Chinas Tropeninsel Hainan lockt Russen an

Das südchinesische Tropenparadies Hainan entwickelt sich mehr und mehr zum bevorzugten Reisezielziel für russische Touristen. Die Inselgruppe bietet neben traumhaften Stränden und einer aufgeschlossenen Bevölkerung vor allem auch Perspektiven für Arbeitsuchende aus dem Ausland.

„Hier ist das Leben angenehm. Die Umgebung ist schön und es gibt viele Arbeitsmöglichkeiten“, erzählt die 38-jährige Jana Schurawlewa dem Newsportal des People’s Government of Hainan Province, dem offiziellen Amtsblatt der Inseln. Mittlerweile habe sie sich so an das Leben auf der Tropeninsel Hainan an der Südspitze Chinas gewöhnt, dass sie sogar plant, ihre Mutter und Großmutter nachzuholen. Seit zwei Jahren lebe Schurawlewa nun hier, arbeitet in einem Krankenhaus für russische Gesundheitstouristen. Eintausend von ihnen habe sie alleine in vergangenen Jahr betreut.

Die meisten Russen kommen demnach auf die Insel, um sich mit der traditionellen chinesischen Medizin behandeln zu lassen. Schurawlewa war 2005 ursprünglich als Angestellte eines Reisebüros zum ersten Mal in Hainan, bevor sie ihre Arbeit wechselte. Ihr größter Traum sei es, sagt sie, genug Geld zu verdienen, um ein kleines Haus in Sanja zu kaufen, einem Erholungsort an der Küste der Insel. Sie ist nicht die Einzige, die sich in die Insel verliebt hat und hier ihre Träume verwirklichen will. Hainan ist auf dem besten Weg, zu einem Reiseziel von Weltrang zu werden. 1,3 Millionen ausländische Besucher hat man bis zum Jahr 2020 im Visier.

Von der Grenzprovinz zur russischen Exklave

„Touristen aus Russland lieben die Insel nicht nur wegen der geografischen Nähe, sondern auch, weil sie ein integriertes Reiseerlebnis bietet, das Unterhaltung, Kultur und medizinische Betreuung/ umfasst“, sagt der russische Botschafter in China, Andrej Denisow. „Über 280.000 russische Touristen haben im vergangenen Jahr Hainan besucht“, erläutert der Botschafter. Das bedeute eine Verdopplung der Zahlen gegenüber dem Vorjahr. Und er hat noch Großes vor.

„Wir hoffen, die Zusammenarbeit im Tourismus weiter zu stärken und dadurch den Anteil der russischen Touristen unter den Hainan-Besuchern aus dem Ausland auf 50 Prozent zu steigern“, sagt Denisow. Irgendwie ähnelt seine Vision der allmählichen „teutonischen Übernahme“ Mallorcas. Auch hier kamen die Deutschen zuerst als Touristen auf die Ferieninsel, bevor sie sich dort niederließen.

„Ich freue mich darauf, nach Hainan zurückzukehren, denn ich denke, dass die Veränderungen dort genauso dramatisch sind wie im übrigen China. Das sehe ich direkt an den Bildern“, sagt ein weiterer Botschaftsangehöriger in der Volksrepublik, der seit längerem nicht mehr in der Provinz gewesen war. Zusammen mit anderen ausländischen Diplomaten aus über 160 Ländern wohnte er einem Promotion-Event in Bejing bei, wo mit großen Schautafeln und Ständen mit lokalen Spezialitäten Informationen zu den aktuellen Entwicklungen in Hainan präsentiert wurden.

Die Entwicklung von Hainan begann erst vor rund dreißig Jahren, als die Provinz als Sonderwirtschaftszone der Volksrepublik China eingerichtet wurde. „Damals war Hainan eine relativ rückständige Grenzprovinz mit schlechter Infrastruktur, es gab nicht mal Ampeln hier, resümiert Shen Xiaoming, der Gouverneur der Provinz. Die früher landwirtschaftlich geprägte Insel hat sich inzwischen zu einem Vorreiter in Sachen Innovation entwickelt. Viele neue Branchen, insbesondere im Feld Hightech-Entwicklung haben sich auf Hainan angesiedelt. Dies wiederum macht die Provinz lukrativ für mittelständische Unternehmer – auch aus Russland.

[mb/russland.REISEN]