Booking-Portale boykottieren die Krim

Booking-Portale boykottieren die KrimFoto: © Michael Barth

Der Streit um die Krim geht in eine weitere Runde. Pünktlich mit der Verlängerung der Sanktionen gegen die russische Halbinsel im Schwarzen Meer klinken sich namhafte westliche Buchungsportale aus und vermitteln dort keine Unterkünfte mehr. Es gibt jedoch Alternativen.

„Leider ist es zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, auf unserer Webseite Urlaubsbuchungen für die Krim zu tätigen“, „Leider hat die Suche nach den angegebenen Kriterien keine Ergebnisse erbracht“. Diese Sätze bekommt zu lesen, wer derzeit auf „booking.com“, „Trivago“ und ähnlichen Portalen versucht, eine Unterkunft auf der Halbinsel Krim zu buchen und spürt so die Folgen der verlängerten Wirtschaftssanktionen gegen die russische Ferienregion.

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Die Strafmaßnahmen, die von der Europäischen Union nach der, als Annexion interpretierten, Wiedereingliederung der Krim in die Russische Föderation, beschlossen wurden, beinhalten unter anderem das Verbot für Reiseunternehmen aus der EU, Tourismusdienstleistungen auf der Krim oder in Sewastopol anzubieten. Außerdem dürfen europäische Kreuzfahrtschiffe, außer im Notfall, nicht mehr an Häfen rund um die Halbinsel anlegen.

Die nächste Runde im Sanktionsgezänk

Während die betroffenen Buchungsdienste teilweise bereits zum Sommer 2018 ihren Zugang zu Hotels und Apartments auf der Krim sperren mussten, wurde nun auch die Suche nach Tickets sowie Angebote von Flügen auf die Krim in den Suchergebnissen eingestellt. Zudem haben die Dienste damit aufgehört, die bei Reisenden durchaus beliebten Touristenbewertungen zu Einrichtungen auf der Krim zu veröffentlichen.

Des einen Leid, des anderen Freud möchte man da sagen: Da die Krim vor allem auf dem inländischen Reisemarkt Russlands eine führende Rolle spielt, stehen nun einheimische Internetpräsenzen im Vordergrund. „Natürlich können wir uns nur über den Abgang der Wettbewerber vom Markt freuen“, sagt beispielsweise Jakow Sadtschikow, der PR-Leiter des Dienstes „Tvil.ru“, unverhohlen.

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Nicht nur ihm zufolge sei die Krim der beliebteste Ferienort, in dem unabhängige russische Touristen online Unterkünfte buchen – die Zahlen mit jährlich mittlerweile weit über vier Millionen Urlaubern sprechen für sich. Kurioserweise sprach sich Sergej Woitowitsch, der Direktor von Swoy Travel, einem Reiseveranstalter für den Inlandstourismus, bereits vor über einem Jahr dafür aus, den Zugang zu „booking.com“ seitens der russischen Regierung zu sperren.

Zum einen beklagte Woitowitsch damals die Behinderung einheimischer Hotelreservierungssysteme durch den Marktführer aus den USA, zum anderen warnte er vor der Möglichkeit des US-Unternehmens, Daten über russische Touristen zu analysieren und zu verwerten. In der Folge blieb der russische Markt nicht untätig und forcierte die Entwicklung eigener Dienste, noch bevor sich der westliche Buchungsriese selbst auf den Index setzte.

Russische Alternativen und ein Hintertürchen

Insgesamt bieten nun mindestens sechs ernstzunehmende russische Serviceportale Buchungen für Unterkünfte jeglicher Couleur auf der Krim an. Am offensivsten empfiehlt sich der Dienst von „Ostrovok.ru“, der sich in nichts von der westlichen Konkurrenz unterscheidet. Dies ist eine absolut unabhängige Ressource mit allen gewohnten Informationen und eigener Hotelbewertung. Die Auswahl kann, genauso wie bei „booking.com“, sofort ausgeführt werden.

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Eine weitere empfehlenswerte Seite ist „Hotellook“, die wie der westliche Dienst „Trivago“ als Aggregator operiert, indem sie ihre Angebote aus allen Optionen von verschiedenen Websites zusammenstellt. Eine zusätzliche Möglichkeit Unterkünfte auf der Krim zu finden, sind Portale, die sogenannte „Touren ohne Flug“ anbieten. Um solche Angebote zu finden, empfiehlt es sich beispielsweise bei der Suchmaschine „Ruspo.ru“ unter Krim nach dem Preis zu filtern.

Last not least gibt es jedoch selbst bei „booking.com“ noch ein Hintertürchen, um an eine der angebotenen Unterkünfte zu gelangen. Auf der Suchmaske des Anbieters befindet sich eine Option, zwischen einer privaten oder einer geschäftlichen Reise zu wählen. Setzen Sie doch einfach mal ein Häkchen für letzteres und warten Sie was geschieht. Nach dem eigentlichen Grund Ihrer Buchung wird vor Ort ohnehin niemand mehr fragen.

Wem das alles viel zu kompliziert erscheint, dem bleibt letztendlich nur ein russischer Veranstalter für Pauschalreisen. Da es den europäischen Unternehmen und Fluggesellschaften untersagt ist, Touren auf die Krim anzubieten, beziehungsweise anzufliegen, ist dieser Schritt für Touristen aus dem Westen momentan die einzige Möglichkeit, in den Genuss eines organisierten Krimurlaubs zu kommen.

[mb/russland.REISEN]