Krim will wieder „Allrussischer Kurort“ werden

In der ehemaligen Sowjetunion wurde die Krim bereits unter der Bezeichnung „Unions-Kurort“ geführt. Seit dem Beitritt in die Russische Föderation im Jahr 2014 will man dieses Prädikat wieder zurück erlangen – diesmal als „Allrussischer Kurort“.

Neue Dienstleistungen, übergreifend für alle Generationen, sollen der Schwarzmeer-Halbinsel Krim ihr berühmtes Flair als bedeutender Kurort Russlands wiedergeben. Im Vergleich zu anderen Ferienorten biete die Krim viele Vorteile, sagt Wadim Woltschenko, der Tourismusminister der Republik im Brustton der Überzeugung. „Gesundheitstourismus hat ein enormes Potenzial“, sagt er bedeutungsschwanger.

Auch Jelena Trubnikowa, der Leiterin des Gesundheitstourismusverbandes, sieht in der Krim eine Marke, die weiter entwickelt und gefördert werden müsse. „Kroatien und Slowenien waren auch einmal als Gesundheitsmarken positioniert“, sagt sie und fügt hinzu, dass für viele Russen die Krim eben immer noch Revitalisierung und Rehabilitation bedeute. In der Tat reisen viele Menschen für eine Klimatherapie, zur Behandlung von Lungenbeschwerden und der Linderung allergischer Erkrankungen wegen der Seeluft auf die Halbinsel.

Nicht so schwül wie Sotschi

„Die Krim war schon immer als Luftkurort bekannt“, sagt Mikhail Danilow, der medizinische Direktor des Gesundheitstourismusverbandes. „Die örtlichen Sanatorien wurden gebaut, um Tuberkulose und andere Lungenkrankheiten zu behandeln“, erklärt Danilow. Das Klima ist eine besondere Mischung aus idealem Mittelmeer- sowie Vorgebirgsklima. „Im Gegensatz zum subtropischen Klima Sotschis ist das Klima der Krim fast mediterran“, so der Direktor.

Schlammtherapie werde schon seit der Antike auf der Krim praktiziert, weiß man hier. Die Stadt Saki auf der Halbinsel ist auch heute noch das beliebteste Schlammtherapiezentrum in Russland. Schon im 5. Jahrhundert berichtete der griechische Geschichtsschreiber Herodot, dass hier mit Hilfe von Schlamm geheilt werde. Im Jahr 1827 entstand schließlich der Kurort mit seiner berühmten Heilanstalt.

Die Moorbäder auf der Krim werden bei verschiedenen Krankheiten oder zum Beispiel auch Unfruchtbarkeit, bei Hauterkrankungen sowie neurologischen Beschwerden angewandt und um Schäden des Haltungs- und Bewegungsapparats zu behandeln. Außerdem gibt es viele Kurorte für den Nachwuchs auf der Halbinsel. So behandelt man zum Beispiel Kinder mit Zerebralparese in dem Ferienort Evpatorija, im Westen der Republik.

Potential für Mineralquellen

Zusätzlich sprudeln auf der Krim mehr als hundert Mineralquellen. Allerdings werden bis heute nur zehn von ihnen medizinisch genutzt. Laut Jelena Los, der Leiterin der Ressort-Abteilung des Tourismusministeriums der Krim, wurde das enorme Potential der Mineralwasser-Spas der Republik nie ernsthaft verfolgt. „Wir haben unzählige Mineralquellen im Osten“, die, aus welchen Gründen auch immer, in ukrainischen Zeiten keine Beachtung gefunden haben. Trotz aller vorhandenen Möglichkeiten“, beklagt sie.

„Eigentlich entwickeln wir nur Therapien weiter, die bereits zu Sowjetzeiten eingeführt wurden“, rekapituliert die Beamtin. Wie Los sagt, suche das Tourismusministerium der Krim deshalb nach neuen Wegen, um die Kurorte zu fördern. Seit dem vergangenen Jahr entwickelte das Ministerium ein Programm, um die Ressorts auch in der Nebensaison zu unterstützen. Vor allem müsse sich die Krim auf ein jüngeres Publikum konzentrieren, so die Ressortleiterin. „Wir müssen das Klischee, dass Kurorte nur für ältere Menschen bestimmt seien, entkräften.“

Danilow, in seiner Eigenschaft als medizinischer Direktor glaubt, die Krim sei „eine Art Terra Incognita“ für die jüngere Generation, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion geboren wurde. Zudem beklagt er einen Mangel an Werbung und Informationen über die Krim-Ressorts. „Die meisten Hotels wurden auf der Grundlage der sowjetischen Kurorte gebaut, was die Infrastruktur zu einer der wichtigsten Aufgaben macht“, ergänzt Jelena Los.

Investoren sind gefordert

Über fünfzig Ressorts seien bereits renoviert worden, sagt sie Auch hätten einige Hotels bereits damit angefangen, Kliniken und pränatale Zentren zu eröffnen und spezielle medizinische Programme für ihre Gäste anzubieten. Experten der Touristikbranche sind sich sicher, dass solche Hotels mehr Chancen hätten, Touristen anzulocken. Ein gelungenes Beispiel ist die Ferienanlage Mriya Resort & Spa im Urlaubs- und Kurort Jalta.

Die Hotelanlage auf einer Fläche von 27 Hektar wurde mit einer Auszeichnung als beste Ferienanlage der Welt gekürt. Eigenen Angaben zufolge biete das Hotel seit 2014 zahlreiche Möglichkeiten für Gesundheit, Sport und Unterhaltung. Besonderes Augenmerk legte man bei der Konzeption, neben mehreren Wellness-Bereichen mit Saunen und Schwimmbädern, Tennisplätzen sowie Fitnessstudios, auf das hauseigene Medizinzentrum.

In den vergangenen drei Jahren seien rund 100.000 Gäste gezählt worden, heißt es voller Stolz aus der Geschäftsleitung. „Bereits zwei Jahre nach der Eröffnung lag die durchschnittliche Auslastung bei 83 Prozent“, sagt Geschäftsführer Grant Babasjan. Ebenso sei im letzten Jahr die Gewinnzone erreicht worden. „Eine Tendenz zur Steigerung der Servicequalität kann bei allen Hotels in Russland festgestellt werden, besonders auf der Krim“, stellt Babasjan fest.

„Es ist wirklich erstaunlich, welch hohes Potential die Halbinsel birgt“, so der Generaldirektor. Sowohl das Klima, als auch das Meer sieht er als prädestiniert zur Erholung und Rehabilitation der Gäste. Allerdings muss er auch zugeben, dass der Bau des Ressorts kein billiges Unterfangen war. Insgesamt 300 Millionen US-Dollar habe man investieren müssen, sagt Babasjan. Die Kosten wurden von der russischen Sberbank gedeckt, die deshalb auch bis heute die alleinige Eigentümerin der Ferienanlage ist.

[mb/russland.REISEN]