Zwei Millionen Touristen peilen die Touristikexperten bis zum Jahr 2020 in der Exklave Kaliningrad an. Angesichts der steigenden Besucherzahlen in dem russischen Gebiet des ehemaligen Ostpreußens durchaus keine Utopie.
„1,3 Millionen Touristen waren es im Jahr 2017. Deshalb denke ich, dass wir dieses Jahr ruhig über eineinhalb Millionen oder gar mehr sprechen können. Daher scheinen zwei Millionen bis zum Jahr 2020 eine realistische Zahl zu sein. Wenn man die gleichen Zuwachsraten berücksichtigt, die wir bisher erzielt haben, wir verbuchen ein Wachstum von 15-17 Prozent pro Jahr, werden wir dieses Niveau erreichen“, sagte vor kurzem der Gouverneur des Gebiets Kaliningrad, Anton Alichanow, gegenüber der Presse.
Der Gouverneur wies darauf hin, dass die wichtigsten strukturellen Objekte, die das Wachstum der Touristenströme beeinflussen, in Kaliningrad bereits gebaut wurden. Ein moderner Flughafen der für die Weltmeisterschaft 2018 generalüberholt wurde und bis zu 3,8 Millionen Menschen pro Jahr bedienen kann sowie eine neue Verbindungsstraße vom Flughafen in das Stadtzentrum. Ferner soll in naher Zukunft in der Stadt ein Projekt des Museumszentrums umgesetzt werden, das die Kantinsel ab dem Jahr 2019 mit einbezieht.
Fußball-WM als Grundlage für weitere Projekte
Geplant sind unter anderem Investitionen von einhundert Millionen Rubel, das entspricht rund 1,3 Millionen Euro, für die Landschaftsgestaltung sowie das Museum der Weltmeere und das Museum der schönen Künste. Des weiteren soll das historische Gebäude der Bernsteinmanufaktur aus dem Ende des 19. Jahrhunderts wieder rekonstruiert werden. Für den Wiederaufbau würden mehr als 200 Millionen Rubel bereitgestellt. Ebenso werde laut Alichanow das Synagogengebäude in das Museumszentrum integriert, in dem ein „Toleranzmuseum“ eingerichtet werden soll.
„Neben Wladiwostok und Sewastopol war Kaliningrad eine der drei Städte, in denen das Projekt für Kunst und Museen auf Beschluss des Präsidenten ins Leben gerufen wurde“, fügte Alichanow hinzu. „Auf dem Gelände der Oktjabrskj-Insel werden neben dem Weltmeisterschaftsstadion 2018 Zweigstellen der größten Moskauer Kulturinstitutionen, darunter auch Bildungseinrichtungen, eingerichtet“, erklärte er und bemerkte, dass die Entstehung solcher Zentren auch die Entwicklung des Tourismus in der Region fördern würde.
„Unserer Meinung nach ist dies eine deutliche Bereicherung des touristischen Potenzials der Stadt Kaliningrad“, betonte er. Der Gouverneur verwies auch auf das Potenzial bei der Entwicklung der touristischen Infrastruktur an der Ostseeküste, insbesondere des Tourismusclusters Swjetlogorsk, der künftig die Küstenstädte der Region vereinen soll. Einen zusätzlichen Impuls für das Wachstum des Tourismusverkehrs werde Alichanow zufolge der internationale Seehafen der Stadt Pionerski geben, der große Kreuzfahrtschiffe mit rund 250.000 Passagieren pro Jahr aufnehmen kann.
Stadt und Region profitieren voneinander
Des weiteren betonte er die Entwicklung der Glücksspielzone Jantarnaja, in der eines der größten Casinos Europas liegt und einen neuen Wasserpark in der Kurstadt Selenogradsk. In der Region Svjetlogorsk soll ferner der größte Golfplatz Russlands auf einer Fläche von etwa zweihundert Hektar mit kompletter Infrastruktur für Kinder und Erwachsene entstehen. Die Entwicklung dieses Gebiets werde, so Alichanow, durch eine neue Straße gewährleistet, die zwischen Swjetlogorsk und Pionerski gebaut wird.
Ein weiteres Kapitel wird die Entwicklung der Ostsee als Erholungsgebiet sein, sagte Alichanow, wobei er einräumen musste, dass dieses Projekt noch nicht über die Diskussion hinaus gediehen ist. Eine Etappe soll der Bau eines Radweges von Selenogradsk bis zur Grenze nach Litauen sein und ist als Ergänzung zu einer bereits bekannten Marke der Region, dem Nationalpark Kurische Nehrung, gedacht. Rund 40 Millionen Rubel, etwa eine halbe Million Euro, sollen für die Verwirklichung des Projekts bereitgestellt werden.
Der Gouverneur wies zudem darauf hin, dass die Region Kaliningrad ihr touristisches Potenzial auch darüber hinaus ausschöpfen will. „Die Fußball-Weltmeisterschaft bot uns alle Möglichkeiten dafür. Durch sie haben wir die touristische Infrastruktur, beispielsweise bei den Unterkunftsmöglichkeiten respektive Hotels, bereits erhöht. Diese Ressourcen können wir auch weiterhin nutzen“, so sein abschließendes Resümee.
[mb/russland.REISEN]