Mehr als nur Blini: Das Jahr der regionalen Gastronomie Russlands 2020

Mehr als nur Blini: Das Jahr der regionalen Gastronomie Russlands 2020Foto: © Michael Barth

In Russland hat man erkannt, das sich der Gastro-Tourismus mittlerweile zu einer festen Größe der Touristikbranche entwickelt hat. Ginge es nach dem Verband des kulinarisch-gastronomischen Tourismus Russlands, könnte die Speisekarte schon bald im Rahmen eines Jahrs der regionalen Gastronomie aufgeschlagen werden.

Irina Klimkina, die Vorsitzende des Verbandes des kulinarisch-gastronomischen Tourismus Russlands, hat sehr genau beobachtet, dass die Nachfrage nach gastronomischen Reiseangeboten weltweit wächst und Russland, als kulturelles Konglomerat, viele kulinarische Perlen auftischen kann. Das Jahr der regionalen Gastronomie werde die Traditionen der russischen Küche stärken, das Potenzial der Regionen aufzeigen und Touristen anziehen, ist sich die Vorsitzende sicher.

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Aus diesem Grund wandte sich der Verband an allerhöchste Stelle, um 2020 das Jahr der regionalen Gastronomie Russlands auszurufen. Bereits im März veranstaltete die staatliche Tourismusbehörde „Rosturizm“ im Rahmen des Bundesprojekts für eine „Gastronomische Karte Russlands“ das „Festival der regionalen Küche“, um, wie es heißt, den inländischen Tourismus zu fördern. Den sogar international wahrgenommenen Auftakt machte seinerzeit die Region Murmansk.

Die „Gastronomische Karte Russlands“

„Die Wochen der regionalen Küche sind keine Tourneen der Köche, sondern die Einladung, durch die kulinarische Vielfalt Russland zu reisen“, erläuterte Jekaterina Schapowalowa, die mit der Koordination des Projekts betreut wurde. „Bereits in dieser touristischen Saison werden lokale Restaurants der Region Murmansk und anderer Regionen auf Google-Karten mit dem Logo „Gastronomic map of Russia“ gekennzeichnet“, erklärte sie die Dimension des Vorhabens.

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Bei einem Galadinner mit Dorschleber in Roggenteig und Wildrippchen in Zuckerguss aus den Beeren Sibiriens konnten sich Repräsentanten der diplomatischen Vertretungen aus den Ländern der Euro-Arktis-Region gleich zur Premiere von der gelungenen Umsetzung dieser Idee überzeugen. Und die (Speise-)Karte Russlands von Kaliningrad bis Kamtschatka sei noch voller kulinarischer Sehenswürdigkeiten, die entdeckt werden wollen, sagt Klimkina.

Erfahrungen konnten, wenngleich auch auf bescheidenerem Niveau und ausschließlich für den Inlandstourismus, bereits im Rahmen diverser örtlicher Veranstaltungen gesammelt werden. „Für die Regionen ist dies eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Terrain zu erschließen und innovative Attraktionen für den Tourismus zu schaffen, da die Entwicklung der Gastronomie keine großen Ausgaben für die Haushalte erforderlich machen“, findet Margarita Polonik.

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Kulinarische Vielfalt der Regionen

Großveranstaltungen wie die schon traditionellen „Kaliningrader Fischwochen“, die Umsetzung des Pilotprogramms „Taste of Astrachan“, das von den regionalen Behörden, Reiseveranstaltern der Region und der Industrie unterstützt wurde oder das erst kürzlich zum ersten Mal abgehaltene „Bärlauchfest“ in der autonomen Kaukasusrepublik Tschetschenien dienen als Beispiele, wie viel sich mit verhältnismäßig wenig Mitteln bewegen lässt.

„Es gibt in jedem Ort ein traditionelles Gericht“, erläutert die Generaldirektorin des Reisemagazins „Travel Gourmet“. Allerdings ist ihrer Ansicht nach die Gastro-Touristik und die Organisation von gastronomischen Reisen, samt der dazugehörigen Vermarktung eine ganz besondere Richtung des Tourismus, was den wenigsten Reiseveranstaltern geläufig sei. Deshalb müssten die involvierten Betriebe von sich aus bereit sein, den Gastro-Tourismus zu entwickeln.

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Darüber hinaus gelte es bisher gesammelte Erfahrungen im gastronomischen Tourismus auszutauschen und Reiseveranstaltern, gastronomischen Führern sowie anderen Branchenexperten unter die Arme zu greifen, so Poloniks Appell zur Eigeninitiative. Ihr zufolge müsse der kulinarische Tourismus in absehbarer Zeit zu einer ebensolchen Komponente für Russlandreisende werden, wie Wellnesswochen, Kreuzfahrten oder Bildungsreisen.

„In Anbetracht der Entwicklung der Infrastruktur wird der touristische Verkehr für die russischen Regionen immer zugänglicher. Daher kann die Entwicklung des Gastro-Tourismus durch die Präsentation einzigartiger regionaler Produkte das Interesse unter den ausländischen Touristen für einen Urlaub in Russland unterstützen“, ist Irina Klimkina überzeugt. Ihre Pläne sind ehrgeizig: Bis Ende des Jahres 2019 sollen mindestens zehn Regionen auf der „Gastronomic map of Russia“ eingetragen sein.

[mb/russland.REISEN]