Was man als Russe alles falsch machen kann, wenn man in Deutschland seinen Urlaub verbringt, erklärt ein kleiner Ratgeber des Reiseportals Travelhacks. Ein Aufschluss über die Befindlichkeiten der Deutschen.
Als Reisender kennt man das Phänomen nur allzu gut. Ohne sich etwas Böses dabei zu denken, benimmt man sich in der Fremde genauso wie zuhause und schon steht man mit beiden Füßen mitten im Fettnäpfchen. Seien es die jeweiligen Tischsitten, der Umgang unter Fremden oder einfach nur die falsche Grußformel, daneben benommen hat man sich schneller als man glaubt. Um derlei Pleiten, Pech und Peinlichkeiten von vornherein zu vermeiden gibt das Portal seinen Landsleuten wertvolle Tipps über die Kleinigkeiten, die in Deutschland als absolute No-Goes gelten.
An allererster Stelle steht da etwas über den Nationalsozialismus zu lesen. Selbst die Russen wissen, dass man sich mit diesem sensiblen Thema sehr schnell auf dünnes Eis begeben kann. Selfies vor einschlägigen Örtlichkeiten, die an diese Zeit gemahnen, sollten daher tunlichst unterbleiben.
Dass es in Deutschland jedoch nicht nur unschicklich ist, sondern sogar unter Strafe verboten, den rechten Arm stramm zum deutschen Gruß zu erheben, dürfte Touristen, nicht nur aus Russland, eher weniger geläufig sein. Auch dass die Deutschen einem Hakenkreuzes inzwischen mehr als distanziert gegenüber stehen, erfahren Russen da. Und so richtig Mist am Bein habe man, wenn man diese unselige Zeit heroisiere oder gar den Holocaust leugnet. Hier erfährt der Reisende, dass die Strafen dafür nicht unerheblich sind.
Nazi-Vergangenheit und Mutterflüche
Der nächste Absatz behandelt Beleidigungen auf offener Straße. Es wird darauf hingewiesen, dass den Deutschen deren berühmte Zitate durchaus selbst bekannt sind und man deshalb, mit Blick auf die Reisekasse, besser davon Abstand nimmt. Teuer werde es, wenn man Fremde im Eifer des Gefechts mit Begriffen aus dem Tierreich überhäuft. Zwar vergisst der Ratgeber zu erwähnen, dass dies erst bei Amtspersonen so richtig ins Geld geht, allerdings ist es einem freundlicherem Umgangston auch nicht abträglich.
Wesentlich billiger nimmt sich der Bußgeldkatalog aus, sollte der Russe auf Reisen auf die absurde Idee kommen, in Deutschland mit dem Fahrrad zu fahren. Ohne Beleuchtung, mit Kopfhörern oder Telefon kostet es Strafe. Und die Polizei sei weder zimperlich noch nachsichtig, heißt es da.
Wie man seinen Gastgeber in die Bredouille bringen kann, erfährt der Urlauber in einem Absatz über das unerlaubte Herunterladen von Musik und Filmen aus dem Internet. Das Urheberrecht gelte in Deutschland nahezu als heilig und man solle sich nicht wundern, wenn der Eigentümer des Internetzugangs hinterher mit Unterlassungsklagen und Strafandrohungen überhäuft wird. Torrents, so der Ratschlag, sollten deshalb bei einem Deutschlandbesuch abgeschaltet werden.
Die deutsche Ordnung
Als weiteres No-Go gilt, was in Russland selbst leider nur zu oft praktiziert wird, seinen Abfall einfach auf der Straße zu entsorgen. Da sei der Deutsche nämlich überaus penibel und hat sogar ein eigenes Wort dafür, das weltweit als deutsches Prädikat steht: Ordnung! Und wenn man die übertritt, kostet es natürlich, so heißt es. Diese Ordnung gilt erst recht beim Autofahren. An die zulässige Höchstgeschwindigkeit solle man sich tunlichst halten, selbst wenn die Straße noch so sehr dazu verleitet, einmal tüchtig Gas zu geben. So manches Fahrmanöver überträgt man besser nicht aus Russland auf deutsche Straßen, wird gewarnt.
Ein weiteres Thema ist, auf der russische Homophobie und dem russischen Sexismus zu beharren. Zwar stehe dies nicht unter Strafe, aber man werde sich auch keine Freunde damit schaffen und das Gespräch könnte abrupt beendet sein, denn niemand wolle sich weiter mit einem unterhalten. Auch sollte man es respektieren, wenn Frauen beim Besuch eines Lokals für sich selbst bezahlen wollen. Das muss der Russe wohl lernen, dass Deutschland mit solchen Themen toleranter umgeht.
Politik ist kein Tabu
Bei den Deutschen sei es zudem durchaus üblich, sich über Politik zu unterhalten und seinen Standpunkt in der Öffentlichkeit kundzutun, heißt es weiter. Fragen nach dem Gehalt seien zwar nicht verpönt, sollten aber doch besser unter engeren Bekannten oder Freunden bleiben.
Unbedingt bleiben lassen solle man in Gesellschaft, sich despektierlich über das lokale Bier zu äußern, wird der Russe gewarnt. Jede Region hat seine Eigenheiten und die Einheimischen schätzten es nicht, wenn man die Nase über deren Spezialitäten rümpft. So wertvoll den Deutschen ihr Bier ist, so ungeniert gingen sie mit Nacktheit in der Öffentlichkeit um. Man gehe ganz selbstverständlich nackt in eine gemischte Sauna und auch die Freikörperkultur sei an bestimmten Orten nicht unüblich. Man solle jedoch tunlichst vermeiden, dies als Aufforderung jeglicher Art zu betrachten, warnt der Ratgeber.
Der letzte Ratschlag wendet sich dem Wort „Termin“ zu. Ein Begriff, für den die russische Sprache nicht einmal ein Wort vorgesehen hat, den Deutschen aber heilig ist. Ohne Termin geht gar nichts, wird der Besucher vorgewarnt und wehe er hält ihn nicht ein. Selbst ein Treffen mit einem Bekannten oder ein Abendessen unter Freunden gerate zur Katastrophe, wenn man unpünktlich erscheint. Da verstehe der Deutsche überhaupt keinen Spaß.
So manches mag uns Deutschen etwas unverständlich erscheinen, wir kennen es schließlich nicht anders. Es mag aber auch für uns ein bisschen lehrreich sein, denn ein wenig Respekt füreinander zu zeigen, hat eigentlich noch nie geschadet.
[mb/russland.NEWS]