Krimbrücke: Die ersten Gleise sind verlegt

Krimbrücke: Die ersten Gleise sind verlegtFoto: © Michael Barth

Die Eisenbahnstrecke, die über die neu gebaute Krimbrücke Güter und vor allem Touristen auf die Halbinsel bringen soll, könne früher in Betrieb genommen werden, als ursprünglich geplant, sagte vor kurzem Wladimir Putin. Die ersten Schienen sind bereits montiert.

„Ende des Jahres wird der Bahnteil der Brücke vorzeitig fertiggestellt und in Funktion sein“, sagte der russische Präsident vor wenigen Tagen auf einem Medienforum in Sotschi. Und wenn Putin von Ende des Jahres spricht, darf man davon ausgehen, dass die große Eröffnungssause bereits im kommenden Oktober stattfinden wird. Russlands Prestigeobjekt Krim duldet keinen Schlendrian, zu wichtig ist die komplette Anbindung an das Festland.

„Ein weiterer Bauabschnitt der Krimbrücke ist abgeschlossen“, frohlockt eine Mitteilung des brückeneigenen Informationszentrums. Die Arbeiten sogar im Winter durchzuziehen, habe sich demnach gelohnt. Die beiden landseitigen Auffahrten zur Brücke sind inzwischen fertiggestellt, als nächstes werden die Schwellen und Gleise von beiden Seiten zur Brückenmitte hin verlegt.

Materialschlacht über der Meerenge

„In naher Zukunft werden wir das endgültige Andocken der Verbindungen der zwei Streckenabschnitte durchführen“, so die Betreibergesellschaft der Krimbrücke. „Die Schienentrasse wurde von den beiden Ufern aus angelegt“, heißt es dazu in der offiziellen Mitteilung. Demnach haben sich die Bautrupps bereits unter dem Bogen des Mittelteils der Brücke getroffen, so mancher Konstrukteur mag ob der Geschwindigkeit staunen.

Um ein Gleis mit einer Länge von 19 km zu schaffen, mussten bisher 2.500 Tonnen Schienen und 38.000 Stahlbetonschwellen verlegt werden, erklärt das Infocenter der Brückengesellschaft den Materialaufwand, der bisher verbaut wurde. Parallel zu den Arbeiten der Brücke selbst werden die Anschlüsse an das übrige Eisenbahnnetz verlegt. Auf der Seite der Halbinsel sind dies zwei 18 Kilometer lange Strecken, die die Brücke mit dem Schienennetz der Krim verbinden.

Auf der anderen Seite planten die Brückenbauer eine vierzig Kilometer lange, zweigleisige Trasse, die inzwischen ebenfalls vollständig fertiggestellt wurde. „Wir können jetzt Güter zu den Abschnitten befördern, an denen der Bau der Eisenbahnstrecke fortgesetzt wird, die wir von der Krim aus in Angriff nehmen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Schienen und Schutt“, erklärt Jewgenj Tschibyschjew, der Leiter der Organisationsfirma „Krimskj Most“.

Auch der Verband der Reiseveranstalter Russlands , kurz ATOR, wartet sehnsüchtig auf die Eröffnung der Bahnstrecke über die Meerenge von Kertsch. Laut dem Verband werden die Züge nach der Eröffnung der Bahntrasse Simferopol und Sewastopol mit Moskau, St. Petersburg und Brjansk sowie Murmansk und Jekaterinburg verbinden.

Umverteilung der Touristenflut

Prognosen der „Krim-Eisenbahn“ zufolge wird der Schienenpersonenverkehr auf der Krim im Jahr 2020 2,6 Millionen Passagiere jährlich transportieren, bis 2025 sogar 4,1 Millionen. „Für die Verkehrsunternehmen bedeutet dies, dass die Zunahme des Personenverkehrs auf der Schiene den Autoverkehr auf der Krimbrücke im Gebiet Kertsch sowie über den Flughafen Simferopol verringert“, ergänzt der Verband der Reiseveranstalter.

„Der Start einer direkten Eisenbahnverbindung mit der Halbinsel wird es der Krim ermöglichen, das touristische Verkehrsaufkommen vom russischen Festland aus zu erhöhen“, so die Einschätzung der Branche. Dies könne jedoch nur geschehen, wenn die Bahnfahrkarten billiger sind als beispielsweise ein Ticket nach Sotschi beziehungsweise deutlich unter den Flugpreisen liegen, prognostiziert der Verband.

Foto: © Michael Barth

Aller Voraussicht nach bedeutet dies, dass der Schienenverkehr über die Krimbrücke vom russischen Staat gehörig subventioniert werden müsste. Bei den hohen Investitionen, die Russland in sein Prestigeobjekt steckt und schon gesteckt hat, verhallt deshalb die Forderung des neuen ukrainischen Präsidenten Selenski, die Krim wieder an die Ukraine zurückzugeben, irgendwo weit draußen auf dem Schwarzen Meer.

[mb/russland.REISEN]