Dutzende Delphine auf der Krim gestrandet

Dutzende Delphine auf der Krim gestrandet

Mitarbeiter einer Organisation, die sich um den Erhalt von Meeressäugern bemüht, fanden entlang der Krimküste mehrere Dutzend Kadaver toter Delphine. Im Sewastopoler Gebiet werden nun Untersuchungen durchgeführt, die die Todesursache der Tiere klären soll.

In diesem Gebiet wurden zwanzig tote Wale aller drei Arten gefunden, untersucht und vermessen. Bei allen Körpern, an denen das dritte und vierte Stadium der Verwesung noch nicht eingesetzt hat, wurden Spuren von Fremdeinwirkungen festgestellt“, hieß es in einer Erklärung. Hierbei handele es sich den Tierschützern zufolge um lineare Vertiefungen in der Haut und abgeschnittene Enden der Schwanzflosse.

Alleine am Küstenabschnitt des Dorfes Katscha wurden von den Ortsansässigen achtzehn tote Tiere entdeckt. „Wir spazieren oft entlang der Küste und wir sahen, dass an diesem Abschnitt aus irgendeinem Grund Delphine an Land gespült wurden, darunter fünfzehn Jungtiere. Bei näherer Betrachtung wurde deutlich, dass die Körper der Tiere mit etwas wie einem Messer traktiert wurden“, schilderte Irina, eine Bewohnerin des Dorfes, der lokalen Gazette „Primetschanija“.

Möwen laben sich an den Kadavern

Die Bewohner des Dorfes sind empört darüber, dass die Gemeinde Katscha keine Maßnahmen ergreift, um die verwesten Delphinkadaver vom Strand zu entfernen. Inzwischen hat man bereits mehr als dreißig verendete Tiere in diesem Gebiet gefunden, darunter auch ein hochträchtiges Weibchen. Ein weiteres halbes Dutzend Großer Tümmler wurden in den Binnenbuchten von Sewastopol, der „Heldenstadt der russischen Matrosen“, selbst gefunden.

Insgesamt verzeichneten die Krim-Freiwilligen in diesem Jahr offiziell den Tod von 104 Schwarzmeer-Delfinen und Schweinswalen, die sogenannten Asowka-Delphine. Die Tierschutzorganisation „Besmjateschnoje More“ – „Das ruhige Meer“ – vermutet, dass es sich bei den Tieren um Opfer der Seefischerei handelt. Experten bestätigen, dass Fischernetze die häufigste Todesursache bei Kleinwalen sei.

Die Tiere verfangen sich in den verwendeten Kiemennetzen, mit denen die örtlichen Fischer auf die Jagd nach Flundern, Stören und den hier vorkommenden Dornhaien oder Schwarzmeer Haien gehen. Gewöhnliche Fische schlüpfen leicht durch die großen Maschen, für Delphine und Kleinwale jedoch bedeuten sie den sicheren Tod. Die Säugetiere ersticken qualvoll in ihrer Falle und werden von den Fischern schließlich wieder ins Meer zurück geworfen.

„Verwertung“ sorgt für hohe Dunkelziffer

Wie viele der Meeressäuger tatsächlich gestorben sind, lässt sich nur vermuten. Sicher ist nur, dass die Vorjahreszahlen für den Zeitraum bereits überschritten wurden. Der örtlichen Bevölkerung, vor allem sozial schwachen Menschen, freuen sich unverhohlen über die gestrandeten Delphine. Sie schneiden das Fleisch und die Flossen ab und verwerten ihre „Beute“. Da wird verkauft, geräuchert und an das Vieh verfüttert. Den Rest des Torsos teilen sich streunende Hunde und Möwen.

Bekannt wurden solche Fälle besonders aus der Gegend von Sewastopol, da dort die Freiwilligenbewegung äußerst aktiv ist. Im äußersten Nordwesten und Osten, ja selbst an der weiteren Südküste, interessieren solche Vorfälle oft niemanden. Schließlich haben sich die Fänge der Krimfischer im Schwarzen und Asowschen Meer nach dem Beitritt zu Russland mehr als verdoppelt.

Die 57 toten Delphine, die man im März dieses Jahres an der Küste der Region Sewastopol vorfand, galten als Opfer einer Austernfarm, die vor nicht allzu langer Zeit vor der Küste errichtet wurde. Die Zuchtanlage befindet sich auf der Route der traditionellen Frühlingswanderungen der Delphine. Doch die Anteilnahme der Bevölkerung hielt sich in Grenzen, schließlich ist die Fabrik ein lukratives Geschäft für die Region und bietet vor allem Arbeitsplätze.

In den sozialen Netzwerken sorgten vor kurzem Fotos eines in der Nähe von Müllcontainern am größten und beliebtesten Sewastopoler Strandbezirk Utschkujewka gefundenen Delfins für Empörung. Laut dem Augenzeugen, der die Bilder gepostet hat, käme dieses Szenario hier regelmäßig vor. Die örtlichen Stadtwerke bestätigen, fast jeden Tag ein oder zwei tote Tiere im Hausmüll vorzufinden. Von den Hausbewohnern sei jedoch nichts darüber in Erfahrung zu bringen.

Reha-Zentrum für Meeressäuger

„Besmjateschnoje More“ wurde vor gut fünf Jahren als gemeinnützige Organisation zur Erforschung, Rettung und Rehabilitation von Meeressäugern von der jungen Moskauerin Anastasia Korostelewa und ihrer Freundin Nastja Postnikowa ins Leben gerufen, nachdem die beiden in die Hauptstadt der Halbinsel, Sewastopol, umsiedelten. Ihr Ziel ist es, ein stationäres Rehabilitationszentrum für Meeressäuger auf der Krim zu etablieren.

Mittlerweile setzt sich das Team aus aus Biologen, Tierärzten und Ökologen zusammen, deren ehrenamtliches Engagement der Rettung und Rehabilitation von Meeressäugern an der Schwarzmeerküste der Krim sowie ihrer Erhaltung dient. Zudem kümmert man sich dort um rechtliche Angelegenheiten und den Kontakt zu Behörden, um die Tiere zu schützen. Ergänzend leisten Biologen wertvolle Feldarbeit.

Besuche von Spezialisten umfassen die Untersuchung und Sammlung des Materials von toten Tieren zur weiteren Erforschung sowie Rettungsmaßnahmen und die medizinische Versorgung von kranken und verletzten Delphinen in ihrem natürlichen Habitat. Darüber hinaus ist die Organisation „Das ruhige Meer“ als Netzwerk auf die aktive Beteiligung von Freiwilligen, insbesondere den Anwohnern und Touristen der Krimküste, und vor allem natürlich Spenden, angewiesen.

[mb/russland.REISEN]