Ginge es nach Swjetlana Baranowa, der Vorsitzenden der Regionalen Vereinigung der Reiseindustrie, könnte es in der nordwestrussischen Region Pskow von Touristen bald nur so wimmeln. Sie schlug vor, die Visabestimmungen für die Einreise in die Grenzregionen zu vereinfachen, um dort die Touristenströme zu erhöhen.
„Die Erleichterung des Visa-Einreiseverfahrens in unserem Land ist einer der Aspekte, die den Touristenstrom in unsere Regionen erhöhen werden“, sagte Reisefachfrau Baranowa am vergangenen Dienstag vor dem Ausschusses der Parlamentarischen Vereinigung Nordwestrusslands für Kulturpolitik und Tourismus in Pskow. Damit sprach sie einen wunden Punkt an, der für Reisende aus europäischen Ländern sicherlich der größten Hemmschuh für eine Russlandreise ist.
„Die Einführung eines elektronischen Visums“, so Baranowa, „ist zweifellos für EU-Bürger interessant, vor allem für diejenigen, die unseren Regionen am nächsten sind. Passagiere von Kreuzfahrtschiffen, die von Riga und Tallinn aus die Region Pskow ansteuern sowie unsere Nachbarn, beispielsweise aus Finnland, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Billigflug-Airlines einfliegen würden, was die Entwicklung des Inlandsverkehrs in den Grenzgebieten stimuliert.“
Unverhältnismäßige Visuakosten vereiteln Kurzreisen
Sie fügte hinzu, dass die Zahl der ausländischen Touristen, die die Region Pskow besuchen, aufgrund der Schwierigkeiten bei der Erteilung eines Visums und den hohen Kosten abgenommen habe. Nach Angaben des Gastgewerbes wurde die Region im Jahr 2017 von mehr als achttausend ausländischen Touristen besucht, während im Jahr 2016 noch rund neuneinhalb-tausend ausländische Gäste in die Region Pskow kamen.
„Zwei der einschränkenden Aspekte sind die Kosten des Visums und das bürokratische Verfahren für seine Erteilung. Leider zeigen statistische Daten, dass die Einreise ausländischer Touristen in der Region abnimmt. Der Touristenstrom ist deutlich geringer als er sein könnte“, erklärte die Vorsitzende des Verbandes der Reiseindustrie und hat auch gleich das passende Exempel parat.
So koste zum Beispiel ein komplettes zweitägiges Ausflugspaket für Touristen aus Daugavpils im benachbarten Lettland, mit Hotelunterkunft und zwei Mahlzeiten sowie einem Tagesprogramm, lediglich 45 Euro pro Person, ein russisches Visum jedoch mindestens weitere 70 Euro zusätzlich. „Für viele ist dies ein Argument, sich gegen eine spontane Kurzreise nach Russland zu entscheiden“, sagte Baranowa.
Praxisbeispiele bei Einreiseerleichterungen
Ihrer Ansicht nach könne demnach die Zahl der ausländischen Ttouristen für das Gebiet Pskow deutlich erhöht werden, wenn das Verfahren für die Einreise in die Russische Föderation erleichtert würde. „In unserem Land wird die Praxis solcher erleichterten Visa-Regelungen ja bereits getestet. Zum Beispiel haben 18 Länder das Recht, elektronische Visa für die Einreise in die Stadt Wladiwostok auszustellen, was die Zunahme des Einreisetourismus dort erheblich beeinflusst hat“, so die Reiseexpertin.
An der Sitzung des Ausschusses der Parlamentarischen Vereinigung Nordwestrusslands teilgenommen haben Abgeordnete aus Kaliningrad, Murmansk, Archangelsk und dem Gebiet Leningrad sowie aus Nowgorod, Wologda, Karelien, dem autonomen Bezirk der Nenzen und der Republik Komi. Auch wenn nicht alle vertretenen Gebiete zu den grenznahen zählen, so sind diese Regionen dennoch seit längerem bemüht, ihre Attraktivität für den Tourismus zu steigern.
Der Ausschuss für Kulturpolitik und Tourismus wurde im Juni 2012 ins Leben gerufen und zählt zu seinen Hauptaufgaben die Förderung des Erhalts und der Entwicklung regionaler Kulturinstitutionen, nationaler Kulturtraditionen sowie die Verbesserung des gesetzlichen Rahmens der staatlichen Kontrolle im Bereich des Schutzes von Gegenständen von kultureller Bedeutung.
[mb/russland.REISEN]