Dinos sollen Touristen in die russische Provinz locken

In Russlands Provinz setzt man nun auf Dinosaurier, um den Tourismus anzukurbeln. Die vorzeitlichen Echsen wecken weltweit das Interesse bei Groß und Klein und schließlich hat man in Russland schon genügend Relikte dieser urzeitlichen Viecher ausgegraben. In der zentral-russischen Region Kirow plant man deshalb Touren zu den Fundorten.

Die Region Kirow in Zentralrussland, plant eine neue touristische Route einzurichten, um für Besucher die Geschichte der Saurier lebendig werden zu lassen. Vor rund 260 Millionen Jahren wurde die Gegend von sogenannten Pareiasaurier bevölkert. Fossile Reptilien, die im Erdzeitalter des Perm, lange vor Brontosaurus, T-Rex und Co, lebten.

Schon seit vielen Jahrzehnten finden Wissenschaftler immer wieder Fossilien der Reptilien unweit der Stadt Kotelnitsch. Am Ufer der Wjatka können die, im Lehm erhaltenen, Überreste der Tiere relativ problemlos geborgen werden. „Sie kamen in der Periode des Perm lediglich in zwei Gebieten vor. Auf dem Karoo-Plateau in Südafrika und eben hier in der Gegend um Kotelnitsch“, erklärt Natalja Spitsina, die Leiterin des örtlichen Museums für Paläontologie.

Laut Spitsyna würden die meisten Paläontologen lieber in die Kirower Region kommen da die Fossilien dort besser erhalten seien als in Südafrika. Nun wolle man im Rahmen einer zweitägigen Reise nach Kirow und Kotelnitsch auch Touristen zu den Ausgrabungsstätten befördern.

Buddeln in der Vorgeschichte

„Am ersten Tag werden die Teilnehmer in Kotelnitsch die Fundorte der Fossilien, das örtliche Museum mit seiner einzigartigen Fossiliensammlung sowie den lokalen Dino-Park besuchen“, stellt Irina Baschina vom Entwicklungszentrum für Tourismus der Region die Tour vor. „Am zweiten Tag soll es nach Kirow in das moderne paläontologische Museum gehen und danach in einen Park mit lebensgroßen Nachbildungen von Dinosauriern.“

Das Besondere am Museum in Kotelnitsch ist, dass keine Repliken, Nachbildungen also, ausgestellt sind. Alle der Fossilien von Therocephalianen, Cynodonten, Gorgonopsianen, Anomodonten, Dicynodonten sowie Mastodon, Tarbosaurus und Ankylosaurus, die dort zu sehen sind, wurden in der Nähe von Kotelnitsch gefunden. Der ganze Stolz des Kotelnich-Museums jedoch ist das Skelett von einem Baby des Pareiasauriers.

„Die ersten beiden Skelette der alten Reptilien wurden 1933 in der Nähe von Kotelnitsch von einem hiesigen Hydrogeologen, der nach Wasserbrunnen bohrte, ausgegraben“, erklärt Natalja Spitsina. Im Jahr darauf kam eine von der berühmten Paläontologin Alexandra Gartman-Veinberg geführte Expedition in die Region Kirow.

„Zunächst galt die südafrikanische Hochebene als einiger Ort der Welt, wo Fossilien des Pareiasaurier gefunden wurden. Jedoch fand Gartman-Veinberg hier zwei Schädel, die sie nach Moskau brachte. Sie folgerte daraus, dass die Reptilien von Südafrika aus in die Kirowsker Region gewandert sind“, so die Leiterin des Museums. „Insgesamt elf vollständige Pareiasaurier-Skelette wurden in den darauffolgenden 14 Jahren von Moskauer Paläontologen hier in der Region ausgegraben. Bedauerlicherweise ist keines von ihnen erhalten geblieben“, beklagt Spitsina.

Einzigartiger Fundort im Schlamm

Pareiasaurier waren laut Spitsina, große und unbeholfene Pflanzenfresser, die bis zu 2,5 Meter lang und etwa 500 Kilogramm schwer wurden und aller Wahrscheinlichsten nach im feuchten Tiefland des Superkontinents Pangaea lebten. Manche seien vom Schlamm festgehalten worden und langsam gestorben. Durch die Konservierung in den Schlammfallen, so sagt sie, seien die Fossilien sehr gut erhalten. Die meisten Fossilien wurden am sogenannten Sokolja Gora, dem Falkenberg, gefunden.

Die Ausgrabungsarbeiten an einer 30 Kilometer langen Stelle am steilen Ufer der Wjatka werden üblicherweise von Mai bis Oktober durchgeführt, wenn der Wasserstand des Flusses gesunken ist. Demnächst werden auch Archäologen am Sokolja Gora Grabungen vornehmen, um weitere Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte der Region zu bekommen. Das Gebiet ist nachweislich seit dem fünften Jahrhundert vor Christus bewohnt.

Man hat Großes vor in Kotelnitsch. Zur Zeit plant man bei der Behörde zudem ein umweltverträgliches Touristenzentrum in der Nähe des Sokolja Gora fertig zu stellen. „Die Besucher können die Wissenschaftler dann bei ihrer Arbeit beobachten und fühlen sich an dem Verlauf der Grabungen beteiligt“, sagt Irina Bazhina.

Kotelnitsch liegt rund 850 Kilometer nordöstlich von Moskau und ist von da als wichtiger Schienenverkehrsknotenpunkt mit dem Zug leicht ab Nischni Nowgorod oder mit der Transsibirischen Eisenbahn zu erreichen. Von der Gebietshauptstadt Kirow ist die 26.500 Einwohner zählende Stadt 125 Kilometer entfernt. Unterkunftsmöglichkeiten finden sich in Kotelnitsch selbst.

[mb/russland.REISEN]