Borodino – Napoleons Anfang vom Ende zum miterleben [mit Video]

Am ersten Septemberwoche ist es wieder soweit: Rund zweitausend Akteure der Reenactment-Szene aus sieben Ländern lassen eine der legendärsten Schlachten in der Geschichte Russlands neu aufleben. Das Spektakel und das Gelände der Schlacht bei Borodino ist das Größte seiner Art und lockt jährlich über hunderttausend Besucher in den kleinen Ort.

Eigentlich wäre Borodino, rund hundert Kilometer westlich von Moskau, ein beschauliches Dorf mit gerade einmal sechzig Einwohnern – eigentlich. Dem Umstand, dass hier einst eine Schlacht stattgefunden hat, die maßgeblich mit der Geschichte Russlands verbunden ist, ist es zu verdanken, dass der kleine Ort jährlich von Besucherströmen überschwemmt wird. Sie zieht es in das hiesige Freilichtmuseum.

Mehr als dreihundert Denkmäler und historische Objekte findet der Besucher auf dem riesigen Gelände, die an den 7. September 1812 erinnern, als sich die, von Napoleon bis nach Russland geführten, französischen Truppen der Grande Armée und die Armee des russischen Zaren eine der blutigsten Schlachten des 19. Jahrhunderts lieferten. Ein Gemetzel, bei dem eine Viertelmillion Soldaten aufeinander einschlugen, von denen geschätzte achzigtausend den nächsten Tag nicht mehr erlebten.

Foto: commons.wikimedia/Mike1979 Russia CC BY-SA 3.0

Auch wenn der korsische Feldherr die Schlacht in den sanften Hügeln von Borodino im Bezirk Moschaisk zunächst für sich entscheiden konnte, bedeutete sie den Anfang vom Ende seines triumphal begonnenen Russlandfeldzuges. Für die Russen ist dies der erste „Große Vaterländische Krieg“, der schließlich mit der Zerschlagung des Napoleonischen Reiches und Zar Alexanders triumphalem Einzug nach Paris im Jahr 1814 endete.

Zahlreiche Expositionen unter freiem Himmel und in Ausstellungsräumen innerhalb des Museumskomplexes geben Zeugnis von den Ereignissen vor gut zweihundert Jahren. Derzeit arbeitet das Freilichtmuseum an Projekten und Plänen für den Wiederaufbau, die Wiederherstellung und der Erhaltung der kulturellen Landschaft. Ferner sind weitere Objekte der historischen Stätten des Borodino-Feldes vorgesehen.

Die alljährliche Veranstaltung zur großen Schlacht, der „Borodino-Tag“, wird vom Kulturministerium der Russischen Föderation, der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft und der Internationalen Militärhistorischen Vereinigung unterstützt. Kleinere Zeremonien und Blumen- und Kranzniederlegungen an den verschiedenen Denkmälern erinnern an die Gefallenen dieses Krieges, bevor dann auf dem Schlachtfeld wieder gekämpft wird.

Etwa 2.000 Mitglieder historischer Vereine aus sieben Ländern, in detailgenauen russischen und französischen Uniformen, Pferde, Kanonen und jede Menge Pyrotechnik vermitteln den Besuchern die Atmosphäre des Szenarios während der damaligen Schlacht. Das Schauspiel ist perfekt vorbereitet. Die Ausrüstung, die Musik und sogar die Sprachen der Akteure, die Franzosen sprechen selbstverständlich französisch, sind dabei akribisch rekonstruiert.

Foto: commons.wikimedia/Sergei Michailowitsch Prokudin-Gorski Gemeinfrei

Am Vortag der sonntäglichen Schlacht haben die Besucher die Möglichkeit sich in den Lagern beider Truppen umzuschauen, wenn die Mitwirkenden ihre Säbel putzen und die Waffen reinigen. Das Lagerleben veranschaulicht das Leben neben dem Schlachtfeld, bei dem so mancher mobile Hausstand zum Einsatz kommt. Den ganzen Tag über werden Vorführungen gezeigt, Marketender haben ihre Stände geöffnet und Feldküchen sorgen für das leibliche Wohl.

Anreise:

Den Museumskomplex Borodino erreicht man von Moskau aus über die Fernstraße nach Minsk. Nach etwa 100 Kilometern zweigt man nach Moschaisk ab, von wo aus man nach weiteren 12 Kilometern das Dorf Borodino erreicht. Mehrere Vorortzüge fahren regelmäßig ab dem Weißrussischen Bahnhof in Moskau direkt nach Borodino. Die zweistündige Fahrt kostet einfach 264 Rubel. Vom Bahnhof aus gelangt man in einer halben Stunde zu Fuß an das Gelände des Feilichtmuseums.

Der Eintritt für den „Borodino-Tag“ beträgt 1.000, beziehungsweise 1.500 Rubel an der Tageskasse, sofern man der Aufführung sitzend beiwohnen will. Der Zugang auf das Gelände selbst ist frei. Reservierungen können am Ticketschalter des Museums sowie unter der dortigen Telefonnummer +7 (496) 385-15-46 vorgenommen werden.

[mb/russland.REISEN]