Mit der Eisenbahn von Nowgorod nach Nowgorod

Mit der Eisenbahn von Nowgorod nach Nowgorod

Ein neuer Direktzug verbindet seit gestern die beiden Nowgorods miteinander. Beide Städte versprechen sich dadurch eine wesentliche Steigerung des Tourismus. Interessant wird die Strecke für Reisende durch Haltepunkte entlang des Goldenen Rings und der Silberkette. Jedoch hagelt es bereits Kritik.

Wer jetzt stutzig geworden ist, es gibt tatsächlich zwei Nowgorods in Russland. Gemeinsam haben beide, dass sie einst bedeutende mittelalterliche Handelszentren und Herrschersitze waren, von denen aus jeweils ein Fürstentum regiert wurde. Während Weliki Nowgorod im Nordwesten des Landes zu finden ist, liegt Nischni Nowgorod im Föderationskreis Wolga und war zeitweise die mächtigste Festung des Moskauer Reichs.

„Für die Verwaltung von Weliki Nowgorod besteht die Hauptaufgabe darin, den Touristenstrom in der Stadt und der Region zu erhöhen. Diese Route wird es unser möglichen, unserem angestrebten Ziel näher zu kommen – bis zu einer Million Touristen pro Jahr“, verkündete Weliki Nowgorods Bürgermeister Sergej Busurin anlässlich der feierlich zelebrierten Abfahrt des ersten Zuges, fahrplanmäßig um 21.20 Moskauer Zeit.

Euphorie bei den Agenturen, Unmut unter den Fahrgästen

Dieselbe Meinung vertritt auch der Gouverneur der Region Nowgorod, Andrei Nikitin. Auf die Frage von Journalisten, ob er denkt, dass die neu eingerichtete Verbindung dazu verhelfen werde den Touristenstrom in der Region zu steigern, antwortete er mit einem entschiedenen „Sicherlich“. Sicher ist sich Nikitin auch, dass die neue Bahnverbindung Reisenden die Städte des Goldenen Rings und die Regionen der sogenannten Silberkette Russlands näherbringen werde.

Russlands Silberkette ist gleichbedeutend dem Goldenen Ring ein nationales Tourismusprojekt,das sich jedoch im Gegensatz zu seinem berühmten Pedant nicht auf bauliche Sehenswürdigkeiten konzentriert, sondern die landschaftlichen Schönheiten Nordwestrusslands zum Thema hat.Beginnend auf dem Gebiet der Region Kaliningrad umspannt die Silberkette die Gebiete Pskow und Nowgorod und führt hinauf bis in die Republik Komi.

„Diese Richtung wird Weliki Nowgorod mit Nischni Nowgorod und Wladimir und so mit all den Routen entlang der Wolga verbinden, die Touristen, entlang des Goldenen Rings bereisen“, erklärte Nikitin. „Aus der anderen Richtung gelangen sie entlang der Silberkette in den Nordwesten. Auf diesem Weglassen sich die Stätten des Goldenen Rings sowie die Stadt Nischni Nowgorod problemlos besuchen, ohne dass Änderungen an der Route vorgenommen werden müssen.“

Allerdings sind nicht alle über die neuen Direktverbindung mit der Zugnummer 41/42 glücklich.Passagiere, die lediglich bis Moskau fahren wollen, beklagten sich laut der Nachrichtenagentur Regnum bereits vor der Jungfernfahrt über die Abfahrtszeit aus Weliki Nowgorod. Iwan Postupalenko, einer der Kritiker, sähe es lieber, wenn der Zug Weliki Nowgorod nach 23.00 Uhr verlasse, dann käme er zu den normalen Betriebszeiten der Metro in Moskau an.

Ebenfalls wird moniert, dass der Zug am Kursker, statt wie gewohnt am Leningrader Bahnhof in der Hauptstadt eintrifft, was von der Anbindung mehr Sinn mache. Zudem habe der Zug in Moskau nur elf bis sechzehn Minuten Aufenthalt bei einer Gesamtfahrzeit von 12 Stunden und 39 Minuten. Bisher wurden im Rahmen einer Petition bereits über 500 Gegenstimmen auf einer Unterschriftenliste gesammelt.

[mb/russland.REISEN]