Mit dem Eisbrecher zum Solowezki-Kloster

Mit dem Eisbrecher zum Solowezki-KlosterFoto: © Wietek/russland.NEWS

Aufgrund der besonderen Lage ist die Saison für die Solowezki-Inseln, einen Steinwurf vom Polarkreis entfernt, kurz. Lebten auf der Inselgruppe hoch oben im Norden Russlands, lediglich Mönche, Verbannte und Strafgefangene, zieht sie heute immer mehr Touristen an. Künftig sollen im Winter Eisbrecher als Fährgelegenheit dienen.

Die Mönche, die sich im 13. Jahrhundert auf dem Archipel, 530 Kilometer nördlich von St. Petersburg, niederließen suchten die besinnliche Stille in der Einsamkeit. Sie bauten auf der Hauptinsel ein Kloster, dessen Silhouette sich seit 1429 schon aus der Ferne majestätisch abhebt. Die Verbannten, die ab dem 18. Jahrhundert hier ihr tristes Dasein fristen mussten, dürften von dieser beeindruckenden Einsamkeit im hohen Norden Russlands allerdings nicht gar so angetan gewesen sein.

Endgültig zum Symbol der russischen Geschichte wurde Solowezki schließlich im 20. Jahrhundert, als die Sowjets ein berühmt berüchtigtes Arbeitslager einrichteten. Sämtliche klösterlichen Einsiedeleien wurden ab den 20er-Jahren in Lagereinrichtungen umfunktioniert. Das Solowezki-Lager sollte zum Archetypen des Gulag werden. Etliche zehntausend Gefangene ließen hier ihr Leben. Heute gibt es auf Solowezki kein Gefängnis mehr und gehört seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch die Mönche sind wieder zurückgekehrt.

Viel Angebot für wenig Touristen

Ziemlich bald hat man erkannt, dass sich der Ort hoch oben im Weißen Meer auch touristisch vermarkten lässt. In der kurzen Hauptsaison, die gerade einmal rund sechs Wochen währt, besuchen immerhin ein paar Gäste die Region für meist drei bis vier Tage. Ein bisschen mehr würden sie ja schon gerne in den Unterkünften sehen. Sogar ein, für Solowker Verhältnisse, luxuriöses Hotel mit etwa hundert Betten hat man gebaut. Bisher gelangte man entweder mit Fährbooten oder dem Flugzeug von Archangelsk aus auf die Inseln. Nun will man Solowezki den Touristen auch in der frühen und späten Winterzeit schmackhaft machen.

Solange das Eis auf dem Weißen Meer noch relativ dünn ist, sollen Eisbrecher als Fähre dienen. „Touren wie diese nach Solowki können ein- oder zweimal im Jahr stattfinden, wenn es möglich ist, die Eisbrecher Kapitan Jewdokimow und Kapitan Tschadajew zu nutzen“, sagte Sergej Nikulin, der Finanzdirektor der Pomor Tour Company, vor kurzem gegenüber der Agentur Tass. Bis Anfang Januar, solange das Eis noch dünn ist, könnten diese Touren veranstaltet werden, sagte er. Bis zu zehn Passagiere könnten die Schiffe laut Nikulin aufnehmen.

Allerdings kommt der Reiseveranstalter nicht umhin, auf die Exklusivität der Fahrten hinzuweisen: „Die Touren werden mit ungefähr zwei Millionen Rubel, das entspricht rund 30.000 Euro, pro Tag preislich ziemlich hoch sein.“ Dass das Angebot dieser Tour nur ein kleines, wenn auch elitäres Klientel ansprechen wird, weiß er selbst. „Aber wie wir aus Erfahrung wissen, kann sich das eine bestimmte Kategorie von Touristen leisten“, so Nikulin. Statt der viertägigen Kreuzfahrten will der Veranstalter jedoch auch einstündige Fahrten mit dem Eisbrecher anbieten.

„Wir arbeiten an einem Programm für chinesische Touristen“, erklärt Sergej Nikulin. Auf der nördlichen Dwina sei ein einstündiger Aufenthalt auf dem Eisbrecher geplant, bevor der dann weitere eineinhalb Stunden den Fluss entlang fährt. Auf solchen Touren, so sagt er, könnten die Touristen „sehen wie das Schiff das Eis bricht, der Crew bei ihrer Arbeit zuschauen und das Panorama der uralten Stadt Archangelsk genießen“.

[mb/russland.REISEN]