Erste Prognosen für die Eisenbahn über die Krim-Brücke

Seit Mitte Mai dieses Jahres rollt der Autoverkehr über die Brücke, die das russische Festland mit der Ferienhalbinsel Krim verbindet. Nun laufen die Arbeiten an der parallel verlaufenden Eisenbahntrasse auf Hochtouren. Vertraut man den Prognosen für das künftige Verkehrsaufkommen, zeichnet sich vor allem eines ab: Es wird voll auf der Krim.

Die Einmillionen-Marke der PKW und Busse, die in den ersten drei Monaten seit der Eröffnung die neue Krim-Brücke passierten, wurde inzwischen geknackt. Im kommenden Jahr sollen dann Güterverkehr und die Eisenbahn hinzukommen. Die Zahlen die bezüglich des Schienenverkehrs im Raum stehen, machen hellhörig: Aus elf Städten Russlands sollen alleine im ersten Jahr weitere drei Millionen Menschen auf die, ohnehin schon an ihre Grenzen gekommene, Halbinsel transportiert werden.

Sobald die Bahntrasse auf der Brücke sowie die dazugehörige Infrastruktur in Kertsch mit Bahnhof und allem was dazu gehört fertiggestellt ist, wird das Netz der Eisenbahn auf der Krim in die Hände der Gesellschaft Krim-Eisenbahn KRZ übergehen. Bisher trägt die KRZ hauptsächlich Sorge über 53 Pendlerzüge, die auf der Krim verkehren.

Kompletter Ausbau des Streckennetzes

„Momentan werden die Fahrpläne für zehn Zugpaare von Personenzügen, die zwischen Jewpatorija, Simferopol, Sewastopol und Feodossija verkehren, nach Moskau, St. Petersburg, Murmansk, Jekaterinburg, Kasan, Rostow am Don, Workuta, Archangelsk, Tscheljabinsk, Perm und Nowosibirsk ausgearbeitet“, erklärte Alex Gladilin, der Generaldirektor der Gesellschaft, gegenüber der Agentur Tass. 17 verschiedene Strecken gelte es dabei zu berücksichtigen, wobei manche nicht täglich befahren werden, heißt es.

Was den Güterverkehr betrifft, erwartet man nach den Erfahrungen der kirgisischen Eisenbahn täglich bis zu einem Dutzend Güterzüge aus allen Regionen Russlands. „Die Eröffnung des Eisenbahnabschnitts auf der Krim-Brücke wird natürlich die Anzahl der Güterzüge erhöhen“, sagt Generaldirektor Gladilin und übernimmt damit gleichzeitig ein schweres Erbe, denn im Grunde genommen fängt man bei Null an.

„Alles wurde während der Sowjetunion gebaut, in den 1970-er Jahren erreichte der Verfall der Betriebsanlagen bereits kritische Ausmaße“, muss Gladilin vorausschicken, bevor er auf die Kosten des Vorhabens zu sprechen kommt. Über den Zustand der Eisenbahn auf der Krim während der ukrainischen Periode schweigt er sich lieber gleich aus. Seit dem Beitritt zu Russland jedoch habe sich ihm zufolge die Situation radikal verändert.

Investitionen in Zig-Milliardenhöhe

Mit dem Jahr 2017 hat ein großangelegtes Programm zur Modernisierung der Wirtschaft der Krim-Bahn begonnen. 26 Milliarden Rubel, rund 350 Millionen Euro, sollen laut der Gesellschaft Krim-Eisenbahn bis 2025 in das gewaltige Projekt investiert werden. Das Modernisierungsprogramm beinhalte Reparaturarbeiten, die Entwicklung einer kompletten Verwaltung sowie den Bau von Gleisanlagen samt deren technischer Ausstattung im gesamten Bereich zwischen Kertsch und Djankoj, im Norden der Republik. „Alles wird aktualisiert und modernisiert“, so Gladilin.

Die Hauptstrecke von Djankoj nach Kertsch wurde bereits im Jahr 2016 komplett überholt. Die ausgegebenen 2,5 Milliarden Rubel oder 35 Millionen Euro flossen in 207 Kilometer Strecke, in die 53 neuen Weichenanlagen verbaut und über die Hälfte der bestehenden ersetzt wurden. Als nächstes müssen 157 Kilometer mit funktionierenden Signalen und Lichtanlagen versehen werden und es bedarf einer modernen Lokomotiv-Flotte.

Ein großer Gewinner durch die Investitionen in die Eisenbahnstrecken der Krim, die eng mit der Brücke über die Meerenge von Kertsch verbunden sind, ist indes das Personal der Gesellschaft Krim-Eisenbahn. Als die Belegschaft der damaligen ukrainischen Eisenbahngesellschaft im Zuge des Beitritts der Krim an Russland übernommen wurde, wurden 11.000 Rubel, rund 160 Euro, als Lohn ausbezahlt. Inzwischen verdienen die Angestellten etwa das Dreifache.

[mb/russland.REISEN]