Fünf Sterne im Weltall

Russland versucht derzeit mit Nachdruck den Tourismus anzukurbeln. Das riesige Land birgt noch jede Menge unausgeschöpftes Potential, zahlungskräftige Kundschaft mit besonderen Angeboten anzulocken. Die jüngste Idee sprengt allerdings den Rahmen. Sie ist – nun ja, einfach abgehoben.

Der Touristikbranche ist ohnehin nichts fremd, wenn es darum geht Gäste mit ungewöhnlichen Angeboten zu umgarnen. Vorbei die Zeiten, als sich der gemeine Tourist damit begnügte, einfach nur faul im Liegestuhl am Strand zu fläzen und sich die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen. Heute darf es schon ein bisschen mehr sein. Sei es um im Erlebnisurlaub überschüssige Kräfte loszuwerden oder einfach nur, um die Nachbarn zu beeindrucken. Profanes Wandern war gestern.

Mountain-Bike-Ausflüge mit anschließendem Wellnessprogramm, Paragliden über der Südsee, auf dem Pferderücken durch das Mongolische Hochland, alles schon ein alter Hut. Höher, schneller, weiter muss es gehen – schließlich opfert man seine wertvollsten Wochen im Jahr nicht für gewöhnliche Banalitäten. Ein bisschen mehr möchte man ja doch geboten kriegen.

Für all diejenigen, die sich bereits auf dem Rücken eines Scherpas auf den Mount Everest haben tragen lassen, den Tauchurlaub auf den Malediven zum dritten Mal absolviert haben und für die funkelnde goldene Wasserhähne in Abu Dabi nichts neues mehr sind, haben sich jetzt jetzt das russische Unternehmen RKK Energija in Kooperation mit dem US-Unternehmen Space Adventures das Projekt DSE-Alpha einfallen lassen. Wenn Sie jetzt sagen, das hört sich galaktisch an, haben Sie durchaus recht.

Schlafen unterm Sternenzelt

Geplant ist, in nicht allzu ferner Zukunft ein 5-Sterne-Hotel an die internationale Raumstation ISS anzudocken. Auch wenn der 24-stündige Panoramablick auf die Erde garantiert einmalig ist, sind die wahren Gründe des ehrgeizigen russischen Vorhabens mehr als offensichtlich: Damit soll Geld in die Kasse gespült werden, und zwar nicht wenig, um ein geplantes weiteres Modul für Astronauten zu finanzieren. Das Russland aus dem Weltraumtourismus schon länger Kapital schlägt ist kein Geheimnis. Mittlerweile haben bereits sieben Weltraumtouristen auf der ISS Urlaub gemacht. Die An- und Abreise geschieht natürlich durch Sojus-Raumschiffe der Roskosmos.

Neu allerdings ist, dass nach einzelnen Touristen nun auch Gruppen untergebracht werden sollen. Die Kapsel bietet Platz für vier Schlafkojen in einem 15,5 Meter langen und zwanzig Tonnen schweren Modul. Insgesamt sollen laut RKK Energija 92 Kubikmeter Platz zur Verfügung stehen. Eine Einzelkoje bietet zwei Kubikmeter Platz und verfügt über eine eigene Toilette, kleine Gymnastik-Geräte zur Stärkung der Muskeln im All und selbstverständlich W-Lan, um seine Selfies noch von da oben mit der Welt da unten zu teilen.

Wer Einschlafschwierigkeiten hat, kann durch ein 23 Zentimeter großes Fenster Sterne zählen. Garantiert unverbaute Sicht auf den vierhundert Kilometer entfernten „Blauen Planeten“ soll ein 43 Zentimeter messendes Fenster im Aufenthaltsraum bieten. Zwei Wochen, so ist es geplant, wird dieser Urlaub dauern. Wie es heißt, kann der Aufenthalt im All jederzeit auf vier Wochen verlängert werden.

Sie ahnen es bestimmt: Billig wird der Spaß nicht werden, da liegt der Haken. Für den exklusiven Fünf-Sterne-Komfort wird der Weltraumtourist für zwei Wochen etwa vierzig Millionen US-Dollar hinblättern müssen. Die fakultativ angebotenen Ausflüge in die Weiten des Alls kosten natürlich extra. Vorgesehen sind hierfür rund zwanzig astronomische Millionen US-Dollar. Ob man auch Vor- oder Nachsaison buchen kann, darüber schweigt sich der Veranstalter indes noch aus.

Und weil man in Russland gerade dabei ist, will das Unternehmen RKK Energija bis Ende des Jahrzehnts zusätzlich Flüge um den Mond mit einem modifizierten Sojus-Raumschiff anbieten. Die Besatzung soll aus einem professionellen russischen Kosmonauten und zwei Touristen zusammengesetzt sein. Da sich einzelne Flüge nicht rentieren würden, so sagt das russische Kosmos-Unternehmen, will man gleich beide Plätze mit Passagieren belegen. Die ersten beiden Mondtouristen hätten sich demnach bereits angemeldet – für insgesamt 150 Millionen US-Dollar.

[mb/russland.REISEN]