Neues von der Russischen Eisenbahn

Neues von der Russischen Eisenbahn

Es tut sich was auf Russlands Schienen. Die staatliche Eisenbahngesellschaft Russische Eisenbahn RZD teilte ihre Pläne für die kommenden Jahre mit. Nicht Preiserhöhungen standen diesmal im Vordergrund, sondern die zeitgenössische Ausstattung der Waggons sowie zusätzliche Dienstleistungen des Monopolisten.

Zunächst teilte der stellvertretende Generaldirektor der russischen Eisenbahnen, Dmitrj Pegow, vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz mit, dass die RZD den Lastotschka-Hochgeschwindigkeitszug, die Schwalbe, auf der Strecke von Anapa nach Novorossiysk in Betrieb nehmen will. Ihm zufolge sei die Elektrifizierung in Richtung Süden sowieso längst überfällig. Es klingt fast wie ein Schlachtruf, wenn er sagt: „Wir setzen auf Anapa!“

„Bis August planen wir, die Elektrifizierung des Standorts nach Anapa abzuschließen und den Hochgeschwindigkeitszug ‚Schwalbe‘ zwischen den Bahnhöfen Rostow am Don-Anapa-Novorossiysk in Betrieb zu nehmen“, so der RZD-Vertreter. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten in der ersten Augusthälfte abgeschlossen sein werden und dass wir in neuen Waggons, die derzeit hergestellt werden, bequem aus allen Teilen des Landes nach Anapa reisen können.“

Besonderes Augenmerk auf den russischen Süden

Ohnehin scheint der Süden Russlands momentan auf der Prioritätenliste der Russischen Eisenbahn weit oben zu stehen. „Die alten Waggons werden durch neue Wägen, die mit Klimaanlagen, Bio-Toiletten und mit verbessertem Verbraucherkomfort sowie technischen und wirtschaftlichen Neuerungen ausgestattet sind, ersetzt“, erklärte Pjotr Iwanow, der Generaldirektor der Tochtergesellschaft der Russische Eisenbahn, Föderale Passagiergesellschaft FPK.

„Bis 2023 planen wir die südliche Richtung zu modernisieren, die für uns das Hauptanliegen ist. Alle unsere Waggons werden mit Klimaanlagen und Trockenschränken ausgestattet. Das heißt, wir werden dieses bekannte Problem bei Fahrten in die südlichen Richtungen vollständig lösen“, erklärte Iwanow gegenüber den Medienvertretern. „Bis 2025 werden wir das gesamte Netzwerk bis auf ein abgeschriebenes Prozent der Züge vollständig modernisieren“, prophezeite er.

Jedoch, auch bei der Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen St. Petersburg und Moskau gäbe es Neuerungen, wie der Leiter der Geschwindigkeitskommunikation des RZD, Anton Petrow, betonte. Der legendäre Sapsan, der Wanderfalke, bekommt ein neues Gewand, das laut RZD noch im Dezember diesen Jahres vorgestellt werden soll: „Ein Jahrzehnt nach dem Start des ersten Sapsan planen wir uns am 17. Dezember so zu präsentieren, dass jeder es sehen wird“, heißt es.

„Das Wichtigste ist das aktualisierte Innere der Züge“ erläuterte Petrow. „Das Farbschema der Sitze, Teppiche und des Interieurs werden sich ändern. Probleme mit der Platzierung von Steckdosen werden behoben, die USB-Stecker in der zweiten Klasse werden durch die der Business-Klasse ersetzt und wir konzentrieren uns vor allem auf die verbesserte Qualität der Ergonomie“, verriet der Experte bereits vorab.

Neue Waggons und neuer Service

Mit der bequemeren Verstellbarkeit der Sitze sowie einer effektiveren Beleuchtung wolle man eine Verbesserung des Reisekomforts erzielen, wie Petrow betonte. Außerdem sei geplant, zwei Konferenzbereiche in der Business-Klasse zu schaffen. Zusätzlich will er einen Spielbereich in der Mitte zwischen zehn Waggons platzieren: „Heute haben wir einen Bereich für Kinder, aber einen Spielplatz, als eigenen Zug im Zug, hat es noch nie gegeben, wir planen es zu schaffen.“

Des weiteren hat die Russische Eisenbahn vor, einen Fahrradverleih an den Bahnhöfen zu starten, der zunächst an zwei Strecken getestet werden soll. „Wir versuchen es zwar noch, aber wir sehen deutlich, dass der Service eines Fahrradverleihs, besonders an den sogenannten kleinen Bahnhöfen, gefragt ist“, sagte Dmitrj Pegow. „Wir probieren derzeit an den Bahnhöfen Zarskoje Selo und Selenogorsk mit der Oktyabrskaya-Eisenbahn zwei Strecken aus“, sprach er im Namen der RZD.

„Wir führen diese Arbeiten zusammen mit den lokalen Verwaltungen und Kommunalbehörden durch“, erläuterte Pegow. „Jetzt versuchen wir noch, diesen Service in unser Netzwerk aufzunehmen, wenn wir sehen, dass touristische Radrouten erstellt werden, die, besonders am Wochenende, sehr gefragt sind.“ Das Modell ist simpel: „Unsere Passagiere können das Rad bereits im Voraus mieten, Besichtigungstouren unternehmen und mit der Bahn wieder nach Hause fahren.“

Preise werden stabil bleiben

Zu guter Letzt ging es allerdings doch noch ums Beförderungsentgeld. „Das werden sie nicht“, konterte Pjotr Iwanow auf die Frage, ob die Tarife in den neuen Wägen der zweiten Klasse denn höher wären, als bisher die üblichen reservierten Sitzplätze. „Fünfzig Prozent unserer Fahrgäste nutzen nach wie vor das Segment der zweiten Klasse. Das reservierte Segment und die allgemeinen Plätze sind in jedem Fall vom Kartellamt staatlich reguliert“, erklärte der FPK-Vorstand.

Auf der Messe „Transport of Russia“ wurde im November 2018 erstmals das neue Konzept und das Design der überholten Waggons der zweiten Klasse der Russischen Eisenbahn gezeigt. Im Anschluss erhielt die Russische Eisenbahn den ersten modernisierten Waggons, seit März sind die Fahrkarten dafür im Verkauf der RZD. Bis Ende 2019 soll die Bundespassagiergesellschaft fünfzig aktualisierte Wägen der zweiten Klasse erhalten, die in die Fernverkehrszüge integriert werden.

„Wir haben ein langfristiges Entwicklungsprogramm für die Russischen Eisenbahnen, die Inflation ist in unserem Dreijahresbudget minimiert“, fügte der Generaldirektor der RZD-Tochter hinzu. Die FPK entwickelt zuerst verschiedene Designkonzepte für neue Waggons der zweiten Klasse. Die endgültige Entscheidung über den Entwurf eines Wagens zweiter Klasse der Russischen Eisenbahn werde dann innerhalb eines Jahres getroffen, heißt es dazu bei der Bundespassagiergesellschaft.

[mb/russland.REISEN]