Mit dem E-Visum nach Kaliningrad

Mit dem E-Visum nach KaliningradFoto: © Michael Barth

Ab dem kommenden Montag gilt für das Gebiet Kaliningrad die Regelung zur Einreise in die Russische Föderation mit einem elektronischen Visum. Mit dem 1. Juli beginnt ein Modellversuch, den Grenzübertritt einfacher zu gestalten. Das Tourismusministerium erwartet dadurch einen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen.

Acht Tage – immerhin eine gute Woche lang dürfen sich Touristen aus insgesamt 56 Ländern ab nächster Woche im äußersten nordwestlichen Zipfel Russlands ohne lästige und teure Visaanträge und -bescheide bewegen. Und das Beste daran: Die Regelung gilt diesmal nicht nur für Touristen aus China oder sonst wo aus dem fernen Asien, sondern ebenso für alle Bürger sämtlicher EU-Mitgliedstaaten. Explizit ausgeklammert sind allerdings Großbritannien und die USA.

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„Meiner Meinung nach ist dies ein guter, positiver Schritt für die Bürger, die in den in der Liste genannten Ländern leben, insbesondere in Litauen, Lettland sowie Estland, da die Bindungen zwischen Verwandtschaft und Freundschaft bestehen bleiben“, sagte die Leiterin der Konsularabteilung der russischen Botschaft in Litauen, Tatjana Nowoschilowa, in einer Pressemitteilung zu dem Thema.

Segen für die Nachbarländer

Gerade in den sogenannten Baltischen Staaten lebt auch heute noch ein relativ hoher Prozentsatz ethnischer Russen, in manchen Gebieten, vor allem im Osten dieser Länder, stellt diese Minderheit sogar die Mehrzahl der Bewohner. „Ich denke, das erleichterte Verfahren wird es den Menschen ermöglichen, zu privaten Zwecken zu reisen und sich häufiger mit ihren Verwandten zu treffen, die auf dem Territorium Russlands leben“, fuhr Nowoschilowa fort.

Auch von deutschen Staatsbürger werden diese Einreiseerleichterung in die russische Exklave mit deutscher Vergangenheit sichtlich positiv aufgenommen. Zum einen ist der Strom derer, die ihre familiären Wurzeln im ehemaligen Ostpreußen haben, noch immer nicht abgerissen. Zum anderen ist das Kaliningrader Gebiet für EU-Bürger am nächsten gelegen und bietet neben kulturellen auch viele landschaftliche Besonderheiten.

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Um das elektronische Visum zu erhalten, muss der berechtigte ausländische Staatsbürger mindestens vier Tage, jedoch nicht früher als zwanzig Tage vor dem voraussichtlichen Einreisedatum, einen Antrag auf Erteilung eines elektronischen Visums auf der Website des russischen Außenministeriums in elektronischer Form ausfüllen. Das E-Visum wird an allen offiziellen Grenzübergängen ins Kaliningrader Gebiet akzeptiert.

Vorübergehende Regelung bis 2021

Nach wie vor unerlässlich ist ein für Russland gültiger Auslandskrankenschutz sowie die polizeiliche Registrierung vor Ort binnen sieben Werktagen nach der Einreise. Ein biometrisches Passfoto muss zum Visaantrag als elektronische Datei mitgesendet werden. Das neue E-Visum für die einmalige Einreise hat eine Gültigkeit von dreißig Tagen bei einer Aufenthaltsdauer von bis zu acht Tagen. Der Inhaber darf damit jedoch nicht in andere Teile Russlands reisen.

Analog zu der für den Fernen Osten Russlands geltenden Präferenz, von der vor allem Reisende aus Asien regen Gebrauch machen, rechnet man auch an der Baltischen See mit einem spürbaren Anstieg des Tourismus. Vorsichtige Schätzungen bewegen sich bei vorläufig etwa sechzehn bis achtzehn Prozent, das mutige Fernziel sollen einmal fünfundzwanzig Prozent sein, wenn es nach den zuständigen Behörden geht.

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Dem Modellversuch zugrunde liegen die positiven Erfahrungen, die man bei der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr sammeln konnte. Längerfristige Pläne sehen vor, bis zum 1. Januar 2021 elektronische Visa anzubieten, die zur einmaligen Einreise und einem Aufenthalt von bis zu sechzehn Tagen berechtigen – unabhängig davon, ob es sich um Touristen oder Geschäftsreisende handelt. Die Gebühr soll dann umgerechnet rund 45 Euro betragen.

Für Sarina Dogusowa, die Leiterin der landesweiten Tourismus-Agentur „Rostourizm“, bedeute dies einen „echten Durchbruch“, denn so wäre Russland unter den Ländern, „die die liberalsten Einreisebedingungen“ hätten. Zudem sei für sie die Liste der Länder, für deren Bürger die Visa- und Einreiseerleichterungen gelten sollen, „noch lange nicht in Stein gemeißelt“.

[mb/russland.REISEN]