Krim: Bald Pauschalreisen trotz Sanktionen?

Krim: Bald Pauschalreisen trotz Sanktionen?Foto: © Michael Barth

Seit sich die Bewohner der Krim dafür entschieden haben der Ukraine den Rücken zu kehren, ist es europäischen Reiseveranstaltern untersagt, Pauschalreisen auf die Halbinsel zu veranstalten. Ein slowakisches Touristikunternehmen scheint nun einen Weg gefunden zu haben, die Sanktionen zu umgehen.

Derzeit haben Bürger aus den Staaten der Europäischen Union zwar die Möglichkeit, die schon zu Sowjetzeiten als Ferienort beliebte Halbinsel im Schwarzen Meer auf eigene Faust zu bereisen, organisierte Urlaube von Europäern jedoch sind bis auf weiteres mit Sanktionen belegt. Zudem schrecken zwischenstaatliche Differenzen bei der Organisation einer Reise sowie eine Reihe anderer Hürden viele Besucher von vornherein ab.

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Ein Reiseunternehmen aus der Slowakei beabsichtigt deshalb, kombinierten Reisen für Touristen anzubieten, die bereit sind, die Krim in Verbindung mit Moskau, St. Petersburg oder anderen russischen Städte zu besuchen. Mit dem slowakischen Abgeordneten Peter Marchek hat der Anbieter einen kompetenten Fürsprecher gefunden, der sich bereits vor Ort mit Vertretern der slowakischen Tourismusindustrie traf, um das Vorhaben in die Wege zu leiten.

Schwammige Gesetzeslage

„Es ist unsere Aufgabe, den Europäern die Reise auf die Krim so weit wie möglich zu erleichtern und ich bin sicher, dass das unsere Bemühungen gefragt sein werden“, äußerte sich der Politiker gegenüber russischen Medien. „Auf die Touristen warten nicht nur sonnige Strände und wunderschöne Berge, sondern auch auf viele historische Sehenswürdigkeiten“, schwärmte Marchek nach seinem Ortstermin und zeigte sich zuversichtlich, dass der Plan umgesetzt werden kann.

„Uns ist bekannt, dass das Verbot der Erbringung touristischer Dienstleistungen auf der Krim und in Sewastopol in der Liste der Beschränkungen erwähnt wird. Genauere Formulierungen sind allerdings praktisch nicht vorhanden“, verwies Marchek, der den Beitritt der Krim zu Russland in vollem Umfang respektiert, auf bestehende Gesetze. Das Schlupfloch sieht auch er in Form von kombinierten Reisepaketen.

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„Ich kann mit Zuversicht sagen, dass die Aktivitäten des Unternehmens in keinem Fall gegen das Gesetz verstoßen werden“, beruhigte er die Medienvertreter und fügte hinzu, dass bereits eine Gruppe von Anwälten an dem Projekt arbeite. Dies sei laut Marchek notwendig, damit die Aktivitäten des Unternehmens nicht zu Beschwerden von Brüssel und den slowakischen Behörden im Zusammenhang mit den 2014 eingeführten antirussischen Sanktionen führen.

Juristische Feinheiten

Derzeit gebe es viele Möglichkeiten, wie europäische Unternehmer oder Investoren die Sanktionen umgehen können“, sagte Janis Kusins, Mitglied der Internationalen Vereinigung russischsprachiger Rechtsanwälte, erst vor kurzem in einem Interview mit mit der russischen Zeitung „Iswestija“. Ein Einreiseverbot für die Krim als solches gebe es jedoch definitiv nicht, erklärte der Jurist.

„Es gibt lediglich Empfehlungen, dass die Region entweder keinen Besuch wert sei oder ein Besuch der Halbinsel beispielsweise ein Grund für ein Einreiseverbot in die Ukraine sein könne“, so der Experte. Derlei Propaganda käme laut Kusins jedoch aus der Ukraine und sollte seiner Meinung nach nicht überbewertet werden. Dennoch plant Peter Markchek eine enge Zusammenarbeit mit russischen Vertretern, um strittige Komplikationen zu vermeiden.

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Marchek weiß, dass ein Besuch der Halbinsel Europäern die Möglichkeit bietet, nicht nur positive Emotionen von der Reise mit nach Hause zu nehmen, sondern auch die aktuelle Situation mit eigenen Augen zu betrachten. „Sie werden sehen, dass niemand mit Maschinengewehren zu etwas gezwungen wird, dass nationale Minderheiten nicht unterdrückt werden und keine Repressionen gegen die Bewohner stattfinden, wie europäische Medien gerne behaupten.“

Politische Unterstützung

Von der russischen Seite werden solche Initiativen zur Gewinnung ausländischer Touristen ebenfalls begrüßt. „Trotz der Sanktionen, Verbote und Drohungen wächst der Touristenstrom von Jahr zu Jahr“, referiert der Premierminister der Krim, Sergej Aksjonow. Im vergangenen Jahr führte die Krim das Rating der russischen Regionen mit Blick auf das Tourismuswachstum an“, ergänzt Olga Kowitidi, die Senatorin der Republik.

„Viele Infrastrukturprojekte, die zur Entwicklung des Gastgewerbes beitragen, wurden unmittelbar nach dem Beitritt der Halbinsel in die Russische Föderation durchgeführt“, sagt sie und verweist auf den neu gebauten Flughafen in der Hauptstadt Simferopol, die Krimbrücke über die Meerenge bei Kertsch sowie die Rundumerneuerung des Straßennetzes auf der Halbinsel. Darüber hinaus arbeite man regelmäßig daran, die örtlichen Strände zu verbessern.

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Letztes Jahr besuchten Delegationen und Touristengruppen aus 144 Ländern der Welt die Krim – laut Aksjonow ist dies der Rekord in postsowjetischer Zeit. „Die Region zeichnet sich durch ein einzigartiges Klima und natürliche Bedingungen aus“, sagt Kovitidi im Hinblick darauf, dass das touristische Potential noch lange nicht ausgereizt sei. „Wir entwickeln zum Beispiel Ökotourismus, aber auch orthodoxe Pilgerreisen“, so die Senatorin. Ideen hätte sie noch viele.

[mb/russland.REISEN]