Alle russischen Hotels künftig mit Sternen

Bis zum Jahr 2021 soll in Russland jedes Hotel mit Sternen kategorisiert werden. Eine entsprechende Vorlage der Regierung zur Klassifizierung von Objekten der Tourismusindustrie wurde in zweiter Lesung von den Staatsduma-Abgeordneten angenommen. Die Maßnahme soll Schritt für Schritt eingeführt werden.

Bislang sind alle Hotels in Russland noch freiwillig klassifiziert. So mancher Stern blinkte bereits über dem billigsten Etablissement, einfach weil es nach gehobenem Standard aussieht. Wenn die Änderungen des Gesetzes „Über die Grundlagen der touristischen Aktivitäten in der Russischen Föderation“ vom 1. Juli 2019 in Kraft tritt, müssen Hotels mit mehr als 50 Hotelzimmern Sterne vorweisen können. Ab Januar 2020 sollen Hotels mit mehr als 15 Zimmern erfasst werden, im Jahr darauf soll keine Unterkunft mehr ohne eine Bescheinigung ihrer Zuordnung für eine Kategorie betrieben werden.

Wie Michail Degtjarew, der Vorsitzende des Staatsduma-Ausschusses für Körperkultur, Sport, Tourismus und Jugendfragen von der Partei LDPR, erläuterte, sehe man sich nun im Stande, ein Konzept zu erarbeiten, das die Befugnisse der staatlichen Behörden im Tourismussektor klarer abgrenzt, um das Klassifizierungsverfahren zu klären.

Sterne nicht zur „Abzocke“ vergeben

Die staatlichen Behörden im Bereich Tourismus seien befugt, die Vorschriften zur Klassifizierung von Hotels sowie die Regeln für die Klassifizierung von Skipisten und Stränden von Hotelanlagen zu genehmigen. Ein einheitliches Verfahren für die Akkreditierung von Organisationen, die sich mit der Klassifizierung befassen, wird noch festgelegt werden. Die Bescheinigung über die Zugehörigkeit einer bestimmten Kategorie gilt zunächst für drei Jahre ab dem Datum der Entscheidung.

Der Leiter des Unterausschusses in deer Staatsduma, Sergej Kriwonosow, ist zuversichtlich, dass das Hotelgewerbe Zeit haben wird, sämtliche Neuerungen zu berücksichtigen und die Qualität der Dienstleistungen zu steigern, da die Klassifizierung nach und nach eingeführt werde. „Ich glaube, dass Hoteliers, die ihrem Geschäft kompetent und professionell nachgehen, dabei helfen können. Diejenigen jedoch, die den Stern nun überbewerten, um dadurch höhere Kosten zu rechtfertigen, werden dafür arbeiten müssen“, ist sich der Abgeordnete sicher.

Der Gesetzgeber berücksichtigt, dass die Einstellung zur Qualität der Hoteldienstleistungen in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich ist. „Hier muss auf ein einheitliches Niveau geachtet werden, damit Touristen, die in den Fernen Osten gereist sind, die gleiche Qualität der Dienstleistungen vorfinden, wie in Kaliningrad“, weiß Kriwonosow. Gerade im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft werden die Abgeordneten ein besonderes Auge auf die Qualität der Hoteldienstleistungen werfen, versicherte er.

Landesweiten Standard schaffen

Eine obligatorische Klassifizierung der Hotels sei außerdem notwendig, um das Niveau und das Angebot der Dienstleistungen in Beherbergungseinrichtungen, das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie internationale Standards zu rationalisieren, betonte Kriwonosow. Beispiele hätten gezeigt, wo die freiwillige Akkreditierung in den Regionen nicht ordentlich durchgeführt wurde. Die Experten waren nicht vor Ort, sondern vergaben die Sterne von ihrem Büro aus. Bisher konnte das Unternehmen in Moskau akkreditiert werden und einfach die lokale Tourismusbehörde darüber informieren, dass es in der Region zu arbeiten beginnt.

Kriwonosow fügte hinzu, dass weitere Änderungsanträge in Vorbereitung seien, um die Arbeit der Gutachter transparenter zu gestalten. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass die Norm zur Klassifizierung der Hotels in erster Linie nicht der Bequemlichkeit der Beamten, sondern der Bequemlichkeit der Bürger diene, mahnt der Vorsitzende des Expertenrates für Tourismus unter dem Rat des Föderationsausschusses für Sozialpolitik, Igor Fomin.

„Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass die Vergabe von Sternen zur Profanität verkommt, deshalb sollte auf die Qualität der Expertise geachtet werden“, fordert der Senator. „Würde jetzt das Gesetz von beiden Kammern des Parlaments unverzüglich verabschiedet und vom Präsidenten unterzeichnet, dann hätte das für einzelne nur für ein paar Monate bestand. Wir sprechen langfristig aber über Tausende von Objekten.“

Die genaue Zahl der Hotels in Russland, so muss Wadim Prasow, der Vizepräsident des Verbandes der Restaurantbetreiber und Hoteliers, zugeben, sei in Ermangelung eines einheitlichen Erfassungssystems ohnehin nicht bekannt. Olga Jarilowa, die Direktorin des Ministeriums für Tourismus und Regionalpolitik im Kulturministerium, gibt zu bedenken, dass nicht einmal eindeutig festgelegt sei,, was alles genau unter Hoteldienstleistungen zu verstehen ist.

[mb/russland.REISEN]