Grünes Licht für den „Goldenen Ring“ in Russlands Süden

Grünes Licht für den „Goldenen Ring“ in Russlands SüdenFoto: © 2018 Michael Barth

Der Süden Russlands ist um eine Attraktion reicher. Am Rande der Touristikmesse „Rest 2018“ in Moskau wurde der Grundstein für das Tourismusprojekt „Der Goldene Ring des Bosporanischen Königreichs“ gelegt. Man einigte sich darauf, noch diesen Herbst an den Start zu gehen.

Nun ist es endlich in trockenen Tüchern – der russische Süden schließt sich mit der Krim sowie den Regionen Krasnodar und Rostow am Don unter der Obhut der Russischen Geographischen Gesellschaft zu einem gemeinsamen Projekt zusammen. Im Rahmen der getroffenen Vereinbarungen beabsichtigen die beteiligten Regionen eine Zusammenarbeit bei der Organisation eines einheitlichen Netzes von touristischen Routen zu etablieren, deren wichtigste das interregionale Tourismusprojekt „Der Goldene Ring des Bosporanischen Königreichs“ sein wird.

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Als Grundlage soll das Konzept des internationalen Touristenfestivals „Historisches Erbe Russlands“ dienen, das in den diesjährigen Sommerferien von der Region Krasnodar veranstaltet wurde. Es ist geplant, die Denkmäler, die mit der Geschichte des antiken Bosporianischen Reiches in 15 Städten der südlichen Regionen Russlands verbunden sind, durch verschiedene Routen des Projekts zusammenzulegen.

Sightseeing per Bus, Schiff oder Bahn

Schätzungen zufolge könne die Umsetzung des Projekts dazu beitragen, den Zustrom von Touristen in den südlichen Regionen um zehn Prozent zu erhöhen und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Touristen im Süden Russlands um rund fünfzehn Prozent verlängern. Die Routen des Projekts werden für Busreisen, Eisenbahnfahrten, Fahrten mit Privatfahrzeugen sowie Kreuzfahrten auf dem Kreuzfahrtschiff „Prinz Wladimir“, das zwischen der Region Krasnodar und der Krim kreuzt, konzipiert.

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Im nächsten Schritt sind die einbezogenen Regionen dazu angehalten, neben den historischen Denkmälern die notwendige touristische Infrastruktur mit modernen Einrichtungen für die Gäste, Unterkünften, Restaurants und Cafés an den Orten entlang der Routen des südlichen „Goldenen Rings“ zu präsentieren. Zusätzlich soll in Kürze eine dementsprechende Tourenkarte erstellt und herausgegeben werden. Mit ihr soll auf die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten rund um das Thema hingewiesen werden.

Dem Bosporianischen Reich liegt die Besiedelung des Gebiets zu beiden Seiten des kimmerischen Bosporus, der das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer verbindet, mit griechischen Kolonien zugrunde. Das Reich, ursprünklich mit den Traditionen der hellenischen Demokratie, wurde von der damaligen Hauptstadt Pantikapaion, dem heutigen Kertsch im Osten der Halbinsel der Krim, aus regiert. Somit konnte dem Vordringen den Reiterstämmen aus dem Osten Einhalt geboten und dem Handel Stabilität verliehen werden.

Graphik: commons.wikimedia/Anton Gutsunaev CC BY 3.0

Blütezeit eines antiken Königreichs

Nach der Herrschaft der Archaianaktiden regierten dem hellenistischen Geschichtsschreiber Diodor zufolge ab dem Jahr 438 vor Christus die thrakischen Spartokiden für die darauffolgenden dreihundert Jahre das Bosporianische Reich. Nachdem das Gebiet in die Regentschaft des legendären pontischen Königs Mithridates übergegangen war, geriet das Reich in die Abhängigkeit des Römischen Reiches und erlangte seine erneute Blütezeit im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus.

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Trotz des wirtschaftlichen Niedergangs und ständiger Einfälle von gotischen Stämmen und schließlich der Hunnen nach dieser Zeit, existierte das Bosporianische Reich noch bis Anfang des vierten Jahrhunderts als Protektorat Roms, das die bosporanischen Könige weiterhin anerkannte. Erst mit der Einstellung der Münzprägung, die am kimmerischen Bosporus neunhundert Jahre lang fast ohne Unterbrechung praktiziert wurde, endete mit der byzantinischen Herrschaft schließlich das Kapitel des Bosporianischen Königreichs.

Ruinen als künftiges Kapital

Heute ist es die Aufgabe der Republik Krim, des Kubans und der Region Krasnodar das geschichtliche Erbe dieser Epoche für die Nachwelt zu bewahren. Die erhaltenen Zeugnisse sind auch die Grundpfeiler der touristischen Route. In der Region Krasnodar befinden sich beispielsweise das archäologische „Museum Gorgippia“, der „Taman-Museumskomplex“, das „Museum-Reservat Phanagoria“ und andere touristische Highlights auf dem Gelände von vier Städten und Siedlungen der Region.

Foto: commons.wikimedia/Afonin CC BY-SA 3.0

Auf der Krim gibt es unter anderem das Historische und Kulturgeschichtliche Reservat der Ost-Krim, das „Antikmuseum von Theodosia“, das antike „Neapolis“ der Skythen und weitere historische und archäologische Denkmäler in sieben Städten und Siedlungen der Republik. Bei Sewastopol liegt das archäologische „Freilichtmuseum Chersones Tawritschesky“, die Festungen Cembalo und Kalamita sowie viele andere Objekte. Die Region Rostow am Don schließlich steuert das historisch-archäologische „Museumsareal Asow“ bei.

Bereits im Sommer 2017 widmete das Puschkin-Museum unter dem Titel „Panticapaeum und Phanagoria – Zwei Hauptstädte des Bosporus-Königreichs“ dem Thema eine groß angelegte historische Ausstellung über die Schätze präsentiert, die auf dem Territorium der Krim gefunden worden sind. Darunter das Fragment einer Säule mit einem ionischen Haftbefehl, ein weißer Marmorkopf aus der Statue der Aphrodite und Keramik, die die herausragenden Fähigkeiten der bosporianischen Künstler und Töpfern demonstriert.

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Touristische Routen zu thematischen Reisezielen haben sich anderswo bereits bestens bewährt. Das beste Beispiel in Russland ist der „Goldene Ring“ um Moskau. Jährlich locken die Klöster und Kirchen aus der Blütezeit des alten Zarenreiches, begünstigt durch die Nähe zur Hauptstadt, Millionen von Reisenden. Auch in Deutschland hat man beispielsweise mit der „Weinstraße“ oder der grenzübergreifenden „Burgenstraße“ gute Erfahrungen im Tourismussektor sammeln können.

[mb/russland.REISEN]