Bärenalarm – Parkplätze im Kaukasus für Camper gesperrt

Bärenalarm – Parkplätze im Kaukasus für Camper gesperrt

Die Direktion des staatlichen Biosphärenreservats Kaukasus sah sich gezwungen, Touristen vorübergehend das Übernachten auf Parkplätzen zu verbieten. Die dort lebenden Braunbären wären derzeit außerordentlich Aktiv, heißt es bei der Behörde.

„Die Bären sind seit kurzem besonders aktiv, auf Parkplätzen auf Nahrungssuche zu gehen“, erklärt die Pressesprecherin des Reservats, Olga Tourischewa. „Sie suchen zunächst im Gebüsch nach Abfällen, die Touristen hinterlassen haben, schauen dann aber schon auch mal in Zelte und Rucksäcke“, sagt sie und verweist auf Fälle, die an Wanderwegen und Naturlehrpfaden im Gebiet der Achipsinskj Wasserfälle in den Kaukasus-Ausläufern der Republik Adygeja in Südrussland beobachtet wurden.

„Da wir nicht ausschließen können, dass sie Menschen und Haustiere auch angreifen“, so die Pressesprecherin, „sind wir zur Sicherheit von Menschen und Bären gezwungen, das Übernachten auf Parkplätzen vorübergehend zu verbieten.“ Diese temporäre Einschränkung wird vorerst bis zum 3. September gelten.

Laut dem Leiter der Tourismusabteilung des Schutzgebiets, Alexej Mitrofanow, wurde das Reservat im vergangenen Jahr von etwa 260.000 Menschen besucht. „Das sind 20 Prozent mehr Besucher, als noch vor einem Jahr“, sagt er. „Das Interesse an aktiver Erholung und dem damit verbundenen Ökotourismus wächst ständig.“

Vorsorglicher Schutz für Mensch und Tier

Noch gebe es keine Opfer von Bärenattacken. „Sollte es jedoch jemals dazu kommen, wäre dies eine Tragödie“, weiß Mitrofanow. Ihm seien die Wildtiere ohnehin bereits „zu zahm“ geworden: „Die Bären sind inzwischen daran gewöhnt, Nahrung von Menschen zu nehmen“, beklagt er. Anfangs noch scheue Tiere würden sich dann an den „Erfahrenen“ orientieren und deren Beispiel folgen, so der Verantwortliche für den reibungslosen Tourismus im Reservat.

Das Kaukasus-Naturreservat birgt mit etwa 3.000 Arten einzigartiger Pflanzen die Flora von subtropischen Wäldern bis hinauf in hochalpine Landschaften. Viele der im Reservat lebenden Tierarten sind im Roten Buch der Russischen Föderation aufgeführt. Die Fauna umspannt 89 Arten von Säugetieren, darunter eine vierhundert Tiere zählende Wisent-Population.

Die für Europa einmaligen Bestände an Großtieren wie Gemsen, Steinböcke, Braunbären, Wölfe und Luchse die hier unter Schutz stehen, sind andernorts stark durch Wilderei bedroht. Ein gemeinsames Projekt des World Wide Fund For Nature WWF und der Russischen Regierung verfolgt zudem die Wiedereinführung von Leoparden im westlichen Kaukasus. Zu diesem Zweck wurden 2016 drei Persische Leoparden aus Turkmenistan in große Freigehege im Kaukasus gebracht, deren Nachkommen dort ausgewildert werden sollen.

Ferner beheimatet das Naturreservat, das eine Gesamtfläche von 2.630 Quadratkilometer umfasst, 248 Vogelarten, darunter Gänsegeier, Birkhühner und kaukasische Fasane. 15 Arten von Reptilien sowie neun Arten von Amphibien leben hier genauso wie 21 Fisch- und über hundert Arten von Weichtieren. Dazu kommen noch einmal rund 10.000 Arten von Insekten.

[mb/russland.REISEN]