Mit der Angel nach Russland [mit Video]

Mit der Angel nach Russland [mit Video]Foto: © Michael Barth

Genauso wie das Sammeln von Pilzen ist Angeln in Russland ein Volkssport. Vielleicht ist dem einen oder anderen Russlandreisenden schon einmal der Gedanke gekommen, seine eigene Rute auszuwerfen. Welche Möglichkeiten gibt es für Touristen zum Fischen und wie ist die Gesetzeslage?

Ohne Zweifel, Russland ist ein Land der Angler. Kaum ein anderes Volk pflegt ein so intensives Verhältnis zu seinen Flüssen und Seen wie die Russen. Und da Selbstversorgung in Russland nach wie vor großgeschrieben wird und Fisch auf dem Speiseplan ganz oben steht, bleibt es nicht aus, dass dem Angeln eine dementsprechend hohe Bedeutung beigemessen wird.

Geangelt wird im größten Land der Erde praktisch überall, jedoch trägt die stellenweise dünne Besiedelung des Landes, zu einem Artenreichtum bei, der seinesgleichen sucht. Von „klassischen“ Fischereigewässern in Russland zu sprechen erübrigt sich. Zu mannigfaltig sind die Möglichkeiten, die sich dem passionierten Hobbyangler bieten, ja mitunter geradezu aufdrängen.

Fischen an Meeren, Seen und Flüssen

Das Schwarze Meer, der Pazifik, die Ostsee oder das Eismeer entlang des Polarkreises sind die Jagdgründe für feinsten Seefisch und Europas tiefste stehende Gewässer im Nordwesten oder die großen Seen in Sibirien lassen sich mit den gewohnten Fischteichen nur schwer vergleichen. Hinzu kommen natürlich unzählige Flüsse jeder Größenordnung.

In Zentralrussland wird dem Petrijünger als erstes sicherlich die Wolga einfallen. Der längste Fluss Europas mit seinem in über 800 Zweige gefächerten Delta von der Größe des Bundeslandes Sachsen birgt eine besonders große Vielfalt interessanter Fischarten. Karpfen, Brassen, Rotfedern und Rotaugen gesellen sich zu imposanten Raubfischen wie Hecht, Wolgazander, Barsch, Wels, oder Döbel.

Die Waller erreichen im Delta nicht selten ein Gewicht von bis zu hundert Kilogramm und selbst der Wildkarpfen liegt bei gut 12 bis 35 Kilogramm. Hinzu kommt die Besonderheit, dass Speerfischen im Wolgadelta erlaubt ist. Einschränkungen gibt es so gut wie keine, lediglich den geschützten Stör sollte man von seinem Haken fernhalten.

Finger weg vom Stör! 

Etwa 38 Millionen Menschen leben, überwiegend in Städten konzentriert, auf etwa drei Vierteln des gesamten Staatsgebietes der Russischen Föderation. Sibirien – das bedeutet für den Angler kapitale Hechte und vor allem Lachse. Vor allem der Sibirische Taimen mit bis zu einem Zentner Gewicht ist schon ein triftiger Grund für einen Angelausflug in diese Region mit viel unberührter Wildnis.

56 verschiedene Arten von Fischen teilen sich ein Fünftel des weltweiten Süßwasserbestands im größten und tiefsten See der Erde. dem Baikalsee. Zwei Drittel der Tier- und Pflanzenarten des Baikal kommen nur dort vor. Hierzu zählt der mit Lachs und Forelle verwandte Omul. Der sich sowohl zum braten als auch hervorragend zum räuchern eignet. Zudem ist dieser Fisch ein begehrter Kaviarlieferant.

Nennenswert unter den Fischarten des Baikalsees sind auch dessen Raubfische, zum Beispiel Hechte, Huchen, Barsche und Äschen. Aufgrund der Größe, die die einzelnen Exemplare hier auf die Waage bringen, empfiehlt es sich jedoch auf das Angeln mit dem Kescher zu verzichten, da dieser leicht zu Bruch gehen, beziehungsweise reißen kann.

Lachse in Sibieren

Wem der Sinn eher nach der Tschawytscha, auch als Königslachs bezeichnet, mit fast zwei Metern Länge und bis zu 50 Kilogramm Gewicht steht, sollte sich nach Kamtschatka begeben. Dieser Fisch stellt, im Gegensatz zu den zahlreiche Arten von Forellen, die aufgrund der großen Bestände sowohl vom Ufer als auch vom Boot aus in aller Regel schnell gefangen sind, eine echte Herausforderung an den Angler dar.

Hier am nordöstlichsten Rand Sibiriens befindet sich das Anglermekka für Salmoniden. Die vulkanisch geprägte Landschaft an den Flüssen Osernaja oder Jelowka wird beim Fliegenfischen auf zehn unterschiedliche Arten von Lachsen zu einem besonderen Erlebnis und lässt den vermutlich längsten Inlandflug der Welt zwischen Moskau und Petropawlowsk schnell vergessen.

Angelreisen nach Russland sind trotz der Visumangelegenheiten generell deutlich einfacher zu gestalten, als in viele andere Länder, da im Land selbst kein Angelschein oder eine sonstige Lizenz für das Fischen verlangt wird. Reglementierungen für bestimmte seltene und deshalb besonders geschützte Arten gilt es jedoch unbedingt zu respektieren.

Es ist daher sinnvoll, sich vor seiner Abreise genau über das gewünschte Zielgebiet zu erkundigen und Informationen über die jeweiligen Fischarten und deren Bestände einzuholen. Auskunft erhalten interessierte Angler bei russischen Reisebüros, die an die zuständigen Stellen verweisen können oder den inzwischen zahlreichen Veranstaltern von Angelreisen nach Russland im Internet sowie vor Ort selbst.

[mb/russland.REISEN]