Ab Oktober gelten E-Visa für St. Petersburg

Ab Oktober gelten E-Visa für St. PetersburgFoto: © Michael Barth

Als Geschenk an die Touristen feiert die St. Petersburger Touristikbranche die geplante Einführung elektronischer Visa für den Besuch der einstigen Zarenstadt sowie das umliegende Leningrader Gebiet. Der russische Präsident höchstpersönlich spricht sich für eine baldige Umsetzung aus.

„Es gibt keine Einwände gegen den Antrag, er wird umgesetzt und noch heute werde ich das entsprechende Dekret unterzeichnen“, sagte Wladimir Putin am Freitag auf dem 6. Forum der Regionen Russlands und Weißrusslands vor den Toren St. Petersburgs. „Wir werden diese Regelung auf die Stadt St. Petersburg und die Leningrader Region ausweiten“, fuhr der Präsident fort und verwies auf die Einführung von E-Visa für den russischen Fernen Osten und Kaliningrad.

Alexander Beglow, der amtierende Gouverneur St. Petersburgs, strahlte wie ein Sieger, als er die anwesenden Journalisten vom Ausgang des Gesprächs in Kenntnis setzte. Seiner Prognose zufolge erhöhe sich die Zahl der ausländischen Touristen in der nördlichen Hauptstadt durch die Einführung elektronischer Visa um das Doppelte. „Wir rechnen mit einem Anstieg des Touristenaufkommens auf zwölf Millionen Menschen pro Jahr“, kannte die erste Euphorie keine Grenzen.

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Das Dekret sieht vor, dass sowohl in St. Petersburg, als auch im Leningrader Gebiet elektronische Visa eingeführt werden, da sich die Grenzkontrollstellen für den Eisenbahn- und Straßenverkehr im Leningrader Gebiet befinden“, erläuterte Beglow auf der anschließenden Pressekonferenz. Das elektronische Visum soll eine Gültigkeit von dreißig Tagen ab dem Ausstellungsdatum und eine erlaubten Aufenthaltsdauer in Russland von bis zu acht Tagen haben.

Völlig andere Besuchergruppe

„Trotz der Tatsache, dass seit vielen Jahren über die Notwendigkeit einer Vereinfachung des Visumverfahrens gesprochen wird, kann ich ehrlich gesagt nicht glauben, dass der Prozess nun wirklich begonnen hat und er seit Heute aktiv ist“, wollte auch Irina Tjurina, die Pressesprecherin der Russischen Union der Reisebranche, kurz RST, ihre Emotionen nicht zurückhalten. Für sie gehe es jetzt darum, wer ab dem 1. Oktober 2019 per E-Visa in die Kulturhauptstadt reisen darf.

„Elektronische Visa für die Einreise nach St. Petersburg sind ein echtes Geschenk für Touristen, die Tourismusbranche und natürlich auch für Russland“, sagt sie und spekuliert ebenfalls mit einem Anstieg des Touristenverkehrs um mindestens vierig Prozent. „Jetzt werden wir eine völlig neue Kategorie von Touristen bekommen“, glaubt indes der Generaldirektor des St. Petersburger Reiseveranstalters „Swoy TS“, Sergej Woitowitsch.

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Statt „Europäischer Rentner“, wie er es formuliert, erwarte man an der Newa nun junge Menschen und eine aktive Zielgruppe, die an Städtereisen gewöhnt sind. Laut Woitowitsch werde der Zustrom von Touristen nach St. Petersburg durch die Vereinfachung der Visaregelung jährlich um mindestens zwanzig bis dreißig Prozent zunehmen. Die betreffenden Länder seien zwar noch nicht bekannt, aber er hofft stark, dass die skandinavischen Länder, Frankreich, Deutschland und Italien darunter fallen werden.

Geografische Nähe zu Europa profitabel

Auch der stellvertretende Vizepräsident des Verbandes der Reiseveranstalter Russlands ATOR, Alexander Kurnosow, stimmt mit seinen Kollegen überein: „Die Touristengemeinschaft hat sich lange dafür ausgesprochen, die Erteilung von Visa nach Russland zu vereinfachen und selbst wenn es nur bestimmte Punkte betreffen sollte – St. Petersburg ist eine gute Wahl!“ Seiner Erfahrung nach rechne die Tourismusbranche einfach damit.

„Die Welterfahrung zeigt, dass durch eine vereinfachten Visaregelung der Touristenstrom in den ersten drei bis vier Jahren in St. Petersburg um durchschnittlich vierzig Prozent erhöht werden könnte. Ausschlaggebend ist die geografische Nähe zu Europa, dazu gibt es bereits viele Flüge und Fähren“, sagte der Experte und fügte hinzu, dass sich der Zustrom von Touristen in die Türkei und nach Israel vor dem Hintergrund der vereinfachten Visaregelung verdoppelt habe.

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Als ersten Schritt wies Putin die Regierung der Russischen Föderation an, vor dem 1. Oktober des laufenden Jahres eine Liste der der ausländischen Staaten zu erstellen, deren Bürger auf der Grundlage elektronischer Visa über Kontrollstellen in die Russische Föderation einreisen und wieder verlassen können. Dies sollten aus Sicht der Tourismusbranche die Länder des Baltikums sowie Nord- und Westeuropas sein. „Das sagt schon der gesunde Menschenverstand“, findet Kurnosow.

[mb/russland.REISEN]