Die Region Tula wirbt für den Tourismus

Man hat inzwischen in Russland das immense Potential des Tourismus erkannt. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich der Russlandtourismus aus dem Ausland auf St. Petersburg und Moskau oder eine Flusskreuzfahrt beschränkten. Die Regionen bereiten sich allmählich auf den Individualtourismus vor.

Zahlreiche historische Bauwerke, darunter der Kreml aus dem frühen 16. Jahrhundert, lassen auf die stolzen 850 Jahre Geschichte der Halbmillionenstadt Tula zurückblicken. Im späten 14. Jahrhundert war der als Handwerks- und Handelszentrum gegründete Ort die Residenz der Frau des Tatarenkhans Dschani Beg, bevor er ab 1503 von Wassili III. zur Festungsstadt ausgebaut wurde und zu einer berühmten Rüstungsschmiede heranwuchs. Heute ist das metallverarbeitende Gewerbe Tulas hauptsächlich für die Samowarproduktion bekannt.

Die Nähe der Region zu Moskau, Tula ist lediglich zweihundert Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt, prädestiniert es geradezu, touristisch erschlossen zu werden. Am bekanntesten in der Region ist sicherlich das Landgut Jasnaja Poljana, auf dem der Schriftsteller Leo Tolstoi mehr als 50 Jahre seines Lebens verbrachte. Außerdem liegt das legendäre „Schnepfenfeld“, wo das russische Heer die Goldene Horde während der Zeit des Tatarenjochs zum ersten Mal empfindlich schlagen konnte, vor den Toren der Stadt.

Lebkuchen und Samoware

Glaubt man den Statistiken der Yandex-Suchmaschine, was die Region Tula betrifft, erfährt man, dass sie bei der Tourismusentwicklung in die Top Ten der russischen Regionen aufgestiegen ist. Im Event-Tourismus platzierte sich die Region inzwischen unter den fünf erfolgreichsten in ganz Russland. Auch die Produkte, die in Tula gefertigt werden erfreuen sich bei Touristen großer Beliebtheit. Die berühmten Lebkuchen aus der Region nehmen bereits den siebten Platz in den Top-100 der typisch russischen Erzeugnisse ein.

Seit kurzem werden nun Informationen über die Region Tula auf den Etiketten von beliebten Spezialitäten und Konsumgütern platziert. Auf diesem Wege will man Touristen die Region näherbringen. In den Regalen der Russischen Föderation findet man inzwischen die Praniki-Marke „Honey Tradition“ mit dem Tourismus-Logo Tulas genauso wie Putenfleischprodukte, die auf der Verpackung von den Sehenswürdigkeiten Tulas erzählen. An der neuen Präsentation für die traditionelle Süßigkeit „Beljowka-Pastila“ wird noch gearbeitet.

„Angesichts der Tatsache, dass diese Produkte an hunderte von Verkaufsstellen im ganzen Land geliefert werden, können wir von der Wirksamkeit einer solchen Werbemaßnahme sprechen“, sagte der Vorsitzende im Ausschuss für die Tourismusentwicklung der Region Tula, Wladimir Allachwerdow. Sein Dank ging vor allem an die Produzenten Tulas, die dem Etikett als Aushängeschild der Region nicht gleichgültig gegenüberstanden, sondern das touristische Potenzial erkannt haben.

Gezielte Werbung auf Produkten

„Wir wollen zeigen, dass Tula vielfältig ist und sich unsere Region ständig weiterentwickelt“, fährt Allachwerdow fort. Er ist sich sicher, Touristen ein wettbewerbsfähiges Produkt bieten zu können. „Die Region Tula ist bereit“, sagt der Tourismusbeauftragte. Nun geht es darum, Partner zu finden, neue Geschäftskontakte aufzubauen. „Wir haben Vertreter von Reiseveranstaltern aus Moskau zum Tag der Tula-Region eingeladen, um herauszufinden, was Tula für Touristen außer Gewürzkuchen, Samowaren und Akkordeons noch interessant machen könnte“, so Allachwerdow.

Die Region lässt sich ihre Bemühungen etwas kosten. Das Komitee für Tourismusentwicklung der Region Tula übernimmt einen Teil der Finanzierung zur Durchführung von Werbemaßnahmen und Informationsveranstaltungen. So ist künftig ein verstärktes Engagement auf diversen nationalen und internationalen Touristikbörsen, auch im Ausland, vorgesehen. Daneben will die Region selbst durch Präsentationen, Veranstaltungen und sogenannten Mitmach-Aktionen auf sich aufmerksam machen.

Außerdem beteiligt sich die Behörde an den Kosten, die mit der Klassifizierung von Hotels und anderen Unterkunftsmöglichkeiten verbunden sind. Mit diesem Angebot will man sich bevorzugt an Einrichtungen wenden, deren Kapazitäten unter fünfzig Zimmern liegen. Man will offenbar frühere Fehler vermeiden und das gewisse Flair der Region nicht durch überdimensionierte Hotelkomplexe verfremden.

Tapfer stellt man sich bereits der nächsten großen Herausforderung: Die Teilnahme am Wettbewerb zum gesamtrussischen Tourismuspreises „Route des Jahres“ steht an. Hierbei werden Tourismusexperten aus ganz Russland die touristischen Projekte der einzelnen Teilnehmerregionen beurteilen und nach ihrer Attraktivität bewerten. In insgesamt 18 Kategorien werden Themenrouten, wie beispielsweise Stadtrundgänge, Strecken mit dem Schwerpunkt Sport, für Familien mit Kindern, Lehrpfade zur Geschichte oder Gastro-Touren vorgestellt.

In der Region Tula ist man sich sicher, einen würdigen Platz in diesem Wettbewerb einzunehmen. Die Vielfalt der Region, der Bekanntheitsgrad ihrer Produkte und ein reiches kulturelles und touristisches Potenzial sprechen auf jeden Fall dafür.

[mb/russland.REISEN]