Lachta Center – St. Petersburgs neues Wahrzeichen [mit Video]

Legt man während einer Ostsee-Kreuzfahrt im Passagierhafen von St. Petersburg an, sieht man neuerdings als erstes ein Gebäude, das eher an eine Rakete erinnert, als an die Paläste einer ehemaligen Zarenstadt. Nach sechsjähriger Bauzeit ist das Lachta Center so gut wie fertig.

Es ist das höchste Gebäude Europas. Zwar belegt es unter den höchsten Wolkenkratzern der Welt nur den dreizehnten Platz, dafür ist es der Nördlichste. Mit seinen steil in den Himmel ragenden 462 Metern Höhe hat es sogar das sonst so superlative Moskau in den Schatten gestellt. Auch wenn die Hauptstadt nach wie vor die dichteste Konzentration der höchsten Wolkenkratzern in Europa aufweist – es blieb nicht aus, dass das Lachta Center den erst letztes Jahr fertig gestellten Federation Tower mit 374 Metern quasi noch als Baustelle überflügelte.

Eines muss man dem Unikum zu gute halten, man sieht es nicht vom historischen Stadtzentrum aus. Das waren die ersten, nicht ganz unbegründeten, Ängste der St. Petersburger, die um Wert ihrer einmaligen Stadt als UNESCO-Kulturerbe fürchteten. Dem Baubeginn voraus gegangen waren demzufolge endlose Diskussionen um den endgültigen Standort. Aufgrund massiver Proteste der Bevölkerung gelang es schließlich den Bauherren Gazprom von seinen ursprünglichen Plänen abzubringen, das Gebäude fast mitten in der Stadt zu platzieren.

Der Lachta Tower, der sich vom Boden bis zu seiner Spitze um 90 Grad windet, entsprang dem Reißbrett des britischen Architekten Tony Kettle. Seiner Idee nach soll die Drehung in der Achse des Gebäudes die Flamme im Logo des Auftraggebers widerspiegeln. Zu beurteilen inwiefern dies gelungen ist, bleibt dem Betrachter selber überlassen. Wenn die noch ausstehenden Innenarbeiten abgeschlossen sind, will der St. Petersburger Gaskonzern das Lachta Center weitgehend als Büroräume für 8.000 Angestellte nutzen.

Geplant sind jedoch auch Wohneinheiten, Freizeiteinrichtungen, ein Planetarium und ein Restaurant in einer sich drehenden Aussichtsplattform mit, wie es heißt, atemberaubenden Aussicht über die Stadt und den finnischen Meerbusen. Dass die Wohnungen in dem Gebäude, ist die Metropole St. Petersburg ohnehin schon nicht gerade billig, nicht zu den günstigen zählen werden, liegt auf der Hand. Schließlich gilt es auch, die astronomischen Baukosten von geschätzt zwei Milliarden US-Dollar zu refinanzieren.

[mb/russland.REISEN]