Auf zum Weihnachtsmann nach Weliki Ustjug

Auf zum Weihnachtsmann nach Weliki Ustjug

Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Es kann sein, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt. Immer öfter hört man, es handele sich lediglich um eine Sagenfigur. Für alle, die dennoch an ihn glauben, hier die gute Neuigkeit: Die Kosten für einen Ausflug zu ihm werden sich nicht erhöhen.

Eigentlich heißt der Weihnachtsmann in Russland ja Väterchen Frost. Und er kommt auch nicht an Weihnachten, sondern erst an Neujahr. Das ist in Russland aber auch erst an unserem Dreikönigstag. Schuld daran ist der der früher in Russland gebräuchliche julianische Kalender, nach dem sich die Tage ein Stück verschieben. Statt wie bei uns vom Christkind, wird der russische Weihnachtsmann von Schneeflöckchen, seiner Enkelin, begleitet.

Ansonsten ist jedoch alles wie gehabt: In einem Rentierschlitten bringt auch Väterchen Frost, oder Djed Moros wie man ihn auf Russisch nennt, die Geschenke, die an Heilig Abend unter dem Weihnachtsbaum liegen. Seine Heimat ist das kleine Städtchen Weliki Ustjug im Gebiet Wologda, rund 900 Kilometer nordöstlich von Moskau. Hier findet man Djed Moros üblicherweise in seinem Zauberwald, wenn er nicht gerade Dienst hat.

Hunderttausende wollen zu Väterchen Frost

Glücklicherweise muss er die Wunschzettel, die auf dem Postamt von Weliki Ustjug täglich aus aller Welt eingehen, nicht auch noch selbst erledigen. Seit die 1147 gegründete Handelsstadt vor zwanzig Jahren mit staatlichem Segen zur Heimat des russischen Weihnachtsmanns deklariert wurde, ist Weliki Ustjug zum weihnachtlichen Ausflugsziel hunderttausender Familien geworden. Da ist es geradezu obligatorisch, dass man seine Weihnachtspost vor Ort erledigt.

Die Aktivität bei den Buchungen von Touren nach Weliki Ustjug sei in diesem Jahr höher als in der Vergangenheit, berichtet der russische Verband der Reiseveranstalter mit Blick auf die Daten der Reiseveranstalter. Den Grund dafür sehen sie im, gegenüber dem Vorjahr, leicht gesunkenen Preisniveau. Nach einem Rückgang der Nachfrage in den letzten Jahren haben viele von ihnen die Preise gesenkt. Mit Erfolg: Einige Reiseveranstalter haben im letzten Jahr fast doppelt so viele Buchungen verzeichnet wie zuvor.

Dem Versuch, die Reisekosten zu reduzieren, kommen Touren auf eigene Faust nach Weliki Ustjug entgegen. So bieten Organisatoren Touristen Optionen ohne Transport an. Solche Touren beinhalten die Unterkunft im Hotel inklusive den Mahlzeiten, einen Besuch bei Väterchen Frost und ein Foto mit ihm. Die minimalistischste Tour beinhaltet ein Tagesausflugsprogramm ohne Unterkunft für Touristen, die mit dem Auto in die Stadt kommen und nicht vorhaben, länger zu verweilen.

Lukratives Geschäft für Reiseveranstalter

Während der Ferien um Neujahr und den Brückentagen im März bieten viele Veranstalter Gruppenreisen mit dem Bus von Moskau und St. Petersburg sowie einigen anderen großen Städten aus an. Neuerdings können Touristen jetzt zusätzlich noch den Geburtstag des Weihnachtsmannes am 18. November mit ihm zusammen feiern. Auch hier haben Veranstalter bereits reagiert und bieten dementsprechende Touren an.

Bei „Intourist“ ist man das Thema Weihnachtsmann und die Planung der Touren gründlich angegangen: Fünf Charterzüge werden von den beiden Hauptstädten aus fahren. Am 22. Dezember sowie dem 2. und 5. Januar werden drei Sonderzüge von Moskau aus starten. Am 3. Januar starten zwei Züge von St. Petersburg. Einer fährt direkt nach Weliki Ustjug und der zweite nach Kostroma, der Heimat der Schneejungfrau. Übernachtet wird im Zug. Vom Bahnhof Kotlas bringen Busse die Touristen dann in die Stadt.

Die Kosten für die Touren hängen vom Umfang und der Reisezeit ab. „Russian Railways Tour“ beispielsweise bietet während der Neujahrsferien dreitägige Reisen mit reservierten Plätzen für 15.500 Rubel, rund 215 Euro, pro Erwachsener an. Kinder bezahlen etwa 50 Euro weniger. Die Novembertouren sind zwischen 3.000 und fast 5.000 Rubel günstiger, da die Preise in der weihnachtlichen Residenz dann noch etwas niedriger sind. Vom 2. Januar bis zum 7. Januar sind die Touren dann dementsprechend teurer.

All inclusive oder Package-Tour

Allerdings schwanken die Preise je nach Anbieter gewaltig, so dass sich ein vorheriger Preisvergleich durchaus lohnt. Während die bereits angesprochenen Economy-Tagestouren ohne Unterkunft schon ab 6.000 Rubel, rund 80 Euro, pro Person gebucht werden können, bezahlen Erwachsene für Bahnfahrten bei „Intourist“ je nach Reisedatum, Dauer und Kategorie bereits das Drei- bis Fünffache.

Reiseveranstalter „Alean“ bietet Touren nach Veliky Ustjug mit dem eigenen Fahrzeug während der Winterferien ab 7.000 Rubel für zwei Tage an. Am höchsten ist der Preis für eine viertägige Neujahrstour, die Unterkunft, Vollpension und Ausflüge sowie ein festliches Bankett beinhaltet. Dieses Abenteuer kostet dann allerdings ab 19.500 Rubel, etwa 270 Euro, pro Person, wobei die Grenzen nach oben fließend sind.

Die 32.000 Einwohner von Weliki Ustjug haben sich an den Trubel gewöhnt. Immerhin, und das haben sie ihrem damaligen Bürgermeister zu verdanken, der das „Djed-Moros-Projekt“ initiierte, sind sie dadurch landesweit berühmt geworden. In den urigen russischen Restaurants serviert man in Tracht und singt Volksweisen, das mögen die Touristen. Überall findet man Schnitzereien aus Birkenrinde und die typischen Lackdöschen. Und ab Ende März ist das Gröbste ohnehin wieder vorbei.

[mb/russland.REISEN]