Nehmen oder nicht nehmen – Karelien hadert mit der Resortgebühr

Müssen Touristen, die in den russischen Teil von Karelien kommen, künftig mit einer Gebühr rechnen oder nicht? Vertreter der Tourismusbranche diskutieren die Gedankenspiele der Behörden – und finden keine Antwort.

Resortgebühr oder Tourismussteuer, so lauten die Schlagworte, die den russischen Touristikmarkt momentan am meisten bewegen. Die Befürworter dieser Urlaubs-Abgabe argumentieren, dass damit die längst überfälligen Investitionen der Infrastruktur beglichen werden könnten, die Russland als Reiseland und Touristenziel an allen Ecken und Enden fehlen.

Die Gegner indes befürchten, dass durch die finanzielle Mehrbelastung die Gäste einfach ausbleiben und andere Urlaubsländer davon profitieren. Vor kurzem haben lokale Medien darüber berichtet, dass die regionalen Behörden bereit seien, eine Resortgebühr einzuführen, wenn ihnen die Möglichkeit durch eine entsprechende rechtliche Grundlage der Bundesgesetzgebung gegeben werde.

Berufung auf Pilotprojekte

Der stellvertretende karelische Finanzminister Alexander Grischenkow beruft sich mit seiner Aussage auf einer Sitzung des parlamentarischen Ausschusses für Haushalt und Steuern auf die Pilotprojekte in den Regionen Krasnodar, Stawropol sowie dem Altai und der Republik Krim.

Foto: commons.wikimedia/Tatu Kosonen CC BY-SA 4.0

„Dies ist eine unverständliche Initiative für mich“, ereifert sich Dmitry Bobrow, Projektmanager beim ANO-Zentrum für die Entwicklung des Sozialtourismus. „Im Familienbudget werden die Tourismusausgaben in erster Linie reduziert“ erklärt er seine ablehnende Haltung gegenüber einer weiteren Gebühr.

„Wenn sich die Kosten des Produkts erhöhen, weil die Gebühr nicht das Reiseunternehmen bezahlt, bleibt das Geschäft aus, weil sich dann die Gäste dreimal überlegen werden, ob sie in die Region Karelien reisen wollen“, so Bobrows Befürchtungen. „Schon jetzt ziehen es die Bewohner unserer Republik vor, im Ausland Urlaub zu machen, weil es für sie viel billiger ist“, zieht der Manager nüchtern Bilanz.

Auch der Direktor des Bergparks „Ruskeala“, Alexander Artemjew, ist gegen die Einführung von Resortgebühren. „Wir positionieren unser Geschäft folgendermaßen: Wir haben eine wunderschöne Natur, deshalb besucht man uns! Aber was bieten wir dafür?“

Geringere Nachfrage durch höhere Preise

Seine Erklärung klingt plausibel: „Wenn der Tourist zu uns gefahren ist, hat er bereits Geld für Dienstleistungen ausgegeben. Wir müssen daher zuerst alles tun, damit er zu uns kommt. Das heißt, zuerst müssen wir eine Infrastruktur erstellen und dann das Geld nehmen, und nicht umgekehrt.“ Artemjew bezweifelt daher, dass sich eine Gebühr positiv auswirke.

Foto: commons.wikimedia/Natalia Semenova CC BY 3.0

Swetlana Tujunen hingegen steht der Extrazahlung für Karelien-Urlauber positiv gegenüber. „Wir sind eine arme Republik, also habe ich nichts dagegen“ sagt die Direktorin des Tourismusunternehmens „Ostrow“ und vertritt die Meinung der weniger skeptischen Experten der Branche.

„Wenn die Resortgebühr von einem Touristen bezahlt wird, der zu uns kommt und untergebracht ist, und dies vom Übernachtungsbetrieb berechnet wird und nicht vom Reisebüro, dann hätte ich nichts dagegen“, versucht sie die Sichtweise ihrer Kunden zu vertreten. „Das bedeutet, dass diese Gebühr nicht im Reisepreis enthalten sein darf und dieses Geld in die Verbesserung der Infrastruktur gehen muss.“

Und da scheint der Hund begraben. Es herrschen noch zu viele Zweifel, ob die Extraeinnahmen für und durch den Tourismus auch wirklich ihrem Bestimmungszweck zufließen werden. Zu groß scheint künftig die Verlockung, sich an seinen Gästen gesund zu stoßen.

[mb/russland.REISEN]