedoch keine Reiseführer im herkömmlichen Sinne. Ohne den Anspruch akribischer Ausführlichkeit lässt die Autorin ihre Leser an geschichtspolitischen Gedanken und Beobachtungen teilhaben, um Russland besser zu verstehen.

Gemeinsam tritt man eine unterhaltsame Reise durch die Weite des Landes an, macht Begegnungen mit seinen Bewohnern und schmunzelt unwillkürlich über die kleinen Marotten der Mitreisenden in Bussen und Bahnen. Der Reiz dieser Reisepostillen besteht in der Regel aus den verschiedensten Unwägbarkeiten, die diese Art zu reisen zwangsläufig mit sich bringt. Wer Russland bereits kennt, dürfte die eine oder andere Anekdote der Autorin vermutlich selbst erlebt haben.

Für Russland-Unbedarfte wird sich hingegen so manche Zeile lesen, wie aus einem Abenteuerroman – kurzweilig, mitunter spannend und gleichermaßen informativ. An dieser Stelle sei ein Zitat der Autorin angeführt, das sich auf ganz Russland übertragen lässt: „Eine Gegend auf dieser Welt, von der viele Menschen eine Vorstellung haben, ohne dass sie viel darüber wüssten.“ Katharina Füllenbach nimmt sich davon nicht aus, wie sie selbst schreibt, aber lernt gerne dazu.

Es ist gerade diese nicht immer ganz funktionierende Unvoreingenommenheit, die den besonderen Charme ihrer Bücher ausmacht; der Alltag des Reisenden, der sich allmählich seiner Stereotypen beraubt sieht. Im Selbstverlag erschienen und mit ihren eigenen Fotos versehen, zählen die Reisepostillen von Katharina Füllenbach zur Pflichtlektüre für diejenigen, die bereit sind, ihre Komfortzone zu verlassen, um, und sei es nur im Geiste, auf große Fahrt zu gehen.

Über die Autorin: Nachdem Katharina Füllenbach, Jahrgang 1959, Politik und Philosophie in Bonn und Genf studiert hat, fünfzehn Jahre lang ein Hotel in Hamburg führte und einige Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag tätig war, nahm sie sich die Zeit und ging auf Reisen. Seit 2017 bringt sie ihr Erlebtes zu Papier und lässt die Leser an ihrer Neugierde für Land und Leute teilhaben.

Bisher erschienen ihre Reisenotizen über die Krim, Russland, Uganda, Kirgistan, Togo, Katar und den Iran.

Füllenbach Katharina, „Krim – Notizen zu einer Reise im Herbst 2017, Reisepostillen Band 5“, tredition Verlag 2017, 137 Seiten, 61 Fotos, ISBN: 978-3-7439-7674-0

Füllenbach Katharina, „Russland – Notizen zu einer Reise im Herbst 2018, Reisepostillen Band 7“, tredition Verlag 2018, 188 Seiten, 48 Fotos, ISBN: 978-3-7469-8383-7

[mb/russland.REISEN]