Gestern hat sich ein Portugiese auf den Weg gemacht, um ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland live zu sehen. An sich nichts Ungewöhnliches, bis auf den Umstand, dass er die Strecke nach Moskau mit dem Fahrrad fahren will.
Helder Batista hat sich Großes vorgenommen, als er in dem kleinen Ort Alenquer, 40 Kilometer nördlich von Lissabon, auf seinen Drahtesel stieg. Batista ist ein Amateur-Radfahrer wie so viele andere auch. Nur seine Tourenziele sind – nun, sagen wir, etwas ungewöhnlich. Einige liegen sogar so weit weg, dass sich andere scheuen würden, mit dem Auto dort hinzufahren. 2011 fuhr er mal eben die 1.830 Kilometer nach Paris, das war sein weitestes Ziel bis dahin. Gestern hat er sich auf den Weg nach Moskau gemacht.
Lissabon – Moskau, das sind ziemlich genau 4.700 Kilometer. Die will sich der ambitionierte 53-Jährige auf dem Sattel seines Fahrrads abstrampeln. Und als wäre das nicht schon exotisch genug, will er die Strapazen aus nur einem einzigen Grund auf sich nehmen. Der Portugiese möchte in Moskau bei der Fußball-WM 2018 ein Spiel seiner heißgeliebten Selecção das quinas live vor Ort miterleben. Am 20. Juni spielen die Portugiesen ihr Gruppenspiel gegen Marokko. Da will er dabei sein.
4.700 Kilometer fest im Sattel
Monatelang hat sich Helder Batista auf sein Abenteuer vorbereitet. Seine Reiseroute über Spanien, Frankreich, Deutschland, Polen, die russische Exklave Kaliningrad, Litauen, Lettland und den westlichen Teil von Russland geplant. Seine Familie war zunächst, wie man sich denken kann, nicht gerade begeistert von Batistas Plänen. „Aber schließlich mussten sie meinen Traum akzeptieren“, sagte er vor seiner Abreise. Körperlich und geistig habe er sich gut vorbereitet, versicherte er, ganz der Sportler. Er reduzierte sein Gewicht und änderte seine Essgewohnheiten.
Er fühle sich fit genug, um jeden Tag mindestens sechs Stunden im Sattel zu verbringen, denkt er. „Aber es wird auch Pausen geben, auch weil ich gerne mit den Einheimischen in Kontakt komme.“ Übernachten will er auf Campingplätzen und bei Freunden. Ganze 45 Tage hat Batista dafür Zeit. Am 19. Juni will er dann in Kratowo am Stadtrand von Moskau angekommen sein. Dort logiert das portugiesische WM-Team während des Turniers, mit dem er sich treffen will. Schließlich hat der Familienvater seinem Sohn versprochen, ein Autogramm von Cristiano Ronaldo mitzubringen.
Nach der WM-Partie Tags darauf ist das Russland-Abenteuer für Helder Batista auch schon wieder zu Ende. Für den 21. Juni hat er bereits die Rückreise geplant. Quasi nebenher die Fahrt des Ausdauer-Radlers auch einem gutem Zweck dienen. Er möchte versuchen, mit Hilfe der zahlreichen Sponsoren, die er für seinen Plan gewinnen konnte, Geld für die Acreditar Association zu sammeln. Der portugiesische Verein unterstützt krebskranke Kinder und deren Angehörige. Zusätzliche Unterstützung fand Batista bei der russischen Botschaft in Lissabon. Wir wünschen eine gute Fahrt.
[mb/russland.NEWS]