An Tag vier unseres Aufenthalts in Jekaterinburg ging es mit dem Auto zu den vom Stadtzentrum etwas weiter entfernten Drehorten und Attraktionen: Einem prächtigen Kloster am Fundort der Leichen der Zarenfamilie, der eurasischen Kontinentalgrenze und einem Militärmuseum.
Religiöser Zarenkult am Leichenloch
Für ein Video zum Thema wollten wir in Ganina Jama drehen. Hier gab es vor 100 Jahren einen verdeckten Schacht, in dem die Kommunisten nach dem Mord an der Zarenfamilie die meisten der Leichen „entsorgt“ hatten. Da die Familie zwischenzeitlich von der orthodoxen Kirche heilig gesprochen wurde, entstand an dieser Stelle ein Kloster mit wahrhaft religiösem Zarenkult. Von unsere Bekannten wurden wir zu diesem Kloster, mittlerweile eine große Touristenattraktion, gefahren.
Goldkuppeln und verhüllte Knie
Gleich am Eingang mussten die weiblichen Mitglieder unserer Gruppe sich mit langen Wickelröcken und Kopftüchern ausstatten, denn Frauen mit Hosen oder unbedeckten Knien gibt es in orthodoxen Anlagen nicht. Drinnen war die Atmosphäre sehr feierlich und es gab neben einer kleinen Kathedrale fünf Kapellen in Holzbauweise, alle prächtig mit Goldkuppeln geschmückt und auch innen üppig ausgestattet. Daneben standen noch Denkmäler für Zar und Familie herum, die von ihrer Gestaltung mehr als mittelalterliche Heilige erinnerten. Das wichtigste war jedoch eine kleine Kuhle hinter der Kathedrale, denn hier befand sich das Loch, in dem man die kaiserlichen Leichen gefunden hatte und an das alle Besuchergruppen von ehrfürchtigen Priestern geführt wurden.
Echte Zarenjünger und Schaulustige
Diese Besucher setzten sich ebenso aus echten Zarenverehrern wie aus reinen Touristen zusammen, die auch als Russen das große Brimborium, das hier gemacht wurde, eher als Show betrachteten. Die besagten Gebeine befinden sich natürlich nicht mehr hier, sondern wieder in Sankt Petersburg. Da die Anlage aber überaus prächtig ist und für uns ob ihrer Pracht ein Muss für Jekaterinburg-Besucher, findet sich an diesem Artikel eine kleine Fotogalerie davon.
Falsche und echte Kontinentalgrenzen
Nach dem Kloster drängten uns unsere Gastgeber darauf, zur eurasischen Kontinentalgrenze zu fahren, unweit der Stsdt. Wir waren darauf als langjährige Uralreisende nicht so erpicht – russische Denkmäler an dieser Linie hatten wir schon viele gesehen, sie stehen an jeder größeren Straße vom europäischen Teil Russlands nach Sibirien. Aber wir fuhren halt mit und erfuhren so, dass es gleich zwei solcher Grenzen bei Jekaterinburg gäbe, die echte und die falsche. Unsere Gastgeber erklärten uns, dass die echte Grenze zwischen Europa und Asien, die wir natürlich ebenfalls besuchten, etwas weit weg von der Stadt und nicht direkt an der Autobahn sei. So habe man für die Touristen noch eine zweite näher und direkt an der Magistralen gebaut. Diese sei aber von der geographischen Kontinentengrenze etwa 20 Kilometer entfernt. Jekaterinburg-Touristen aufgepasst, die mit je einem Bein in Europa und Asien stehen wollen!
Militärtechnik en gros
Am Ende ging es noch zu einen großen militärhistorischen Museum, von dem wir für die Wehrtechnik-Interessierten unter unseren Zuschauern noch ein paar Aufnahmen für ein Video machen wollten, das kommende Woche erscheint. Dieses ist wirklich sehr sehenswert und vorab gibt es deshalb heute schon einmal eine Fotogalerie in einem eigenen Artikel. Gleichzeitig mit uns waren auch ganze Abteilungen russischer Soldaten hier, die im Gegensatz zu den anderen Besuchern aber eher wirkten, wie Schüler auf einer Pflichtveranstaltung.
Wir melden uns dann wieder mit Tag fünf unserer Reihe zu dieser interessanten Uralmetropole – dem letzten, den wir komplett hier verbringen werden.