Die Zeiten, in denen Flusskreuzfahrten ausschließlich eine Domäne für rüstige Rentner zu sein schienen, sind schon lange vorbei. Viele Reisende erkennen mittlerweile den Komfort, eine Zeitlang auszuspannen und das Land an sich vorbei ziehen zu sehen. Ein aktueller Reiseführer widmet sich den Wasserwegen Russlands.
Russland wäre vermutlich erst sehr viel später erschlossen worden, hätte es nicht seine weitverzweigten Flusssysteme. Das riesige Land wird von Ost nach West sowie von Süd nach Nord von bedeutenden Strömen durchflossen, die wiederum jeweils ihr eigenes komplexes System an Wasserwegen mit sich führen. Was also liegt näher, als diesen immensen Reichtum an Wasser als Potenzial in die moderne Tourismusindustrie einfließen zu lassen.
Flusskreuzfahrten in Russland besitzen schon seit vielen Jahrzehnten ihren besonderen Reiz. Auch wenn es die meisten Reisenden in erster Linie nach St. Petersburg und Moskau zieht, die Städte und Ortschaften sowie die weitläufige Natur dazwischen sind es, die ein ungestelltes Bild dieses einzigartigen Landes vermitteln. Politische Situationen vor nicht allzu langer Zeit ließen das Angebot zwar etwas einbrechen, mittlerweile erfreuen sich Reiseveranstalter jedoch wieder regem Zulauf.
Land und Leute entlang der Wasserwege
Eine Neuerscheinung des Trescher Verlags widmet sich nun all denen, die während einer Russlandreise ausspannen möchten, ohne auf ein kulturelles Angebot verzichten zu müssen. Wolga, Don, Amur, die Lena und der Jenissei – seit jeher klangvolle Inbegriffe der russischen Lebensart und ihrer Geschichte. Während Flussreisen im europäischen Teil des Landes durch kulturelle Highlight geprägt sind, vermitteln sie im asiatischen Teil einen nachhaltigen Eindruck von der gewaltigen Weite.
Der Reiseführer „Flusskreuzfahrten Russland“ bietet Informationen zu Russland und seinen Städten entlang der Reiserouten, aber auch zu den Menschen die dort leben und der atemberaubenden Natur, die von den Schiffen durchquert wird. Dementsprechend gestaltet sich die Gliederung dieser Neuauflage, der eine umfangreiche Einführung in das Land voran gestellt ist. Nachdem Moskau als Hauptstadt eine explizite Erwähnung gefunden hat, wendet sich das Praxisbuch auch schon dem Wasser zu.
Kultur im Westen, Natur im Osten
Wenn der Leser beim, nicht minder ausführlichen, Kapitel zu St. Petersburg angelangt ist, hat er die erste Kreuzfahrt auf den Wasserwegen, die die riesigen Seen Nordwestrusslands miteinander verbinden, bereits hinter sich gebracht. Detailliert werden, wie bei allen beschriebenen Routen, die Attraktionen und Ausflugsmöglichkeiten zu den Landgängen vorgestellt, die dem Reisenden einen Einblick in das Hinterland, fernab der großen Metropolen, gestatten.
Den großzügigsten Raum nimmt, wie es sich für den größten Strom Europas geziemt, natürlich die Wolga ein. Neben der Strecke die, je nach Veranstalter, etappenweise bis ins Kaspische Meer hinabführt, zählen aber auch Kreuzfahrten auf dem Don zu den Klassikern der Branche. Stehen hier überwiegend Orte im Fokus der Beschreibungen, widmet sich der vorliegende Reiseführer aufgrund der wesentlich dünneren Besiedelung entlang der Ströme Sibiriens ausführlich der dortigen Natur und ihren Bodenschätzen.
Gesondert herausgegriffene Themen, die sich wie ein roter Faden durch den Band ziehen, vertiefen die Besonderheiten eines Streckenabschnitts, denen die Kreuzfahrer begegnen werden. Reisetipps, Karten und Stadtpläne sowie ein kleiner Sprachführer im Anhang machen den Reiseführer „Flusskreuzfahrten Russland“ zu einer empfehlenswerten Reiselektüre – erst recht, wenn die Schiffsreise bei einem wesentlich günstigeren örtlichen Anbieter gebucht werden soll.
Sternfeldt Andreas, „Flusskreuzfahrten Russland“, Trescher Verlag 2019/2020 (4. aktualisierte Auflage), 405 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Karten und Stadtpläne, ISBN: 978-3-89794-514-2
[mb/russland.REISEN]